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Wie lange dauert und was kostet eine Gründung?

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Gründungsdauer und Gründungskosten in Deutschland waren Gegenstand einer Untersuchung durch das BMWi – nun liegen die Ergebnisse vor: diese kommen zum Schluss, dass es durchschnittlich netto 2 Stunden dauert und rund 100 Euro plus Gebühren kostet, ein Unternehmen in Deutschland zu gründen.

Wie komplex ist es, wenn man eine Firma gründen möchte? Diese Frage geistert regelmäßig durch die Gründerwelt – und oft herrscht die Meinung vor, dass es in Deutschland viel zu aufwendig und komplex sei, ein Unternehmen zu gründen. Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (kurz BMWi) hat sich dieser Thematik jüngst angenommen. Zusammen mit dem Statistischen Bundesamt und anderen Institutionen wollte man des Pudels Kern ergründen. Ob dies gelungen ist?

Studie BMWi Gruendungskosten

Ein Unternehmen gründen: problematisch oder nicht? (Deckblatt der Studie des BMWi)

Der Titel der BMWi Studie „Erfüllungsaufwand im Bereich Betriebsgründung – Ablauf von der Geschäftsidee bis zum ersten Umsatz” erscheint auf den ersten Blick etwas hölzern. Und auch der Zeitraum von der Geschäftsidee bis zum ersten Umsatz ist zu weit gefasst, denn die Studie bezieht sich im Detail auf den administrativen Aufwand bei der formalen Gründung – also dem Kontakt mit Ämtern und Behörden. Dabei wurden folgende wichtigen Stufen, die jeder Gründer (mit der Ausnahme von Freiberuflern) durchläuft, untersucht:

  • Pflichten für alle Gründer: Gewerbeanmeldung, steuerliche Erfassung und Berufsgenossenschaft
  • Unternehmensabhängige Vorgänge : Beantragung der Betriebsnummer, rechtsformabhängige Pflichten und weitere Pflichten
  • Branchenspezifische Anmeldungen: Eintragung bei der Handwerkskammer, Gaststättenerlaubnis

Leider wurden die Dauer und Kosten einiger der weiteren klassischen Aufgaben eines Gründers wie die gesamte Planungsphase, die Erstellung der EÜR und die Umsatzsteuervoranmeldung sowie die Beantragung von Fördermitteln nicht erfasst und ausgewertet. Hier lieferte bspw. der KfW Gründungsmonitor 2013 einen interessanten Wert. So dauert die Planungsphase bei Gründern im Schnitt 7 Monate.

Die nachfolgende Grafik verdeutlicht die in der Studie erfassten Gründungsschritte.

Studie BMWi Gruendungsprozess

Quelle: Studie Erfüllungsaufwand im Bereich Betriebsgründung – Ablauf von der Geschäftsidee bis zum ersten Umsatz, Seite 10

Gründung kostet rund 100 Euro exkl. Gebühren und erfordert 2 Stunden Arbeit

Im Hinblick auf die beschriebenen und erfassten Faktoren hat die Studie einen durchschnittlichen Gründungsaufwand von 95,15 Euro und eine durchschnittliche Dauer von 2 Stunden Nettozeitaufwand zutage gefördert. In den 2 Stunden sind die Wege-, Warte- und Bearbeitungszeiten bei den entsprechenden Behörden enthalten. Zusätzlich zu den 95,15 Euro kommen noch 120,78 Euro an Gebühren hinzu. Folgende Vorgänge schlagen bei der Zeit besonders ins Gewicht:

  • Die steuerliche Anmeldung benötigt die meiste Zeit – hier greifen Gründer aber häufig direkt auf einen Steuerberater zurück, der ihnen die Arbeit abnimmt.
  • Einen hohen zeitlichen Aufwand verursacht auch die Eintragung ins Handelsregister, wie es bei der UG Gründung oder bei der GmbH Gründung erforderlich ist. Der Gang zum Notar und die Beurkundung des Gesellschaftsvertrags dürften hier besonders ins Gewicht fallen.
  • Wer ein Restaurant betreiben und Alkohol ausschenken möchte, muss für die Gaststättenerlaubnis auch mehr Zeit einplanen.

