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Business Angel mit der goldenen Nase: Rainer Christine

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Beim Deutschen Business Angels Tag 2014 in München kamen Investoren und Start-ups zusammen, um sich bei einer Start-up Messe, Gala Dinner und verschiedenen Workshops zu vernetzen. Ein Highlight der Veranstaltung war die Verleihung der Goldenen Nase für den Business Angel mit dem richtigen Riecher für Investments. Als Business Angel des Jahres 2014 wurde Dr. Rainer Christine geehrt.

Für-Gründer.de: Hallo Herr Christine, was hat Sie dazu bewogen Business Angel zu werden und welchen beruflichen Hintergrund haben Sie?

Business Angel des Jahres Rainer Christine: Von der Wahl zum Business Angel des Jahres war ich völlig überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dafür überhaupt schon infrage komme. Zu meinem beruflichen Hintergrund: ich habe in Köln und an der Universität von Sussex Biologie mit dem Schwerpunkt Molekular- und Zellbiologie und Immunologie studiert.

Während meiner Doktorarbeit habe ich dann mit meinem Studienfreund Dr. Gregor Siebenkotten das Unternehmen amaxa gegründet. amaxa hat im Life Science-Bereich ein innovatives Verfahren für das Einschleusen von Nukleinsäuren in Zellen entwickelt und international vermarktet. Nach zwei Finanzierungsrunden, schwarzen Zahlen und 160 Mitarbeitern, davon 40 in den USA, haben wir das Unternehmen 2008 dann sehr erfolgreich verkauft. Seit 2009 bin ich als Privatinvestor aktiv, aber auch im Bereich Venture Capital. Mittlerweile bin ich Partner bei Earlybird – Earlybird war im Jahr 1998 der erste Investor bei amaxa, und wir waren Earlybirds erstes Investment.

Rainer Christine

Business Angel des Jahres 2014: Dr. Rainer Christine

Für-Gründer.de: Herzlichen Glückwunsch zum Titel Business Angel des Jahres, der Ihnen durch den Branchenverband BAND verliehen wurde – was bedeutet Ihnen der Titel persönlich?

Business Angel des Jahres Rainer Christine: Herzlichen Dank für die Glückwünsche! Über den Titel habe ich mich sehr gefreut – und ich war völlig überrascht. Den Titel empfinde ich als große Ehre und als Ansporn, mich weiter im Bereich Start-ups zu engagieren. Ich bin ja erst seit ein paar Jahren als Investor aktiv, der Beweis des Erfolgs steht also in gewisser Weise noch aus. Umso mehr nehme ich den Preis als Motivation für meine weiteren Aktivitäten.

Für-Gründer.de: Vorgeschlagen hat Sie Ihre Beteiligung, die AyoxxA Biosystems GmbH, was hat Sie damals zu dem Investment bewogen und wie läuft es bei AyoxxA?

Business Angel des Jahres Rainer Christine: Der Kontakt zur AyoxxA ist dadurch entstanden, dass der CEO des Unternehmens Dr. Andreas Schmidt Jahre zuvor als Student für mein ehemaliges Unternehmen gearbeitet hat. Unsere Gespräche haben also gar nicht den Fokus einer Beteiligung gehabt, sondern es ging um viele grundsätzliche Themen: Unternehmensentwicklung, Finanzierung, Standort usw. Ich war dann zunehmend angetan von AyoxxAs Technologie und Team und dem großen Potential des Unternehmens.

AyoxxA hat sich seitdem sehr gut entwickelt. Wir haben gerade eine zweite Finanzierungsrunde über 11,3 Mio. Euro abgeschlossen. Insgesamt verfügt AyoxxA über eine sehr gute Investorenbasis: u.a. Wellington, den HTGF, NRW.BANK, BioMed Partners, Creathor und als Privatinvestoren Dr. Gregor Siebenkotten sowie Prof. Dr. Detlev Riesner und Dr. Jürgen Schumacher, zwei der Gründer von Qiagen. Auch das Management ist mittlerweile sehr gut aufgestellt und arbeitet intensiv auf die Markteinführung des ersten Produktes hin.

Für-Gründer.de: Können Sie uns noch andere Start-ups nennen, bei denen Sie beteiligt sind und was diese machen?

Business Angel des Jahres Rainer Christine: Nennen möchte ich vor allem die Cryotherapeutics GmbH, ein Unternehmen aus dem Bereich Meditzintechnik, das eine nicht-invasive Technologie entwickelt hat, um Herzinfarkte zu behandeln und ihnen vorzubeugen. Das Ganze geschieht dadurch, dass die betroffenen Regionen mithilfe eines Katheters kurzzeitig abgekühlt werden und dadurch ein Heilungsprozess in Gang gesetzt wird. Die bisherigen Daten sind sehr vielversprechend und der nächste wichtige Schritt wird die erste Studie am Menschen sein. Cryotherapeutics hat ein außergewöhnlich erfahrenes Team und ebenfalls ein sehr gutes Investoren-Konsortium.

Für-Gründer.de: Sie investieren ausschließlich im Bereich Bio-Tech – warum und was muss ein Start-up mitbringen, um Ihr Interesse zu wecken?

Business Angel des Jahres Rainer Christine: Ich bin Biologe und verstehe deswegen nur etwas vom Life Science-Bereich. Um die Unternehmen sinnvoll unterstützen zu können, muss ich zunächst erst einmal genau verstehen, was das Unternehmen macht. Außerdem muss mein Netzwerk zu den Bedürfnissen des Unternehmens passen. Natürlich gibt es auch sehr spannende Themen im Bereich Technologie außerhalb der Life Sciences, die verstehe ich in der Regel nur nicht gut genug.

