Die diesjährige Gründerkonferenz StartupCon fand am 20. November im Forum in Leverkusen statt. Bekannte Investoren wie Frank Thelen oder Jörg Binnenbrücker von Capnamic waren ebenso vertreten wir eine Reihe an Startups und Experten, die für zukünftige Gründer wertvolle Tipps für eine erfolgreiche Gründung bereithielten. Wir waren vor Ort und haben die wichtigsten Dos & Don’ts für all diejenigen zusammengefasst, die es nicht zur StartupCon geschafft haben!
Timing, gute Anwälte & Strategic Fit
Michael Silberberger, der bei früheren Unternehmen zwei erfolgreiche Exits erzielt hat, plauderte ein bisschen aus dem Nähkästchen und hielt diverse gute Tipps für zukünftige Gründer bereit. Unter anderem rät er beispielsweise jedem Gründer, das Startup nicht zu früh zu verkaufen. Sollte man sich dann trotzdem für einen Verkauf entscheiden, so ist ein guter Anwalt „jeden Euro wert”.
Außerdem hat er mehrmals den „Strategic Fit” erwähnt, auf den er im Rahmen der Verkaufsverhandlungen von den Investoren diverse Male angesprochen wurde. Die möglichen Käufer wollten wissen, inwieweit das Startup in die eigene Unternehmensstrategie passt. Besteht ein Strategic Fit, dann kann das Startup relativ schnell eingegliedert und es können Synergieeffekte genutzt werden. Insofern sollte jeder Gründer, der über einen Exit durch einen strategischen Käufer in Erwägung zieht, eine schlüssige Antwort auf die Frage nach dem Strategic Fit haben.
Selbstständiger vs. Unternehmer
Wolfgang Kierdorf hat in seinem Workshop den grundsätzlichen Unterschied zwischen einem Selbstständigen und dem Unternehmer aufgezeigt. Der Selbstständige ist seiner Definition nach zwar unabhängig, arbeitet aber selbst und natürlich ständig. Entsprechend kann ein Selbstständiger seinen zu erwartenden Umsatz relativ einfach anhand einer Formel berechnen: t (für Zeit) x € (Geld). Sprich: Je mehr ein Selbstständiger arbeitet, umso mehr verdient er entsprechend auch. Nachteil ist, dass t stark begrenzt ist, was daher auch begrenztes Umsatzwachstum bedeutet.
Im Unterschied zum Selbstständigen erschafft der Unternehmer ein System, in dem die Kapazitäten nicht begrenzt sind. Der Unternehmer investiert seine Zeit in den Aufbau eines Systems, mit dem nachhaltig Umsätze generiert werden. Sprich: Ein Unternehmer nutzt die Skaleneffekte und stellt daher oft Personal ein. Er selbst arbeitet dabei kontinuierlich an der Optimierung des Systems, beschäftigt sich mit strategischen Fragen und kümmert sich nicht allzu stark um die tagtäglichen operativen Tätigkeiten. Die entscheidende Frage für zukünftige Gründer ist daher, ob Sie lieber selbstständig oder Unternehmer werden wollen…
Neben dem Unterschied der zwei Gründertypen wies Wolfang Kierdorf darauf hin, dass erfolgreiche Unternehmer Probleme für Kunden lösen und nicht zu stark auf Produkte fokussiert sind. Außerdem rät er, kontinuierlich zu planen – Planung hält Euch am Leben!
Feedback = Weiterentwicklung
Florian Falck, Gründer von Just Spices, hat in seiner Präsentation seine gesammelten Erfahrungen 1:1 an zukünftige Gründer weitergegeben. Neben der Tatsache, dass man jeden Tag lernen, Feedback annehmen und flexibel bleiben muss, haben wir ein paar seiner wichtigsten Aussagen nachführend aufgelistet:
- Endkunden kosten Geld, Groß-Kunden bringen Geld: Zu Beginn hat sich Just Spices auf Endkunden fokussiert und hätte entsprechend viel Geld für Marketing ausgeben müssen. Da kein unerschöpfliches Marketingbudget zur Verfügung stand, entschloss man sich kurzerhand Groß-Kunden anzusprechen, was im Endeffekt funktioniert hat. Man merke: Zielgruppe, Marketing & Finanzierung gehören zusammen!