Die Gewerbeanmeldung sowie die Anmeldung bei der Berufsgenossenschaft und die Beantragung einer Betriebsnummer brauchen die wenigste Zeit. Allerdings ist vielen Gründern nicht klar, dass eine Pflicht zur Anmeldung bei der Berufsgenossenschaft besteht.

Die Gesamtdauer der Gründung ist natürlich länger als zwei Stunden. Für die Gründung der GmbH oder UG (auch Mini GmbH genannt) beläuft sich die Zeit auf 14,8 Werktage bis alle Eintragungen vorgenommen wurden.

Gebühren für die Gründungsschritte im Schnitt bei 120 Euro.

Bei den administrativen Kosten, die bei der Gründung entstehen können,  kam die Studie zu folgenden Ergebnissen:

  • Gewerbeamt: Die Kosten für die Anmeldung variierten je nach Gewerbeamt zwischen 10 und 40 Euro.
  • Gaststättenerlaubnis: die veranschlagten Kosten liegen im Mittel bei 157 Euro, je nach Größe und Ausstattung des Betriebs ergibt sich eine Schwankungsbreite von 57 Euro bis 400 Euro.
  • Eintragung in die Handwerksrolle: hier entstehen im Durchschnitt 113 Euro, wobei die Gebühren im Einzelfall von 60 bis 250 Euro betrugen.
  • Handelsregistereintrag: 177 Euro entstanden durch die Eintragung ins Handelsregister. Dies setzt sich aus den Kosten für das Registergericht und die Notargebühren zusammen.
  • Beurkundung der Gesellschaftsvertrags: Die Kosten hierfür wurden in der Studie auf 168 Euro taxiert, bei einer Standard GmbH Gründung mit 2 Gesellschaftern und 25.000 Stammkapital ohne Sacheinlagen.

Nicht berücksichtigt sind hier Kosten für die Erstellung eines Gesellschaftsvertrags oder die Eröffnungsbilanz, die bei der Gründung der Kapitalgesellschaft erstellt werden muss. Diese Kosten dürften auch deutlich über den Kosten für Ämter und Behörden liegen.

Weitere Erkenntnisse der Studie

Befragt wurden die Gründer auch zu anderen Themen. So ging es u.a. darum den eigenen Wissensstand einzuschätzen. Dabei gaben rund 44 % an, über einen umfangreichen oder sehr umfangreichen Wissensstand zu verfügen. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass 56 % nicht über ausreichend Wissen zur Gründung verfügen – und unterstellt man eine gewisse Selbstüberschätzung bei den Gründern – liegt dieser Anteil noch deutlich höher. Auf beantragte Fördermittel haben die Gründer im Durchschnitt 37,5 Tage gewartet, bis sie diese in Anspruch nehmen konnten. Dies ist ein deutlich längerer und gravierenderer Zeitraum als die Dauer der formalen Gründungsschritte – und verlängert die Zeit bis zum ersten Umsatz enorm. Zudem haben die Gründer den Prozess zum Großteil als aufwendig oder sehr aufwendig empfunden.

Fazit zum Gründungsaufwand

Eines ist klar, des Pudels Kern ist nicht entschlüsselt. Dafür bilden die analysierten Gründungsschritte ein zu kleines Spektrum des gesamten Gründungsprozesses ab. Wie bereits erwähnt bezifferte der KfW Gründungsmonitor 2013 die Vorbereitungsphase alleine auf 7 Monate. Im Verhältnis dazu nehmen sich die analysierten Behördenkontakte klein aus. Auch Investitionen und Marketingkosten, damit tatsächlich der erste Umsatz erzielt werden kann, wurden nicht erfasst. Und auch hier kann man davon ausgehen, dass die genannten Verwaltungskosten keine nennenswerte Rolle spielen dürften.

Natürlich sollte man den Prozess der Anmeldung des Unternehmens schlank und transparent halten. Doch wer bspw. auf unserer Seite unter Unternehmen anmelden nachschaut, findet die in der Studie geforderte Laufliste bereits. Und auch der einheitliche Ansprechpartner wird auf dem Portal vorgestellt. Warum es allerdings für jedes Bundesland einen einheitlichen Ansprechpartner gibt, statt eines bundesweiten einheitlichen Ansprechpartners könnte uns vielleicht eher zu des Pudels Kern führen.


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