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Spielend programmieren lernen mit App Camps!

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Wer heutzutage programmieren kann, ist in der Berufswelt und beim Gründen von Start-ups oftmals klar im Vorteil. In den USA geben Bill Gates und Mark Zuckerberg mit ihrer Initiative Code.org Nachhilfe. In Deutschland will App Camps Schüler und auch ältere Programmierneulinge in die Materie einführen und ihnen die wichtigsten Kniffe der Programmierkunst vermitteln.

Für-Gründer.de: Hallo Herr Knodel, was verbirgt sich hinter den AppCamps und wie sind Sie auf die Idee gekommen? 

Philipp Knodel von App Camps: Mit App Camps wollen wir Schüler fürs Programmieren begeistern. Dazu entwickeln wir gerade eine Online-Lernplattform, mit der Schulen ganz einfach Programmierkurse anbieten können. Das Besondere dabei ist: Lehrkräfte können die Lernplattform einsetzen, ohne selbst Experten zu sein.

Der Start von App Camps war eine Veranstaltung im Sommer 2013. Weil wir selbst gern programmieren und diesen Spaß weitergeben wollen, haben wir in den Sommerferien einen Workshop für Schülerinnen organisiert. Das war als einmaliges Projekt in unserer Freizeit geplant. Das ZDF hat über uns berichtet und wir haben immer mehr Anfragen von Schulen und anderen Organisationen erhalten. Mittlerweile haben wir in 20 Workshops gemeinsam mit Jugendlichen ungefähr 500 Apps entwickelt.

Da der Aufwand für reine Offline-Workshops sehr hoch ist und wir damit nur eine geringe Anzahl an Schülern erreichen, entwickeln wir gerade eine Online-Plattform. Damit wollen wir noch mehr Schüler und Schulen erreichen.

Philipp Knodel ermöglicht Schülern und Programmieranfängern mit App Camps in die Materie einzusteigen.

Philipp Knodel ermöglicht Schülern und Programmieranfängern mit App Camps in die Materie einzusteigen.

Für-Gründer.de: Wie läuft ein App Camp ab und was kann man lernen? Und können auch komplette Laien wie wir Fortschritte machen?

Philipp Knodel von App Camps: In den Offline-Workshops starten wir immer mit Live-Coding – wir machen vor, die Teilnehmer machen mit. Am Beamer programmieren wir eine erste einfache App: Beim Klick auf ein Katzenbild kommt ein „Miauu” Sound. Das klingt jetzt simpel, aber schon mit dieser App lernen die Jugendlichen wichtige Grundlagen des Programmierens. Im Anschluss verändern die Teilnehmer die App selbstständig und programmieren weitere Apps, beispielsweise Spiele oder kleine Hilfsmittel wie digitale Hausaufgabenhefte.

Mit der Plattform, die wir gerade mit Schulen testen, funktioniert das ähnlich. Das Live-Coding mit Erklärungen kommt über ein Video. So müssen wir nicht immer selbst mit vor Ort sein.

An solchen Workshops können sowohl Anfänger und Jugendliche mit ersten Erfahrungen im Bereich Programmierung teilnehmen. Auch Erwachsene haben sehr viel Spaß in unseren Kursen. Letzten Monat haben wir einen App-Workshop mit 20 Lehrkräften organisiert. Ob Jugendliche oder Erwachsene – der magische Moment ist immer, wenn die erste App funktioniert und ein „Miauu” von sich gibt.

Für-Gründer.de: Wie wurde das Angebot bisher angenommen? Und wo waren Sie in den letzten Wochen und Monaten aktiv?

Philipp Knodel von App Camps: Für unsere Offline-Workshops haben wir sehr viele Anfragen aus ganz Deutschland bekommen. Leider mussten wir auch einige ablehnen, da wir bisher App Camps in unserer Freizeit gemacht haben. Deshalb haben wir in den vergangenen Monaten vor allem in Hamburg Workshops durchgeführt.

Unsere Online-Plattform wird Anfang 2015 gelauncht, und wir haben bereits viele Schulen, die sich auf unserer Website registriert haben. Wir stehen auch in Kontakt mit Schulen und Organisationen in Österreich und der Schweiz – im November fahren wir z.B. für einen Workshop nach Innsbruck.

Während des Camps lernen Teilnehmer, wie man programmiert.

Während des Camps lernen Teilnehmer, wie man programmiert.

Für-Gründer.de: Sie haben bei Act for Impact der Social Entrepreneurship Akademie ein Preisgeld in Höhe von 40.000 Euro gewonnen – was haben Sie außerdem noch von dem Wettbewerb mitgenommen?

Philipp Knodel von App Camps: Die finanzielle Unterstützung durch die Vodafone Stiftung hilft uns in der Planung für das kommende Jahr natürlich sehr. Zusätzlich werden wir von der Social Entrepreneurship Akademie mit einem Coaching unterstützt. Meine wichtigste Erfahrung aus dem Wettbewerb ist aber, dass es sich lohnt, sich für eine gute Sache zu engagieren. Wenn man etwas aus Überzeugung macht, dann finden sich immer Wege und Menschen, die dabei unterstützen.

Für-Gründer.de: Sind die App Camps bisher eher ein Projekt von Ihnen oder bereits ein richtiges Unternehmen?

