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Mit EchtPost digitale Grüße auf analogem Wege versenden

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EchtPost ermöglicht „Echte Postkarten. Aus dem Internet. In den Briefkasten.” Ursprung dieser Idee war das Dilemma der Gründerin Anne Buch, zwar Spaß an der Gestaltung von Postkarten zu haben, aber diese letztendlich dann doch nicht zu versenden. Und so wurde die Geschäftsidee geboren, das Verschicken von Postkarten so einfach wie den Versand von E-Mails oder SMS zu gestalten.

Im Interview erzählt Anne Buch, was sie zur Gründung von EchtPost inspirierte, wie sie die Gründungsförderung in Nordrhein-Westfalen wahrnimmt, worauf sie bei der Programmierung und Gestaltung der Website achtete und welche Erfahrungen sie als Frau in einer männerdominierten Start-up-Szene gemacht hat.

Für-Gründer.de: Hallo Frau Buch, Sie haben EchtPost gegründet. Was genau verbirgt sich dahinter?

Anne Buch von EchtPost: www.echtpost.de ist eine Online-Plattform, über die man echte Postkarten per Post verschicken kann – sozusagen aus dem Internet in den Briefkasten. Der Nutzer kann online ein Postkartenmotiv auswählen und gibt einen individuellen Text sowie die Empfängeradresse ein. Für 2,30 Euro druckt EchtPost die Karte, frankiert sie mit einer echten Briefmarke und verschickt sie per Post. Damit möchte EchtPost in digitalen Zeiten endlich wieder für volle Briefkästen sorgen.

EchtPost

Mit EchtPost kann man echte Post ebenso einfach versenden wie eine E-Mail oder SMS

Für-Gründer.de: Was haben Sie vor Ihrer Existenzgründung gemacht und was inspirierte Sie zur Gründung von EchtPost?

Anne Buch von EchtPost: Ich habe ursprünglich Publizistik und Filmwissenschaft studiert und war danach mehrere Jahre im Bereich PR und Öffentlichkeitsarbeit tätig, zuletzt bei einem Technologie-Unternehmen. 2012 bin ich in Elternzeit gegangen und habe diese Zeit bewusst dazu genutzt, mir Gedanken über meine berufliche Zukunft zu machen.

Ich habe nach einem Job gesucht, der mich persönlich erfüllt. In meiner Freizeit habe ich gerne Postkartenmotive gestaltet, und mir daher überlegt, wie ich diese verkaufen könnte. Gleichzeitig habe ich eine Lösung für mein ganz eigenes Dilemma gesucht:

Obwohl ich unheimlich gerne Postkarten verschicke, habe ich es kaum gemacht, weil es mir einfach zu kompliziert war. So hat sich nach und nach die Idee zu EchtPost entwickelt.

Für-Gründer.de: An welche Zielgruppe richtet sich das Angebot von EchtPost?

Anne Buch von EchtPost: EchtPost richtet sich insbesondere an die Generation, die mit Brieffreunden und Wählscheibe am Telefon groß geworden ist. Obwohl sie heute fast ausschließlich digital kommuniziert, wird sie beim Gedanken an einen vollen Briefkasten nostalgisch. EchtPost verbindet die Einfachheit digitaler Kommunikation mit der persönlichen Wertschätzung einer Postkarte zum Anfassen.

Für-Gründer.de: Welche Themen-Postkarten werden am häufigsten verschickt?

Anne Buch von EchtPost: Derzeit wird EchtPost vor allem zu saisonalen Anlässen und Feiertagen wie Weihnachten, Ostern oder Muttertag genutzt. Darüber hinaus stehen natürlich Geburtstagskarten hoch im Kurs. Das Ziel von EchtPost ist es aber, dass nicht nur zu besonderen Anlässen Postkarten verschickt werden, sondern einfach so zwischendurch, um einem Menschen zu zeigen, dass man an ihn gedacht hat.

Erstaunlicherweise sind es bisher vor allem Männer, die Postkarten ohne konkreten Anlass verschicken.

Für-Gründer.de: Der Sitz ist in Köln. Wie nehmen Sie die Gründungsförderung in NRW wahr und wie unterstützte Sie Ihr privates Umfeld beim Schritt in die Selbstständigkeit?