- Finanzierungsrunden dauern immer länger als du denkst: Auch Florian hat erfahren, dass die Sicherstellung der Finanzierung lange dauern kann. Florians Fazit: „Doppelt so viel Zeit für die Finanzierungsrunde einplanen, wie ursprünglich gedacht!“
- Nicht gekauft hat er schon: Nicht aufgeben! Mit dieser Devise geht Just Spices beim Vertrieb vor. Florian ist überzeugt, dass man bei der Kaltakquise nur gewinnen kann! Denn: „nicht gekauft hat er schon“!
- Sei größer als du bist: Eine wichtige Erkenntniss von Florian war auch der letzte Tipp: „Selbstbewusst sein! Macht euch nicht kleiner als ihr seid. Eine überzeugende, selbstbewusste Präsentation ist das A&O für einen erfolgreichen Abschluss!“
Preisstrategien, Bestandskunden & Zielgruppenfokussierung
Dirk Kreuter, Vertriebsprofi mit langjähriger Erfahrung, hat allen anwesenden Startups vor Augen geführt, wie wichtig und essenziell der Vertrieb für Startups ist.
Seien wir mal ehrlich, die wenigsten von uns werden von heute auf morgen von Google oder Facebook entdeckt und aufgekauft. Fast alle Startups müssen hart für Ihren Erfolg arbeiten – da heißt es auch, einfach mal Kunden anzurufen und aktiv Vertrieb zu machen!
Damit der Vertrieb gelingt, empfiehlt Dirk Kreuter sich von Beginn an konsequent auf die Zielgruppe zu beschränken und jeweils eine Lösung und nicht das Produkt zu verkaufen. Kunden interessieren sich in der Regel nicht für Produkte, sondern für Lösungen für das jeweilige Problem.
Der zweite wichtige Faktor für ein umsatzstarkes Unternehmen ist die Bestandskundenpflege. Es kostet ganz einfach viel weniger einem bereits bestehenden Kunden noch einmal etwas zu verkaufen als einen neuen Kunden zu akquirieren. Last but not Least hat der Vertriebsprofi auch die Preisstrategien kurz beleuchtet. Wichtig ist seiner Meinung nach das Setzen eines Referenzpreises. Er rät, beispielsweise drei Preismodelle anzubieten, wenn das mittlere Angebot gekauft werden soll – das teuerste Angebot sollte signifikant teurer sein, damit das mittlere Angebot günstig erscheint.
Nicht zu klein denken, mehr Mut braucht Deutschland!
Bei den großen Panels, wo bekannte Investoren wie Frank Thelen, Heiko Hubertz, Jörg Binnenbrücker von Capnamic oder Jens Pippig vom ProSiebenSat1 Accelerator vertreten waren, gab es zahlreiche gute Tipps für zukünftige Gründer und bereits erfolgreiche Startups.
Insbesondere Frank Thelen forderte die Gründer in Deutschland auf, mehr Mut zu beweisen. Viele machen auch den Fehler, dass sie ganz einfach zu klein starten – so Jörg Binnenbrücker.
Auch auf die Frage, wie man denn einen VC bzw. Business Angel für sich gewinnen kann, lieferten die Experten eine Antwort – am besten auf eine Startup Konferenz wie die StartupCon gehen und direkt mit den jeweiligen Investoren in Kontakt treten. Einen Businessplan an info@ zu schicken ist sicherlich kein wirklich erfolgsversprechender Weg!
Fazit: Zahlreiche gute Tipps & ideale Netzwerkgelegenheit
Für alle diejenigen, die über eine Startup-Gründung nachdenken, ist eine Konferenz wie die StartupCon als erster Schritt empfehlenswert. Neben dem positiven Spirit und vielen guten Tipps können zukünftige Gründer ihr Netzwerk aufbauen und von bereits erfolgreichen Unternehmern lernen.
Daher auch von uns der Appell an zukünftige Gründer: Besucht eine Gründerkonferenz – vielleicht lernen wir uns da ja auch persönlich kennen! Entsprechend schließen wir den Rückblick mit dem Erklärvideo zur StartupCon ab. Bis zum nächsten Jahr!