Philipp Knodel von App Camps: App Camps haben wir als Projekt gestartet, bisher haben wir das alles in unserer Freizeit aufgebaut. Mit dem Preisgeld können wir zum ersten Mal längerfristig planen und haben Geld, mit dem wir arbeiten können. Wir sind gerade dabei, eine gemeinnützige UG zu gründen. Das Ziel ist, dass sich App Camps mittelfristig alleine trägt.

Für-Gründer.de: Welches Business Model wollen Sie zukünftig bei App Camps umsetzen?

Philipp Knodel von App Camps: Wir denken an ein Lizenzmodell, das heißt, Schulen können einzelne Kurse buchen. Da viele Schulen aber knappe Budgets haben, entwickeln wir gerade auch ein Sponsoring-Modell: Firmen können Patenschaften für Schulen übernehmen und damit Schülern Programmierangebote ermöglichen. Im nächsten Schritt könnte sich unsere Online-Lernplattform auch an Einzellerner richten und wir könnten darüber Einnahmen generieren.

Für-Gründer.de: In der Übersicht Ihrer Coaches findet man erstaunlich und erfreulich viele Frauen – ist dies Zufall oder auch Ausdruck einer größeren Zahl weiblicher Programmierer?

Philipp Knodel von App Camps: Das ist kein Zufall und darauf sind wir auch sehr stolz. Meine Mitgründerin Diana ist Informatikerin und engagiert sich schon lange für mehr Frauen in der IT-Branche. Sie hat mit den Hamburg Geekettes auch ein Netzwerk für Frauen im Tech-Bereich aufgebaut. Aus diesem Netzwerk unterstützen uns viele Tech-Frauen als Coaches. Da wir mit unseren Workshops auch Mädchen für Programmieren begeistern möchten, sind das tolle Rollenmodelle.

Für-Gründer.de: Im Vergleich: Wie beurteilen Sie die Entwickler-Landschaft in den USA und Deutschland? Wie kann Deutschland ggf. noch besser werden?

Philipp Knodel von App Camps: Entwickler werden überall gesucht, das wird sich in der Zukunft noch verstärken. Ich glaube, ein großes Problem ist die Nachwuchsförderung. In den USA unterstützen Software Firmen wie Facebook, Google oder Microsoft Initiativen wie code.org mit sehr viel Geld, um Programmieren in die Schulen zu bringen. Auch andere Länder wie Estland oder England sind da schon sehr weit.

In der Debatte um Programmierangebote in der Schule kommt ein Argument oft zu kurz: Es geht nicht nur darum, Fachkräften für die Zukunft auszubilden und es müssen nicht alle Informatik studieren oder Programmierer werden. Beim Programmieren spielt Problemlösefähigkeit eine wichtige Rolle. Man muss das Problem verstehen, verschiedene Lösungswege durchspielen und die beste Lösung umsetzen. Es geht dabei um analytisches und logisches Denken. Gleichzeitig ist Programmierung generell anwendungsorientiert und kann mit anderen Disziplinen wunderbar kombiniert werden.

Leider spielt Informatik an vielen Schulen in Deutschland nach wie vor eine geringe Rolle. Viele Jugendliche haben keine Möglichkeit, diesen Bereich kennenzulernen. Gerade für sozial benachteiligte Schüler sind Programmierkenntnisse eine tolle Chance, ihre Berufsperspektiven zu verbessern und sozialen Aufstieg über Bildung zu erreichen. Das ist unsere Motivation für App Camps: Wir wollen allen Schülern den Zugang zu diesem Wissen ermöglichen.

Mit der Hilfe von App Camps kann die eigene erste App kreiert werden.

Mit der Hilfe von App Camps kann die eigene erste App programmiert werden.

Für-Gründer.de: Was sind die nächsten Schritte bei App Camps? Suchen Sie eigentlich auch Investoren?

Philipp Knodel von App Camps: Wir entwickeln gerade die Online-Lernplattform und testen in den nächsten Monaten einen ersten Kurs an verschiedenen Schulen. Für Anfang 2015 ist der Launch der Online-Plattform geplant. Danach werden wir weitere Kursinhalte produzieren, zum Beispiel HTML bzw. CSS oder Ruby on Rails.

Im Moment sind wir nicht aktiv auf Investorensuche, der Fokus liegt zurzeit klar auf der Produktentwicklung. Mit dem Preisgeld haben wir außerdem bereits eine erste Finanzierung. Und wir haben tolle Menschen und Firmen, die uns unterstützen. Wir werden uns aber im nächsten Jahr um weitere Finanzierungsmöglichkeiten bemühen. Dabei ist es uns vor allem wichtig, dass es unseren Partnern auch um die Sache geht.

Für-Gründer.de: Und zum Abschluss: was war Ihr erstes Coding-Projekt und mit welchem Gefühl schauen Sie heute darauf zurück?

Philipp Knodel von App Camps: Eigentlich komme ich aus einem anderen Bereich und bringe mir seit zwei Jahren selbst programmieren bei. Mein erstes Projekt war eine Website, die pinterest ähneln sollte. Ehrlich gesagt: das hat nicht so richtig geklappt und die Website sah alles andere als gut aus. Trotzdem war ich unglaublich stolz und motiviert, weiter zu machen.

Für-Gründer.de: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg mit App Camps!

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