Besonders wichtig ist für mich eine innovative Technologie, die einen großen Markt adressiert und das Potential hat, den Status quo zu verändern – auf Neudeutsch: eine disruptive Geschäftsidee.

Außerdem sind die handelnden Personen von entscheidender Bedeutung, in frühen Phasen also vor allem die Gründer. Hier finde ich es besonders wichtig, dass die Gründer bereit sind, wirklich ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen. In den meisten Fällen bedeutet das, den Einfluss bzw. die Entscheidungsmacht aber auch die Verantwortung mit weiteren Mitgliedern der Geschäftsführung, den Investoren und Beiratsmitgliedern zu teilen – und dabei trotzdem den eigenen Drive zu behalten.

Für-Gründer.de: Wie würden Sie die Herausforderungen für Sie als Business Angel bei Bio-Tech-Investments beschreiben?

Business Angel des Jahres Rainer Christine: Bei Investments im Life-Science-Bereich ist es wegen des hohen Kapitalbedarfs aus meiner Sicht unerlässlich, schon in der Seed-Runde ein Investoren-Konsortium für das Unternehmen zu gewinnen. Das Seed-Kapital ist noch relativ einfach zu bekommen, die großen Herausforderungen beginnen dann spätestens in der A-Runde, wenn mehr Geld gebraucht wird und öffentliche Quellen keine ganz so große Rolle mehr spielen.

Um Life Science-Unternehmen erfolgreich zu finanzieren, ist es meiner Erfahrung nach essentiell, dass alle Investoren eng zusammenarbeiten:

Das gelingt umso besser, je früher hier die Weichen richtig gestellt werden.

Für-Gründer.de: Wie sieht es in Deutschland insgesamt im Bereich Bio-Tech Investments aus, gibt es zu wenig Geld oder zu wenig interessante Unternehmen? Und woran liegt dies aus Ihrer Sicht?

Business Angel des Jahres Rainer Christine: Es gibt leider viel zu wenig Kapital für viel zu viele interessante Unternehmen. Die Basis, die Deutschland im Life Science-Bereich an Technologie und Patenten zu bieten hat, ist ausgezeichnet. Leider steht für diese Unternehmen viel zu wenig Kapital zur Verfügung, das gilt insbesondere für den Bereich Venture Capital. Die Gründe für die Kapitalknappheit sind vielfältig:

  • Strengere Regulierungen durch Basel III und Insolvency II, machen es für Banken und Versicherungen schwierig, in VC-Fonds zu investieren
  • Es fehlen Anreize für Investoren, sich bei VC-Fonds zu engagieren.
  • Ein weiterer Grund ist der Mangel an eindeutigen Erfolgsgeschichten in der deutschen Life Science-Landschaft vor dem Hintergrund einer erst sehr kurzen Historie beim Thema Venture Capital

Für-Gründer.de: Was sind aus Ihrer Erfahrung als Investor die häufigsten Gründe für Probleme bei jungen Unternehmen?

Business Angel des Jahres Rainer Christine: Leider zählt mittlerweile die Unterversorgung mit Kapital zu den zentralen Problemen bei jungen Life Science-Unternehmen. Das müsste eigentlich nicht so sein und ist eher ein pathologisches Symptom für den Zustand der Finanzierungslandschaft. Darüber hinaus sind Schwierigkeiten im Managementteam ein häufiges Problem. Das war schon immer so und ist wohl eine der unveränderlichen Herausforderungen.

Für-Gründer.de: Ist der INVEST – Zuschuss für Wagniskapital für Sie eigentlich relevant bzw. ein Anreiz für neue Investitionen? Oder was würden Sie sich von der Politik wünschen?

Business Angel des Jahres Rainer Christine: Der INVEST-Zuschuss für Wagniskapital ist ein begrüßenswertes Element für die Finanzierung von Life Science-Unternehmen. Ob es dadurch wirklich zu verstärkter Investitionstätigkeit kommt, bleibt abzuwarten. Wünschenswert wäre sicher ein Anheben des Cap von 50.000 Euro, was 20 % von 250.000 Euro Gesamtinvestment ausmacht, auf mindestens 200.000 Euro und die Anwendbarkeit für Folgeinvestitionen – nicht nur Erstinvestitionen. Aber sicher wird der Zuschuss auch dann nur ein Baustein der Finanzierung bleiben.

Sehr wichtig wäre es aus meiner Sicht, die Investition in VC-Fonds auf sinnvolle Weise zu stimulieren, da nur mit Hilfe von VC-Fonds die für den Life-Science-Bereich notwendigen Summen aufgebracht werden können. Denkbar wäre etwa ein niedriger Steuersatz auf Gewinne aus Investments in VC-Fonds.

Für-Gründer.de: Und zum Abschluss: Worauf sollte ein Start-up bei der Suche nach dem passenden Business Angel achten?

Business Angel des Jahres Rainer Christine: Leider ist die Situation oft so, dass die Unternehmen über jeden Investor froh sind und eine gesunde Auswahl oft nicht stattfindet. Grundsätzlich würde ich Unternehmen raten, auf Business Angels zu vertrauen, die Branchenerfahrung und unternehmerische Erfahrung kombinieren. Diese sollten auch bereit sein, sich auch mit einem gewissen Zeiteinsatz für das Unternehmen zu engagieren. Am besten sind Zusatzvoraussetzungen wie:

  • Ein relevantes Netzwerk für das Unternehmen.
  • Eine gute Vernetzung mit der Finanzlandschaft.
  • Kooperationsbereitschaft.

Für-Gründer.de: Vielen Dank für das Interview!

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