Gestern ging mit „Lena Love” das erste Projekt auf der neuen Crowdinvesting-Plattform CINEDIME an den Start. Der Fokus ist ausschließlich auf Filmprojekte gerichtet. Bereits ab 100 Euro kann man sich beteiligen und besondere Privilegien genießen. Wir sprachen mit Geschäftsführer Markus Brandmair über das Portal, schrumpfende Fördertöpfe und die erste Filmfinanzierung.
Für-Gründer.de: Hallo Herr Brandmair, Sie sind Gründer von CINEDIME – was verbirgt sich dahinter?
Markus Brandmair von CINEDIME: CINEDIME ist Deutschlands erste Crowdinvesting-Plattform mit Spezialisierung auf Filme. Unter www.cinedime.de können sich Investoren ab Beträgen von 100 Euro an großen Kinofilmproduktionen beteiligen und dadurch Erlösanteile erwerben. Wird der Film später ein Erfolg, erhalten die Investoren ihre Investments zurück und können darüber hinaus Renditen erwirtschaften. Neben der finanziellen Beteiligung erhalten alle Investoren auch Produzentenprivilegien, wie z.B. Set-Besuche oder ein Meet and Greet mit den Hauptdarstellern. Diese Privilegien sind garantiert und hängen nicht vom späteren Erfolg des Films ab.
So kann man bei unserem ersten Film Lena Love mit einem Investment von 500 Euro mit der Hauptdarstellerin Emilia Schüle zu Mittag essen. Für 1.000 Euro gibt es sogar ein exklusives Filmscreening mit den Schauspielern und der Filmcrew.
Für-Gründer.de: Was waren die größten Herausforderungen auf dem Weg zum Start der Plattform?
Markus Brandmair von CINEDIME: Wir sind nun seit bald zwei Jahren an der Umsetzung der Plattform tätig. Die größten Herausforderungen waren sicherlich die Prüfung aller rechtlichen Fallstricke und eventuelle Genehmigungen durch die BaFin. Dies alles haben wir erfolgreich bestanden und konzentrieren uns nun voll auf die erste Finanzierung. Das Marketing hierfür muss umfassend und geschickt geplant und umgesetzt werden, damit die Finanzierung gelingt. Dies übernehmen wir als Plattformbetreiber als zusätzliches Angebot, sodass sich der Produzent ganz auf seinen Job konzentrieren kann.

CINEDIME ist eine Crowdinvesting-Plattform, die sich auf die Finanzierung von Filmprojekten spezialisiert hat (Quelle: CINEDIME)
Für-Gründer.de: Warum liegt der Fokus der Plattform nur auf Filmproduktionen?
Markus Brandmair von CINEDIME: Die Gründer und Geschäftsführer, Mark von Seydlitz und meine Wenigkeit, sind seit über zehn bzw. 25 Jahren als Regisseur und Produzent in der Filmbranche tätig. Wir kennen daher sehr genau die Bedürfnisse und Nöte der Produzenten und der Filmindustrie. Der größte Bedarf besteht in der Filmfinanzierung und da besonders in der Gap-Finanzierung, also die Schließung der „letzten Lücke”.
In Zeiten schrumpfender Fördertöpfe und Senderetats stehen besonders kleine und mittelständische Produzenten unter enormem Kostendruck, der sich letztendlich auf die Qualität der Filme auswirkt. Diesem Trend versuchen wir mit dem innovativen Finanzierungstool CINEDIME entgegenzuwirken und so einen Beitrag zu einer gesunden und florierenden Filmindustrie in Deutschland zu leisten.
Für-Gründer.de: In welcher Größenordnung werden die Projekte rangieren, an die sich CINEDIME richtet?
Markus Brandmair von CINEDIME: Wir fangen moderat an, um den Proof-of-concept zu liefern und eventuellen Optimierungsbedarf zu identifizieren. So sollen für LenaLove zwischen 100.000 Euro und 162.000 Euro eingesammelt werden. Mittelfristig soll CINEDIME für Filmprojekte zwischen 5 bis 10 % der Herstellungskosten finanzieren können. Bei durchschnittlichen Herstellungskosten von 4 Mio. Euro pro Film ergibt sich daraus ein Finanzierungsanteil für CINEDIME von 200.000 Euro bis 400.000 Euro. Langfristig sind auch 100 %-Finanzierungen kleiner Independent-Produktionen denkbar.
Für-Gründer.de: Warum ist CINEDIME eine Crowdinvesting- und keine Crowdfunding-Plattform?
