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Startup Europe Summit: Rolle der Politik für IT-Start-ups?

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Es waren zwei aufregende Tage mit spannenden Dialogen über Netzneutralität, Hemmnisse der IT-Wirtschaft und (ungenutzte) EU-Fördermittel. Das Startup Europe Summit lud am 12. und 13. Februar EU-Entscheider, Journalisten und IT-Unternehmer in die Gründerschmiede Factory Berlin ein. Während Start-ups wie Box at Work, Insulin Angel, unu, Drivy, Uberchord oder home eat home ihre Geschäftsideen einem breiten Publikum präsentierten und vor einer Jury pitchten, diskutierten Meinungsbilder, Blogger und Politiker über die aktuelle Lage und Zukunft der europäischen Start-up-Szene.

Einst eine Brauerei, ist die Factory Berlin heute ein in Mitte gelegener Gründercampus mit dem Anspruch, das Herzstück der Berliner Gründerszene zu sein. An diesem Ort versammelten sich vergangene Woche Entscheider der Europäischen Kommission, Meinungsbilder, Journalisten und IT-Gründer zum regen Austausch. An zwei Tagen konnte man Hände schütteln, Start-up-Produkte ausprobieren, diskutieren, nachfragen und neue Kontakte knüpfen. Ganz im Sinn eines Pop-up-Events gab man erst am Vorabend das finale Programm der Konferenz bekannt.

Alle sind sie da: vom Bill Gates-Schützling bis zum Diamond Dash-Erfinder

Aber nicht nur bekannte Gründergesichter wie das von ResearchGate-Gründer Ijad Madisch, der Bill Gates als Investor gewinnen konnte, Matthias Knecht vom Fintech-Start-up Zencap, Wooga-Gründer Jens Begemann, Rebecca Escreet von 6Wunderkinder oder BlaBlaCar-Gründer Frédéric Mazzella waren vor Ort, um Aktuelles zu berichten.

Startup Europe Summit 2015

Das Programm des Events konnte im Sinne einer Pop-up-Konferenz erst am Vorabend eingesehen werden

Auch die Politik ließ es sich nicht nehmen, dabei zu sein, wenn man über IT, Finanzierungen, Regulierungen und Chancen auf europäischer Ebene spricht. So nahmen auch EU-Kommissionsvizepräsident Andrus Ansip, EU-Digitalkommissar Günther Oettinger sowie US-Botschafter John Emerson Platz auf der Bühnen-Couch, um Fragen der Förderung von IT-Start-ups zu diskutieren.

Gleiches Recht, aber kein gleiches Netz für alle?

Besonders aufmerksam wurde man bei den Worten Ansips, der in Berlin erklärte, dass er einer Internet-Maut, wie die Telekom-Konzerne sie durchzusetzen versuchen, nicht im Weg stehen würde.

Denn Datenpakete mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten durchs Netz zu schicken, sei schließlich dem Straßenverkehr nachempfunden, wo es doch auch funktionieren würde, dass unterschiedliche Verkehrsteilnehmer mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten am Gesamtverkehr teilnehmen.

Die Tatsache, dass frisch gegründete IT-Start-ups sicherlich nur selten von Anfang an in der Lage sind, hohe Rechnungen zu begleichen, wie eine Internet-Maut sie verursachen würde, um mit IT-Giganten mitzuhalten, scheint der Vizepräsident der EU-Kommission außer Acht zu lassen. Sollten Start-ups nicht in der Lage sein, eine schnelle Internet-Geschwindigkeit finanzieren zu können, wird ihnen die Chance genommen, Produkte in gleicher Geschwindigkeit anzubieten, die womöglich sogar besser als jene großer Anbieter sein können.

Startup Europe Summit 2015

Ein Querschnitt von zwei Tagen Startup Europe Summit 2015

Ruf der fehlenden Risikobereitschaft eilt Investoren voraus

Während der Kommissar für den digitalen Binnenmarkt seinen Gesprächspartner Mike Butcher, Redakteur des Start-up-Blogs TechCrunch, verwunderte, verzückte John Emerson, US-Botschafter in Deutschland, ihn am zweiten Tag der Pop-up-Konferenz.

