Innovationsmanagement & Intrapreneurship: Unter diesem Motto stand der Corporate Startup Summit in Frankfurt. Hier treffen sich Vertreter etablierter Konzerne, um eine möglichst erfolgreiche Zusammenarbeit mit Start-ups voranzutreiben. Doch: Die alte und neue Welt, Corporate und Start-up, das funktioniert nicht immer…
Wenn Konzerne den Wandel diskutieren
Drei Sätze sind es, die uns nach dem Besuch des diesjährigen Corporate Startup Summit besonders in Erinnerung geblieben sind. Und diese drei Sätze bringen unsere Eindrücke von der Veranstaltung ziemlich genau auf den Punkt. Die ersten beiden konnte man direkt nach Beginn der Veranstaltung auf Twitter lesen, wo jeder unter dem Hashtag #2thecrazy1 über die Veranstaltung berichten und ihr folgen konnte. Auf Twitter schrieb Andreas Söntgerath:
Eine #StartUp Event auf dem darauf hingewiesen wird Sakko und Krawatte auszuziehen. Und immer noch gibts Spiesser im Anzug #2thecrazy1
— Andreas Söntgerath (@schwarzwild1) 19. Oktober 2016
Ebenso kritisch twitterte er von seinem Kanal schwarzwaldinfo:
Man merkt, dass #2thecrazy1 eine Corporate Veranstaltung ist. Es twittert kaum jemand. cc: @CStartupSummit — schwarzwildinfo (@schwarzwildinfo) 19. Oktober 2016
Der dritte Satz fiel in einem Workshop, der den Paradigmenwechsel und die Organisation der Zukunft zum Thema hatte. Hier stellte ein Innovationsmanager die von seinem Konzern kürzlich eingerichtete „Ideen-Garage“ zur Förderung des kreativen Querdenkens vor und ein Teilnehmer fragte:
Und auf welche Kostenstelle buchen die Mitarbeiter die Zeit in der Garage?
Kommentare, wie diese, zogen sich wie ein roter Faden durch die vier Workshops des ersten Tages, die sich alle mehr oder weniger um das Thema „Transformation des Gestern auf das Heute“ bzw. „How to become an Entrepreneur“ drehten. Selbst der Workshop „Testing like an Intrapreneur“, der sich eigentlich auf die Validierung von Geschäftsmodellen in der Praxis fokussieren sollte, rutschte schnell in Diskussionen über die Unterschiede zwischen Start-ups und der etablierten Konzernwelt ab bzw. was die einen besser (und schneller) machen. Denn die Zeit (und das Geld), um für einen Produkttest eine ganze Schar von Praktikanten in Fußgängerzonen auszusenden und dadurch die Akzeptanz eines Produktes zu bestimmen, haben die meisten Start-ups nicht. Weshalb hier auch häufig die innovativeren Ansätze wie z.B. Lean-Startup oder Minimum Viable Product Anwendung finden.

Noch intensiver mit dem Wandel von der alten in die neue Welt setzte sich der Workshop „Paradigmenwechsel – Das Morgen von gestern ist heute“ auseinander. Auch hier fehlten die echten Start-up-Vertreter, das Teilnehmerfeld bestand fast ausschließlich aus Vertretern großer Unternehmen bzw. Konzerne. Entsprechend gestaltete sich auch die Diskussion. In Gruppenarbeit mussten die Teilnehmer das „Vorher“ und „Nachher“ in ihren Unternehmen bestimmen. Dabei zeigte sich an den Ergebnissen, dass zwar die Bereitschaft (und auch die Ideen) zum schnellen Wandel fast überall vorhanden sind.
Allerdings verhindern die Umsetzung oft starre interne Konzernstrukturen sowie das Denken in Hierarchien, an denen sich viele der anwesenden Innovationsmanager häufig aufreiben. Im Beispiel beschrieb eine Teilnehmerin, dass es nach inzwischen zwei Jahren endlich gelungen ist, zwei Mitarbeiter zu 100% für den neuen Kreativbereich „loszueisen“. Weshalb an echte Ausgründungen von Start-ups aus der Konzernstruktur – das eigentliche Ziel – noch lange nicht zu denken ist. Und der eingangs erwähnte Satz zur Kostenstelle für die Mitarbeiter, die gerne innovative Akzente in ihrem Unternehmen setzen möchten, fiel ebenfalls hier und zog eine lange Diskussion nach sich.
Die Ergebnisse, die die Teilnehmer in ihrer Gruppenarbeit präsentierten, waren ebenfalls innovativ und nach vorn gerichtet. Fraglich blieb bei den meisten Teilnehmern aber, ob (und wie) diese im eigenen Unternehmen umgesetzt werden können. Und auch die Erkenntnis, dass Onlineshops ein Zeichen der neuen Welt seien und damit etablierte Konzerne bedrohen könnten, zeigt nicht unbedingt den Innovationsgeist in Deutschlands Konzernen. Treffend stellte deshalb ein Workshop-Teilnehmer fest:
Gremien dominieren die Welt in den Konzernen.

Solange diese Gremien und das festgefahrene Denken in starren Konzernstrukturen fortbestehen, werden sich Konzerne, allen guten Ansätzen (wie dem Austausch auf dem Corporate Startup Summit) zum Trotz weiter schwer tun Vorteile, gegen junge, in ihren Entscheidungen schnelle und wendige Start-ups zu erreichen.
Einige Konzerne haben dies durchaus erkannt und versuchen, durch den gezielten Zukauf von Start-ups eben diesen Innovationsgeist, das Know-how und die Wendigkeit ins eigene Unternehmen zu holen. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass bei den übernommenen Start-ups schnell Ernüchterung einkehrt, wenn diese in starre Strukturen integriert werden sollen. Und die Konzerne sind sich nach der Übernahme oftmals gar nicht wirklich im Klaren, was sie eigentlich damit bezwecken und wie eine erfolgreiche Integration aussehen kann. Der Kulturschock ist meist auf beiden Seiten vorprogrammiert. Ein weiteres Fazit der Veranstaltung.
Der Beitrag „Corporates, die auf Start-ups starren“ – und wieso das oft nicht klappt erschien zuerst auf GründerDaily - Deine tägliche Dosis Unternehmertum.