Markus Brandmair von CINEDIME: Wichtig ist doch, dass die Investoren etwas für ihr Geld zurückerhalten. Bei uns sind das vor allem Anteile an den Erlösen, wodurch man sich refinanzieren und Gewinne erwirtschaften kann. Beim Crowdfunding wäre dies nicht der Fall und der Investitions-Anreiz fällt komplett weg. Dementsprechend sind auch die Summen geringer, die per Crowdfunding eingesammelt werden können. Da eine Filmproduktion teuer ist, sollten mindestens 6-stellige Beträge eingesammelt werden.

Der Jugendthriller Lena Love ist der erste Film, der über CINEDIME Geld per Crowdinvesting sammelt – in der Hauptrolle: Emilia Schüle (Foto: Lena Love)
Für-Gründer.de: Ihre Plattform scheint zu zeigen, dass es für Filmproduzenten schwieriger geworden ist, Geld für neue Filme zu erhalten. Woran liegt das?
Markus Brandmair von CINEDIME: Nachdem dieses Jahr der Deutsche Filmförderfonds um 10 Millionen Euro – von 70 Millionen auf 60 Millionen Euro – gekürzt wurde und im kommenden Jahr eine erneute Kürzung ansteht, wird die ohnehin schon schwierige Situation für Filmproduzenten noch prekärer. Es ist nie genug Geld da, um alle Bedürfnisse zu befriedigen. Eine Filmproduktion ist teuer. Die traditionellen Finanzierungsmöglichkeiten sind knapp und werden teilweise immer mehr gekürzt. Auch die Fernsehsender ziehen sich immer mehr aus der Kinofilmfinanzierung zurück.
Für-Gründer.de: Wie wählen Sie erfolgversprechende Produktionen für CINEDIME aus? Welche Kriterien müssen erfüllt sein?
Markus Brandmair von CINEDIME: Zunächst fokussieren wir solche Filmprojekte, die in der Auswertung durch z.B. Kino oder DVDs die besten Chancen auf Rückzahlung der Gelder an die Investoren bieten. Es geht also um kommerzielle, wirtschaftlich erfolgversprechende Projekte. Die Filme müssen das Potential haben, ein breites Publikum zu erreichen. Dieses Potential analysieren wir anhand verschiedener Faktoren, wie z.B. das Genre, die Story, die Starbesetzung und der Track-Record des Regisseurs und des Produzenten. Dabei kommt uns unsere langjährige Branchenerfahrung als zugute.
Das zweite Kriterium unserer Filmauswahl ist der bisherige Stand der Finanzierung des Projektes. Wir als CINEDIME finanzieren keine Budgets zu 100 %, sondern machen Gap-Finanzierungen. Wie bereits erwähnt, bedeutet dies:
Wenn ein Filmprojekt, welches komplett finanziert ist, noch 5 bis 10 % Rest-Finanzierung benötigt, kann diese Lücke über CINEDIME geschlossen werden. Dies machen wir aus dem Grund, um unseren Investoren zu garantieren, dass mit ihren Investments die Finanzierung dann auch tatsächlich geschlossen ist und der Film zeitnah in Produktion und Auswertung gehen kann.
Außerdem ist es ein wichtiger Indikator für das Erfolgspotential des Films, wenn bereits andere Partner an das Projekt glauben und sich an der Finanzierung beteiligen.
Drittes und letztes Kriterium unserer Filmauswahl ist die Frage, welche Möglichkeiten das jeweilige Filmprojekt bietet, um eine erfolgreiche Kommunikations- und Marketingkampagne für das Crowdinvesting zu machen. Diese Möglichkeiten können sich u.a. durch einen prominenten Star oder ein populäres Thema ergeben.
- So ist es bei unserem ersten Projekt LenaLov ” von Florian Gaag. In dem Thriller geht es um Cybermobbing und Facebook-Missbrauch. Diese Thematik ist hochaktuell und stößt bei vielen Interessengruppen auf große Aufmerksamkeit.
Für-Gründer.de: An welche Art von Investoren richtet sich CINEDIME?
Markus Brandmair von CINEDIME: Als potentiellen Investor sehen wir Menschen, die eine Leidenschaft für Filme haben und diese gerne unterstützen möchten. Wir bieten nun auch die Möglichkeit, Teil eines Films zu werden. Auf der anderen Seite sehen wir auch renditeorientierte Menschen, die innovative Anlagemöglichkeiten suchen. Schließlich bietet CINEDIME ihnen diese.
