Natascha Hoffner ist zweifache Mutter und selbstständig. Ihre Erfahrungen lässt sie bei der Veranstaltung der herCAREER einfließen. Dabei handelt es sich um eine Messe für Absolventinnen, Frauen in Fach- und Führungspositionen sowie Existenzgründerinnen. Wir sprachen mit ihr über die Doppelbelastung als Mutter und Unternehmerin und erfahren mehr darüber, was die Besucher auf der herCAREER erwartet.
Für-Gründer.de: Hallo Frau Hoffner, nach jahrelanger Anstellung in der Messebranche haben Sie beschlossen, das Zepter selbst in die Hand zu nehmen und gründeten Ihre eigene Agentur für Messe-Events. Wie kam es dazu?
Natascha Hoffner, herCAREER: Die Messebranche hat mich bereits vor über 15 Jahren gepackt. Zuletzt war ich Geschäftsführerin einer Tochtergesellschaft der Deutschen Messe AG und verantwortete unter anderem die Fachmessen für das Personalmanagement in Europa. Die Messe Zukunft Personal zum Beispiel habe ich ab der Erstveranstaltung begleitet – bis ich dann zweifache Mutter wurde. Mit dem zweiten Kind habe ich nämlich aufgehört, zwischen meiner Arbeitsstätte in Mannheim und meiner Familie in München zu pendeln. Diese Entscheidung fiel mir zwar unglaublich schwer, letztlich war es aber die Richtige.
Mein Mann hatte bis dahin den überwiegenden Teil der Elternzeit übernommen und auch die komplette Familien-Organisation unter der Woche. Nachdem ich im Dezember 2014 meinen Arbeitgeber verlassen hatte, fackelte ich nicht lange. Es war letztlich die logische Konsequenz, im April 2015 selbst eine Messegesellschaft zu gründen. Durch meine langjährige Erfahrung und mein Netzwerk fühlte ich mich dafür bestens gewappnet. Die Messegesellschaft messe.rocks GmbH mit Sitz im Münchner Osten konzipiert nun eigene Messeideen, organisiert diese und führt sie durch.
Für-Gründer.de: Gleichzeitig sind Sie Mutter von zwei Kindern. Wie bewältigen Sie die Doppelbelastung?
Natascha Hoffner, herCAREER: Das ist in der Tat eine ordentliche Herausforderung. Letztlich ist es allerdings mein Mann, der mir den Rücken freihält. Er ist gerade das zweite Mal in Elternzeit, dieses Mal für zehn Monate. Es ist ein großes Glück für mich, dass er mich so großartig unterstützt und mir ohne Wenn und Aber ermöglicht, meine beruflichen Ziele zu verfolgen.
Wir sind aber auch auf Hilfe Dritter angewiesen. So unterstützt uns zum Beispiel ein Au-pair-Mädchen für täglich zwei bis zweieinhalb Stunden, da die Kinderkrippe keine Betreuung bis 17.30 oder 18 Uhr anbietet. Es stellt nämlich eine große Herausforderung dar, wenn man soeben ein Unternehmen gegründet hat, vor 18 Uhr Feierabend zu machen. Und natürlich geht es in der Regel auch nach dem Zubettgehen der Kids weiter mit der Arbeit.

Natascha Hoffner, Veranstalterin der herCAREER
Für-Gründer.de: Wo sehen Sie generell die größten Hürden für eine Frau, Karriere zu machen? Welche Erfahrungen haben Sie persönlich gemacht?
Natascha Hoffner, herCAREER: Ich persönlich sehe mehrere Hürden, die Frauen zu meistern haben, egal, ob im Angestelltenverhältnis oder in der Existenzgründung. Bekanntermaßen sind über 50 % der Abiturienten Frauen. Sie sind also hoch qualifiziert, im Management allerdings bislang stark unterrepräsentiert. Woran liegt das?
An der Leistung alleine kann es nicht liegen. Liegt es also doch daran, dass – wie es oft zu lesen ist – Frauen gerne eine Schwangerschaft nutzen, um sich vom Job zurückzuziehen?
Dagegen spricht allerdings die Zahl der Wiedereinsteigerinnen. So steigen rund ein Drittel der Mütter bereits wieder in den Beruf ein, nachdem sie nicht einmal ein Jahr zu Hause waren. Weitere Studien zeigen zusätzlich, dass Frauen, die bereits in Teilzeit arbeiten, gerne ihre Stunden aufstocken würden, dies aber scheinbar gar nicht so einfach möglich ist. Das liegt zum einen sicher daran, dass die zum Teil nicht ausreichende Kinderbetreuung Frauen den Wiedereinstieg in den Job erschwert. Dazu kommt, dass es leider immer noch viel zu oft eine Selbstverständlichkeit ist, dass die Kinderbetreuung Frauensache ist.