Zum Schmunzeln brachte er die Zuhörer mit seinen Sticheleien, dass sich die Deutschen lieber darüber informiert haben, wie sie ihr Haus in Google Street View unkenntlich machen lassen können, während die Amerikaner stolz ihr Haus im Internet beäugten.

Emerson beteuerte aber auch, dass die Menschen deutsche Produkte haben wollen, aber die DNA deutscher Start-ups einem internationalen Siegeszug entgegen stünde. Diese DNA sei geprägt von der Intoleranz zum Scheitern. FDP-Lindner lässt grüßen. Die Angst vor dem Scheitern verhindere ein ambitioniertes Wachstumsvorgehen. Aber auch Deutschlands Kapitalgeldgeber sind gehemmter als ihre US-Kollegen. Die Angst vor dem Scheitern scheint in der deutschen Gründerszene immer noch sehr fest verankert zu sein.

Horizon 2020 wartet immer noch auf Europas KMU mit Kapitalbedarf

Auch Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, hält nicht viel von dieser Zurückhaltung. Seine Strategie für die europäische IT-Wirtschaft verfolgt die Idee, Konkurrenten wie die USA oder China sogar einzubinden. Auch nutzte er die Gelegenheit auf der Bühne, um das EU-Förderprogramm Horizon 2020 zu erwähnen. Hier stehen nämlich insgesamt sieben Milliarden Euro zur Verfügung, um kleine und mittlere Start-ups finanziell zu unterstützen. Aber die Gründer schlafen wohl noch, anstatt Horizon 2020 in Anspruch zu nehmen, wie die schwache Resonanz zeigt.

Startup Europe Summit 2015

Unter anderem diese Start-ups präsentierten sich: Uberchord, Insulin Angel, YouMo, Stilnest, TalkItt, home eat home

Wooga: Ausgaben in Höhe mehrerer Millionen US-Dollar für Werbung

Zu einem späteren Zeitpunkt erzählte Jens Begemann, Mit-Gründer des Spiele-Unternehmens Wooga, dass sie 2014 insgesamt 36 Prototypen für Spiele entwickelt hätten, wovon nur die besten Ideen schrittweise gefiltert und weiterentwickelt wurden. Besonders bekannt ist den meisten wohl das Spiel Diamond Dash. Und wenn es um die Steigerung von Bekanntheit geht, weiß der Berliner Unternehmer genau, was zu tun ist. So berichtete er:

dass er in den ersten beiden Wochen nach Veröffentlichung eines Spiels mehrere Millionen US-Dollar in die Werbung investiert. Denn wenn man einfach nur ein gutes Spiel veröffentlichen würde, bekäme das niemand mit. Schließlich kämen Tausende von Spielen jede Woche auf den Markt.

Das soll kleinen Spiele-Studios Mut machen? Das ist wohl nicht das ausschließliche Ziel der Startup Europe Summit. Es ging vor allem darum, zu zeigen, was aus einem IT-Start-up werden kann, wenn die Bedingungen gut sind. Dies umzusetzen, ist auch Aufgabe der Politik. Wenn man sich auch nicht immer einig war, so lautet doch der gemeinsame Nenner, die europäische IT-Gründerszene stärker fördern zu müssen, damit sie es mit der Konkurrenz von Übersee endlich aufnehmen kann.

Auf Für-Gründer.de finden sich weitere spannende Gründerveranstaltungen in ganz Deutschland.

Bildergalerie: Startup Europe Summit 2015 in Berlin

The Startup Games beim Startup Europe Summit 2015
Uberchord Engineering beim Startup Europe Summit 2015
Drivy beim Startup Europe Summit 2015
FinTech-Panel beim Startup Europe Summit 2015
Networking beim Startup Europe Summit 2015
John Emerson und Mike Butcher beim Startup Europe Summit 2015
Jens Begemann von Wooga
Strawberry Energy im SES-Pitch

 


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