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Between the Towers: wir bauen ein Gallisches Dorf!

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Die FinTech-Initiative Between the Towers will deutschen Finanz-Start-ups eine Heimat in der Bankenmetropole Frankfurt bieten. Mitten im Bahnhofsviertel, einen Steinwurf von den Banken-Türmen entfernt, fand jetzt zum zweiten Mal das Treffen von FinTech-Gründern und Investoren statt. Die Atmosphäre erinnert an Asterix und Obelix: Die Welt steckt voller Abenteuer und jeder hat Spaß daran, die Großen der Branche zu ärgern.

Der Raum im hinteren Teil des 25-h-Hotels in Frankfurts Bahnhofsviertel ist klein und voll. Schaut man zu den Fenstern hinaus, sieht man die Türme der DZ Bank, der DEKA-Bank und natürlich die Zwillingstürme der Deutschen Bank – getreu dem Motto Between the Towers. Unten im „Freiraum 1″ sitzen derweil rund 80 FinTech-Start-ups, Investoren und Vertreter der Frankfurter Gründer-Szene und diskutieren angeregt, wie das Banking von morgen aussieht. Von Türmen ist dabei nicht die Rede, sondern von Conversion, Lead-Generierung und vollautomatisierten Due-Diligence-Algorithmen.

Doch unter all den Galliern ist doch zumindest – wenn man so will – ein römischer Feldherr. Die Commerzbank hat Anfang des Jahres 2014 den main incubator ins Leben gerufen, um sich mit an die Spitze der FinTech-Entwicklung zu setzen. Und genau dieser main incubator hat die Veranstaltungsreihe Between the Towers ins Leben gerufen. Nach den einleitenden Worten des main incubator-Geschäftsführers Christian Hoppe – quasi der Majestix in der Runde – standen zunächst noch Impulsvorträge zu Facebook und eine Analyse der deutschen Venture Capital-Szene im Fokus. Doch genug der Einleitung und stattdessen hinein in die geschäftige Welt des neuen Gallischen Dorfes mitten in Frankfurt bzw. Between the Towers.

Between the towers

Between the Towers: eine Initiative des main incubator – vorgestellt durch Christian Hoppe (o.l.) und drei Start-ups im Pitch: Robert Henker von cashboard (o.r.), Hajo Engelke von Debitos (u.l.) und Frank Wüller von Compeon (u.r.)

Geldanlage ist für zahlreiche FinTech Start-ups ein großes Thema – so auch für Cashboard und dessen Geschäftsführer Robert Henker. In Zeiten, in denen erste Banken negative Zinsen aufs Tagesgeld berechnen, dürfte der Claim von Cashboard „Finanzentspannt. Einfach online Geld anlegen” wie süßer Honig wirken. Die Anlage erfolgt in ein nach wissenschaftlichen Kriterien diversifiziertes Portfolio – so Cashboard. Zudem verspricht das Start-up auf jeden Fall 2 % Zinsen im Jahr auf die Anlagesumme. Gebühren für Cashboard fallen nur an, wenn die Anlagestrategie erfolgreich ist – dann greift eine Erfolgsbeteiligung in Höhe von 10 %.

Mit markigen Worten ging es dann beim nächsten Pitch bei Between the Towers zur Sache.

Bei uns gilt, dass ich keine Transaktion unter einer Million Euro überhaupt ansehe. Das läuft alles automatisch

sagt Hajo Engelke, Mehrfach-Gründer und heute Geschäftsführer von Debitos, einer Online-Plattform, auf der Forderungen ge- und verkauft werden können. Debitos ist ein Beispiel für die Wandlungsfähigkeit von FinTech-Unternehmern. Da sie kaum Kapital in Maschinen oder Anlagen investieren müssen, sind sie extrem flexibel. Ursprünglich wollte Debitos eine Art Factoring-Anbieter für mittelständische Unternehmen werden. „Das ist grandios gescheitert”, sagt der Gründer. Heute verkaufen Banken über Debitos „faule Kredite”, also überfällige Forderungen, an Investoren oder andere Banken. Engelke stellte Debitos bei Between the Towers in einem 8-Minuten-Pitch vor, obwohl er momentan eigentlich gar nicht auf der Suche nach Kapital ist.

Auch Frank Wüller von Compeon sucht derzeit nicht nach Kapital, seit DvH Ventures im Juli dieses Jahres bei dem FinTech Start-up eingestiegen ist, das die Kreditvermittlung von Banken an mittelständische Unternehmen revolutionieren will. Präsentiert hat der Mit-Gründer und Geschäftsführer sein Start-up aber dennoch gerne. Erstens schlummern in den Köpfen der Compeon-Gründer noch viele weitere Ideen. Zweitens wollen sie dabei sein, wenn in Frankfurt vielleicht so etwas wie ein deutscher FinTech-Hub entsteht.

Frankfurt als FinTech-Hub?

Denn nichts weniger will der main incubator mit Between the Towers erreichen. Dabei sollen die Veranstaltungen bewußt nicht als Verkaufsshows für die Commerzbank oder deren Inkubator fungieren. main incubator-Geschäftsführer Christian Hoppe führte dementsprechend bewusst zurückhaltend durch den Abend. Die Bühne gehört den Start-ups und Experten. Pitchen dürfen spannende FinTechs, auch wenn sie nicht mit dem main incubator verbunden sind, und die Commerzbank spielt an keiner Stelle eine übergeordnete Rolle. Das ist Absicht. Denn langfristig sollen weitere Partner der Initiative beitreten und so einen neutralen Nährboden und Treffpunkt für die deutsche FinTech- und Investoren-Szene schaffen.  Das geht nicht, wenn ein etablierter Player der Initiative an seinen Stempel aufdrückt.

Viele der Teilnehmer des Abends schätzen die Initiative, auch wenn sie für manche etwas spät kommt. „Ganz ehrlich, die deutsche Politik hat mal wieder gepennt”, sagt ein FinTech-Gründer.

London hat sich längst als FinTech-City positioniert und mit Hubs wie dem Level-59 eine hervorragende Infrastruktur geschaffen. Da kommt man nicht mehr dagegen an. Aber wenn wir zumindest für die deutschen FinTechs einen gemeinsamen Ort etablieren könnten, an dem die Community sich trifft, dann wäre schon viel gewonnen.

Between the Towers scheint kein schlechter Versuch zu sein. Mit Debitos, Compeon und Cashboard kamen im Oktober drei FinTechs aus ganz Deutschland zum Pitch und im Publikum fehlten Vertreter Frankfurter Start-ups wie beispielsweise vaamo oder easyfolio natürlich auch nicht. Ob die Initiative es schafft, als Gallisches Dorf zwischen den Türmen zu bestehen, muss sich zeigen. Ein FinTech-Gründer jedenfalls berichtet, dass andere Bankhäuser die Initiative bereits mit großem Interesse beäugen.

Ob von oben aus den Bankentürmen oder direkt im Geschehen bei Between the Towers, es wird spannend sein die Entwicklung der FinTech-Branche in Deutschland zu beobachten. Und an dieser Stelle passt dann abschließend auch noch ein Tipp aus der Präsentation von Timo Pelz von Facebook: Move Fast and Break Things – gleichwohl dies in den Türmen Frankfurts nicht gerne gehört werden dürfte und sich die Bank-Manager dabei wie damals die Römer in Gallien fühlen.

Facebook Motto

Timo Pelz von Facebook mit einem Vortrag bei Between the Towers


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