Anne Buch von EchtPost: Ich habe während meiner Elternzeit am NUK-Businessplan-Wettbewerb teilgenommen und die zahlreichen Angebote in Form von Vorträgen, Coaching-Abenden und konkretem Feedback von Experten zu meinem Businessplan sehr geschätzt. Durch NUK habe ich mich sehr intensiv mit der Gründung auseinandergesetzt und mich anschließend gut auf die Unternehmensgründung vorbereitet gefühlt.

Mein privates Umfeld hat auf meine Gründungspläne sehr positiv reagiert. Ich bin kein Mensch, der sich schnell in einer fixen Idee verliert, daher wurde ich von Anfang an ernst genommen. Mein Mann unterstützt mich zu 100 %, das war auch eine Voraussetzung für mich, die Unternehmensgründung tatsächlich zu wagen.

Anne Buch von EchtPost

Anne Buch ist Gründerin von EchtPost

Für-Gründer.de: Ihre Website ist Ihr Geschäft: Wie und mit wem haben Sie diese konzeptioniert und umgesetzt?

Anne Buch von EchtPost: Die Konzeption der Website habe ich selbst übernommen, in meinem bisherigen Berufsleben habe ich damit bereits Erfahrung gemacht. Ich hatte sehr konkrete Vorstellungen zur Umsetzung von EchtPost und habe diese in einem umfangreichen Lastenheft zu Papier gebracht. Mit Programmierung und Webdesign habe ich eine kleine Webagentur beauftragt. Die Zusammenarbeit war nicht immer einfach und hat sich sehr viel länger hingezogen als ursprünglich geplant. Ich musste die Erfahrung machen, dass es schwierig ist, bei der eigentlichen Geschäftsbasis auf einen externen Dienstleister angewiesen zu sein.

Für den Content sorge ich in erster Linie selbst. Kommunikation ist meine Stärke und steht bei meiner Arbeit für EchtPost im Fokus. Die Postkartenmotive gestalte ich zum Teil selbst, kooperiere aber auch mit anderen Designern. Zukünftig wird es sehr viel mehr und immer wieder neue Motive von unterschiedlichen Fotografen, Grafikdesignern und Illustratoren geben, denn das Ziel ist es, EchtPost als Plattform für originelle und hochwertige Postkartenmotive zu etablieren.

Für-Gründer.de: Stichwort Usability: Worauf haben Sie bei der Gestaltung besonders geachtet?

Anne Buch von EchtPost:

EchtPost bietet einen Service, den niemand im eigentlichen Sinne braucht, daher spielt die Usability der Website eine wichtige Rolle.

Mir war wichtig, dass das Schreiben einer Postkarte über EchtPost tatsächlich so einfach ist, wie der Versand einer E-Mail, alles andere würde eine zu große Hürde für die Nutzung bedeuten. Zusätzlich wurden einige Features implementiert, die den User dabei unterstützen, den Vorsatz, eine Postkarte zu schreiben, auch tatsächlich in die Tat umzusetzen. So kann man beispielsweise einen Wunschtermin eingeben, zu dem die Postkarte verschickt wird – Weihnachtskarten kann man so zukünftig auch schon vor der stressigen Vorweihnachtszeit schreiben.

Ein weiteres Zusatzfeature ist ein Kalender, in den Termine eingetragen werden können, zu denen man Karten verschicken möchte. Mit einem Klick werden die Geburtstage sämtlicher Facebook-Freunde importiert, EchtPost erinnert dann rechtzeitig per E-Mail daran, eine Karte zu verschicken.

Für-Gründer.de: Kunden brauchen lediglich ein Motiv auswählen und den Text sowie Empfänger eingeben, den Rest macht EchtPost. Das wären demnach die Briefmarke und der Versand? Wer klebt denn die Briefmarke drauf und wirft die Postkarte ein?

Anne Buch von EchtPost: Ich kooperiere mit einer Kölner Druckerei, die die gesamte Abwicklung des Karten-Versands übernimmt. Karten, die werktags bis 13 Uhr bestellt werden, werden noch am gleichen Tag gedruckt. Ein Mitarbeiter der Druckerei klebt die Briefmarken mit der Hand auf die Karten und bringt sie anschließend zur Post.

