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Pfeffermind Games: Unternehmen entdecken Gamification

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Zu fünft starten die Gründer von Pfeffermind Games ein Berliner Game-Studio, das große Unternehmen mit seiner Gamification-Expertise berät. Konkret geht es darum, Aufgaben spielerisch zu gestalten, sodass ihre Erledigung Spaß macht. Zum Kundenkreis gehören regionale Nahverkehrsanbieter, das Goethe-Institut sowie die größte deutsche Krankenkasse. Ein verspieltes Gründerteam zwischen Hype und Hochrisiko-Kapital.

Für-Gründer.de: Hallo Herr Reinartz, gemeinsam mit vier weiteren Personen haben Sie 2013 Pfeffermind Games gegründet. Was genau machen Sie?

Philipp Reinartz von Pfeffermind Games: Wir sind ein Game-Studio und bieten Gamification-Beratung mit Fokus auf neuartigen Spielkonzepten. Wir entwickeln einerseits plattformübergreifend eigene Spiele, von Mobile bis Real World Gaming, von Spielen in HTML5-Technologie wie „Spyday” oder „Smiley Quiz” bis hin zu Rätselspiel-Events wie „Mission: Accepeted!”, das im realen Leben stattfindet.

Wir arbeiten darüber hinaus aber als Gamification-Experten mit Firmenkunden und helfen, Spiel-Elemente auch im Nicht-Game-Umfeld erfolgreich einzusetzen. Zu unseren Kunden zählen unter anderem führende Player in den Bereichen Versicherung, Healthcare und Transportwesen.

Das Gründerteam von Pfeffermind Games möchte mit der Gamification den Arbeitsalltag spielerisch gestalten.

Das Gründerteam von Pfeffermind Games (vlnr): Daniel Finck, Jacob Beutler, Philipp Reinartz, Sebastian Zillessen und Tarek Hohberg

Für-Gründer.de: Was versteht man unter Gamification?

Philipp Reinartz von Pfeffermind Games: Menschen spielen gerne. Schon in früher Kindheit entwickelt sich unser Drang zum freien Spiel. Leider müssen wir im Alltag und Beruf oft Aufgaben erledigen, die uns langweilen, nicht herausfordern oder schlichtweg keinen Spaß machen.

Die Idee hinter Gamification ist nun die: Wenn wir diese Aufgaben gamifizieren, sozusagen „verspielen”, also spielerisch gestalten, erledigen wir die Aufgaben viel lieber. Sie wandern von der inneren Muss-ich-machen-Liste auf die Will-ich-machen-Liste. Es muss dabei nicht unbedingt ein ganzes Spiel herauskommen. Oft reichen einzelne Elemente, die wir aus Spielen kennen. Als Beispiel:

Seit einigen Jahren stehen in vielen Pissoirs kleine Fußballtore. Wieso? Weil sich gezeigt hat, dass dann viel weniger daneben geht: Der Spieltrieb der Männer ist geweckt, sie wollen dieses verdammte Tor treffen.

Immer mehr Firmen erkennen, dass ihre Mitarbeiter und Kunden viele Dinge lieber tun, wenn sie spielerisch gestaltet sind. Kann-nicht wohnt meistens in der Will-nicht-Straße am Muss-ich-Park. Und den pflügen wir um.

Für-Gründer.de: Angefangen hat alles 2012 mit einem Projekt namens Spitzeljagd, dem Vorläufer der heutigen App Spyday. Worum geht es und wie kam es zur Gründung?

Philipp Reinartz von Pfeffermind Games: Spitzeljagd war ein Projekt zu Studienzeiten. Die Idee: Spieler können echte Spots in ihrer Stadt virtuell besetzen, indem sie dort hinterlegte Quizfragen beantworten. Man kommt an eine Nahverkehrshaltestelle und sammelt dort per GPS eine Quizfrage ein. Wenn man diese löst, hat man die Chance, den Spot zu besetzen und gegen andere zu verteidigen. Ein Monopoly im echten Leben mit dem Ziel, den täglichen Weg durch die Stadt zu einem spannenden Erlebnis zu machen.

Wir wurden mit der Idee für das Gründerprogramm „Herausforderung Unternehmertum” ausgewählt und bekamen ein Jahr lang neben dem Studium die Basics der Unternehmensgründung vermittelt. Anschließend haben wir an einem Accelerator-Programm teilgenommen und gegründet.

Pfeffermind Games Spyday

Die App Spyday von Pfeffermind Games (Quelle: Pfeffermind Games)

Für-Gründer.de: Was hat Ihr Team konkret aus dem Förderjahr des Gründerwettbewerbs „Herausforderung Unternehmertum” mitgenommen?

Philipp Reinartz von Pfeffermind Games: Wir haben die Grundlagen der Unternehmensgründung kennengelernt – von Projektplanung über Recht bis hin zu Marketing. Außerdem kamen wir bei den vielen Treffen mit anderen Gründungsinteressierten in Kontakt, die in ähnlichen Phasen steckten und mit denen man sich austauschen konnte.

Und nicht zuletzt half auch die finanzielle Förderung – gerade bei uns, da unser Team am Anfang über die halbe Welt verteilt war.