Für-Gründer.de: Was bekommen die Crowd-Investoren für ihr Investment?
Markus Brandmair von CINEDIME: Im rechtlichen Sinne gewähren die Investoren dem Produzenten ein Darlehen, genauer ein partiarisches Nachrangdarlehen. Dieses muss der Produzenten aus späteren Verwertungserlösen des Films zurückzahlen und darüber hinaus auch Gewinne bezahlen. Dies aber nur, wenn der Film ein Erfolg wird. Floppt der Film, können die Gelder im ungünstigsten Fall für die Investoren verloren sein. Dieses Risiko besteht und es liegt an uns, das transparent und ehrlich an potentielle Investoren zu kommunizieren.

Markus Brandmair von CINEDIME
Für-Gründer.de: Und was hat es mit dem Privilegienbereich auf sich?
Markus Brandmair von CINEDIME:
Die Investoren bekommen unabhängig vom Erfolg des Films sog. Produzentenprivilegien. Dies sind exklusive Goodies, die vom Produzenten gegenüber den Investoren gewährleistet werden. Das können z.B. Set-Besuche oder ein Chat mit dem Regisseur sein.
Diese Privilegien werden im Privilegienbereich auf der CINEDIME-Website kommuniziert und organisiert. Hier besteht auch im Investoren-Forum die Möglichkeit zum Austausch der Investoren untereinander und Gelegenheit, Fragen an den Produzenten zu stellen. Der Privilegienbereich ist nur für Investoren zugänglich, nicht für andere User.
Für-Gründer.de: Welche Vorteile bieten sich den Produzenten, wenn Sie ihr Projekt über CINEDIME finanzieren – anstatt z.B. eine themenoffene Plattform auszuwählen?
Markus Brandmair von CINEDIME: CINEDIME ist auf die Bedürfnisse der Filmproduzenten perfekt maßgeschneidert. Filmfinanzierung ist hochkomplex. Standardisierte Plattformen können die Anforderungen der Produzenten nicht erfüllen. CINEDIME stellt dem Produzenten Musterverträge für die Investoren zur Verfügung, die dem speziellen Waterfall, also den Rückflussmodalitäten bei der Filmauswertung gerecht werden.
Außerdem werden die Rückflüsse über unsere Plattform und unserem Treuhänder Secupay AG gesteuert, sodass der Produzent nur einmalig überweist und nicht hunderte Einzelüberweisungen an die Investoren tätigen muss. Zudem bereitet CINEDIME die komplexe Struktur der Filmherstellung so auf, dass sie auch für die Crowd einfach und verständlich wird – dadurch kann wohlüberlegt investiert werden. In unserem Privilegienbereich hat der Produzent zudem die Möglichkeit, direkt mit den Investoren zu kommunizieren und seine Produzentenprivilegien zu verwalten.
Für-Gründer.de: Und natürlich noch ganz entscheidend: an welcher Stelle verdient die Plattform Geld?
Markus Brandmair von CINEDIME: Es ist uns ein wichtiges Anliegen, fair zu sein! Erst wenn ein Filmprojekt erfolgreich durch CINEDIME finanziert ist, behalten wir uns eine kleine Provision von der an den Produzenten ausgeschütteten Summe ein. Dadurch verringern sich jedoch nichtdie Erlösanteile der Investoren. Für den Produzenten gibt es kein Kostenrisiko, da Kosten erst bei erfolgreicher Finanzierung entstehen.
Für-Gründer.de: Zum Schluss eine persönliche Frage: Welchen Film haben Sie zuletzt gesehen und wie fanden Sie ihn?
Markus Brandmair von CINEDIME: Den letzten Film, den ich gesehen habe war „Nicht mein Tag” von Peter Thorwarth mit Moritz Bleibtreu und Axel Stein in den Hauptrollen. Eine fetzige Gangsterkomödie, die zeigt, dass deutsches Kino auch kommerziell sein kann. Als nächstes werde ich mir „Who Am I” mit Elyas M’Barek ansehen. Einer der besten deutschen Filme aller Zeiten, wie einige behaupten.
Für-Gründer.de: Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei der ersten Filmfinanzierung für Lena Love.
- Kontakt zur CINEDIME GmbH
Markus Brandmair - CEO
Mark von Seydlitz – CEO
Türkenstraße 95
80799 München
Telefon: 089.41 11 93 30
Fax: 089.41 11 93 39
E-Mail: info@cinedime.de
Internetseite: www.cinedime.de