Und damit ist die Frau zwangsläufig diejenige, die sich verpflichtet fühlt, kürzer zu treten. Ich würde mir wünschen, dass Frauen dies nicht als selbstverständlich ansehen und, wenn nicht bereits geschehen, auch die Väter mit ins Boot nehmen. Hier möchte ich Sheryl Sandberg [Anm. d. Red: Vorstandsmitglied bei Facebook] ins Spiel bringen. Sie hat es meiner Meinung nach auf den Punkt gebracht, indem sie sagt, dass die Karriereplanung bei der Partnerwahl beginnt.
Darüber hinaus gibt es immer noch eine Menge Vorurteile gegenüber berufstätigen Müttern. Ich möchte an dieser Stelle sagen, dass ich persönlich tolle Erfahrungen mit Müttern im Beruf gemacht habe. Sie konnten nicht nur kaum abwarten, wieder in den Job zu kommen. Sie hatten gegenüber ihrem Arbeitgeber auch stets eine sehr hohe Mitarbeiterloyalität.
Ich empfinde es als Ironie, dass es immer noch Arbeitgeber gibt, die Müttern fehlende Flexibilität zuschreiben.
Für mich war meine damalige Wahl, bei einem mittelständischen Unternehmen zu arbeiten, genau die richtige Entscheidung. Hier konnte ich mich durch Leistung bis in die Geschäftsführung entwickeln. Nichtsdestotrotz braucht es Förderer, Mentoren oder auch Vorbilder. Mit meinem damaligen Chef hatte ich alles in einem. Es war eine wirklich herausfordernde Zeit mit vielen Höhen und Tiefen. Und ein bisschen Stehaufmädchen gehört auch dazu.
Für-Gründer.de: Somit ist die erste Veranstaltung Ihrer Agentur mit dem Namen messe.rocks eine Messe, die Frauen bei ihrer Karriereplanung unterstützen soll. Wie sieht das Konzept von herCAREER konkret aus?
Natascha Hoffner, herCAREER: Die Messe bietet ein neues und innovatives Konzept, das für Deutschland einzigartig ist.
Besucherinnen wollen wir dort abholen, wo sie gerade stehen: beim Jobeinstieg, -aufstieg, -wiedereinstieg oder bei der Gründung des eigenen Unternehmens.
Gegenüber anderen Job- und Existenzgründungsmessen gehen wir aber noch einen Schritt weiter: Wir wollen den Damen für ihre persönliche Qualifizierung Weiterbildungsangebote auch zur Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung vorstellen. Das beginnt bei Präsentationstechniken, geht über Rhetorik, Sprachenlernen und Leadership bis hin zu berufsbegleitenden Studiengängen und Angeboten für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Die herCAREER Messen unterstützt Frauen bei der Karriereplanung (Foto: boerding/Pfluegl)
Wir geben berufstätigen Müttern einen Einblick in Angebote von Lieferdiensten. Das erspart ihnen das Einkaufen nach Arbeitsende. Wir stellen auch Au-pair-Vermittlungen vor, Schülerhilfen, Privatschulen und Betreuungsangebote. Und vor dem Hintergrund der hohen Selbstständigenquote von Frauen ist es naheliegend, auch Angebote zu präsentieren von der Beratung, über Kreditgeber, hin zu Wettbewerben und Coworking Spaces.
Die Messe lädt ein, sich zu informieren, auszutauschen und zu vernetzen. So gibt es ein Vortragsforum mit Diskussionen und Vorträgen, ein LiveTrainingCenter, in dem Trainer, Coaches und Berater die Besucherinnen interaktiv zu unterschiedlichsten Themen wie Arbeitsrecht, Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Businessplanung miteinbeziehen. Ergänzt wird das Programm durch die sogenannten Karriere-MeetUps: Verbände, Netzwerke und Initiativen bringen hier Unternehmerinnen, Gründerinnen und Personalverantwortliche mit interessierten Frauen zusammen.
Auch der Job-Offer-Talk hat einen außergewöhnlichen Ansatz. Es ist bekannt, dass Frauen sich auf Jobangebote erst dann bewerben, wenn sie 100 % der Anforderungen aus dem Stellenprofil erfüllen. Hier setzt der Job-Offer-Talk an und ermöglicht den Besucherinnen, mit den Personalverantwortlichen vorab in den Austausch zu gehen, die ihnen Mut zusprechen, sich auf die Stelle zu bewerben. Arbeitgeber kommen hier also mit einer Zielgruppe in Kontakt, die sich sonst wahrscheinlich nicht bewerben würde.
Auf der zweiten Seite verrät Natascha Hoffner, mit welchen Themen und Sprechern die herCAREER aufwarten kann.