Vortrag Pfeffermind Games

Gründer Philipp Reinartz bei der Präsentation von Spitzeljagd (Foto: Pfeffermind Games)

Für-Gründer.de: Was waren seither Ihre größten Meilensteine im Unternehmen?

Philipp Reinartz von Pfeffermind Games: Den Moment, als die Anzahl der eingesammelten Spyday-Quizfragen die 2.500.000-Marke überschritten hat, haben wir besonders gefeiert. Aber auch unser erstes weltweit veröffentlichtes Spiel oder das erste sich selbst finanzierende Spiel waren wichtige Wegmarker. Auf Agenturseite ist jeder neue, große Partner mit spannendem Projekt ein neuer Meilenstein.

Für-Gründer.de: Welche Rolle spielt Gamification aus Ihrer Sicht in der Unternehmenswelt?

Philipp Reinartz von Pfeffermind Games: Eine Schlüsselrolle, weil es ein extrem einflussreiches Tool ist. Es ist in sehr vielen verschiedenen Bereichen einsetzbar und ein ungeheurer Motivations-Boost. Mehr und mehr Firmen erkennen das auch: Inzwischen müssen wir uns selbst weniger um neue Kunden kümmern, viele Firmen kommen von sich aus auf uns zu. Klar, der Begriff ist momentan ein bisschen gehypt und nicht jedes Levelsystem macht die Welt besser, aber es steckt noch viel Potenzial in Gamification.

Für-Gründer.de: Welche Zielgruppe haben Sie mit dem Angebot der Gamification-Beratung ins Auge gefasst – und wer zählt aktuell zu Ihren Kunden?

Philipp Reinartz von Pfeffermind Games:

Da Gamification so variabel einsetzbar ist, ist unsere Kundschaft sehr heterogen. Vom regionalen Nahverkehrsanbieter bis zum weltweit tätigen Goethe-Institut, vom kleinen Betrieb bis zur größten deutschen Krankenkasse.

Für-Gründer.de: Bei fünf Gründern sind sicherlich einige rechtliche Aspekte zu klären. Worauf haben Sie bei der Gründung besonders geachtet?

Philipp Reinartz von Pfeffermind Games: Schon als das Ganze noch ein Freizeitprojekt war, haben wir einen Teamvertrag gehabt, der gemeinsame Vorstellungen festhielt. Ähnlich sind wir auch an den Gesellschaftervertrag herangegangen. Es ist eine besondere Situation, da wir untereinander befreundet sind – manche seit 20 Jahren. Das stellt für uns aber kaum ein Problem dar, wir profitieren viel eher von diesen engen Beziehungen.

Das Grüdnerteam Pfeffermind Games von Bildschön

Das Gründerteam bei der Erstellung des Businessplans im Rahmen des Förderprogramms „Herausforderung Unternehmertum” 2012 (Foto: Herausforderung Unternehmertum/ Bildschön)

Für-Gründer.de: Die Gründungsfinanzierung haben Sie hauptsächlich per Bootstrapping gestemmt. Warum auf diese Weise?

Philipp Reinartz von Pfeffermind Games: Die Games-Branche ist ein Feld, in dem niemand von vornherein sagen kann, welche Spiele finanziell erfolgreich werden.

Da Risikokapitalgeber aber den ersten Teil ihres Namens manchmal nicht besonders mögen, haben sie, vor allem in Deutschland, wenig Interesse daran, in junge Teams zu investieren. Dies gilt besonders, wenn solche Teams keinen weiteren Klon von „Clash of Clans” oder „Candy Crush” produzieren wollen.

Und da wir genau zu diesen nicht wollen, sondern an neue Ideen glauben, haben wir uns gegen Investoren entschieden, die naturgemäß darauf drängen würden, sich an den wenigen, erfolgreichen Modellen im Free-to-Play-Mobile Markt zu orientieren. Im Grunde war es also vor allem eine Entscheidung für die Freiheit, den Spaß und … die Liebe!

Für-Gründer.de: Und zum Schluss die Bitte um eine persönliche Einschätzung: Wie nehmen Sie die Gründungsförderung der Games-Industrie in Deutschland wahr?

Philipp Reinartz von Pfeffermind Games: Man sollte wohl zwischen allgemeiner Förderung der Games-Industrie und speziellen Fördermitteln für Gründer unterscheiden. Erstere ist besonders in der Hauptstadtregion gut aufgestellt. Insbesondere seitdem das Medienboard Berlin-Brandenburg vor einiger Zeit begonnen hat, die Entwicklung von Computerspielen zu fördern. Was spezielle Gründungsförderungen in einem Hochrisiko-Markt wie jener der Games-Branche angeht, sieht es schon deutlich schlechter aus.

Aber hier ist Berlin keine Ausnahme, insgesamt liegt Deutschland hier weit hinter Ländern wie Finnland, Estland oder auch Großbritannien zurück, wo in den letzten Jahren die Spielbranche besonders bei Neugründungen gezielt gefördert wurde.

Für-Gründer.de: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Spaß bei der Arbeit.

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