So funktioniert EchtPost

So funktioniert’s: Motiv auswählen, Text schreiben, Adresse angeben, bezahlen und auf die freudige Reaktion des Empfängers warten

Für-Gründer.de: Welche Erfahrungen machen Sie als Frau in einer männerdominierten Start-up-Szene?

Anne Buch von EchtPost: Als Frau, die ihr Unternehmen alleine gegründet hat und nachmittags vor allem die Rolle als Mutter inne hat, stelle ich sicherlich nicht den durchschnittlichen Gründer dar. Manchmal werde ich gefragt, ob ich nach der Elternzeit in meinen alten Beruf zurückkehre und EchtPost nebenbei betreibe – als wäre es ein Hobby und kein Unternehmen, das ich führe.

Gewöhnungsbedürftig finde ich, dass die gesamte Branche auf Erfolgsmeldungen aus zu sein scheint, von den Problemen und Unsicherheiten, die mit einer Gründung definitiv einhergehen, möchte niemand etwas hören. Als Frau bin ich an dieser Stelle vielleicht manchmal zu ehrlich im Vergleich zu vielen Männern in der Start-up-Szene.

Für-Gründer.de: Das Start-up ist noch sehr jung, Ende 2013 gegründet. Wo stehen Sie gerade und was sind konkrete nächste Schritte?

Anne Buch von EchtPost: Nachdem Ende 2013 die Beta-Version von www.echtpost.de online gegangen ist, wurde die Website in den letzten Monaten weiterentwickelt und auf Kundenbedürfnisse hin optimiert. Jetzt bin ich an einen Punkt gelangt, an dem das Portal erst einmal „fertig” ist, wenn man das von einer Website jemals behaupten kann, denn natürlich ist die Liste mit Dingen, die ich gerne ergänzen möchte, lang.

Im Fokus stehen aktuell aber vor allem zwei Dinge: Zum einen die Bekanntheit von EchtPost zu erhöhen, denn nur, wenn die Menschen von EchtPost erfahren, können sie es auch nutzen. PR- und Marketingmaßnahmen stehen daher absolut im Fokus. Daneben geht es um die Intensivierung der Zusammenarbeit mit anderen Postkartendesignern, um das Spektrum des Portfolios zu vergrößern.

Für-Gründer.de: Welchen Ratschlag haben Sie insbesondere für Frauen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen wollen?

Anne Buch von EchtPost: Mein Rat an potenzielle Gründer ist, mit möglichst vielen Menschen über ihre Pläne zu sprechen. Im Rahmen des NUK-Businessplan-Wettbewerbs habe ich sehr vielen unterschiedlichen Menschen von meinen Plänen erzählt und gerade diejenigen, die das Projekt kritisch sahen, haben wesentlich zur Entwicklung beigetragen.

Frauen würde ich raten, nicht zu sehr an sich selbst zu zweifeln. Männer sind sicherlich nicht besser für eine Gründung qualifiziert, trauen es sich aber eher zu als viele Frauen. Diesen Ratschlag gebe ich mir auch selbst immer mal wieder.

Für-Gründer.de: An wen haben Sie das letzte Mal eine Postkarte versendet und was stand drauf?

Anne Buch von EchtPost: Die letzte Postkarte habe ich gestern an einen anderen Unternehmer geschickt, um mich für ein Gespräch zu bedanken, das wir vor ein paar Tagen geführt haben. Ich bin natürlich eine meiner besten Kundinnen und schreibe ständig Postkarten. Das Feedback ist sehr positiv, denn echte Post im Briefkasten stellt heute eine Besonderheit dar. Niemand weiß zwei Tage nach seinem Geburtstag noch, wer auf der Facebook-Chronik gratuliert hat. Die eine Postkarte, die im Briefkasten lag, hängt dafür am Kühlschrank. Im beruflichen Kontext ist es das gleiche:

Eine Visitenkarte vergisst man schnell in der Jackentasche, aber als diejenige, von der man im Anschluss eine Postkarte bekommen hat, bleibe ich in Erinnerung.

Für-Gründer.de: Vielen Dank für das Gespräch.

EchtPost Logo


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