Jede fünfte neue Stelle wird durch eine Gründung geschaffen – so ein Ergebnis einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn. Insbesondere in Krisenzeiten wirken Gründer dem Beschäftigungsabbau entgegen. Die besonders erfolgreichen unter ihnen sind Start-ups aus dem Produzierenden Gewerbe mit einer innovativen und forschungs- oder wissensintensiven Geschäftsidee.
Laut Bericht des IfM Bonn zu den „Wohlstandseffekten des Gründungsgeschehens” überstehen mehr als 75 % der Start-ups die Gründungsphase. Nach vier bis fünf Jahren kann man allerdings nur noch bei der Hälfte der neu gegründeten Unternehmen von Erfolg sprechen, da die andere Hälfte nicht mehr am Markt ist. Die wichtigsten Fakten der Studie des IfM Bonn haben wir Ihnen in der folgenden Grafik zusammengefasst.

Diese Ergebnisse gehen aus der Studie des IfM Bonn hervor und spiegeln die Werte der untersuchten Gründerjahrgänge von 2002 bis 2008 wider.
Grundlage dieser Ergebnisse der IfM Bonn-Studie ist die Analyse von 1.915.113 Gründungen zwischen 2002 und 2008. Diese hohe Anzahl an untersuchten Existenzgründungen ist für uns Anlass, ein Stück tiefer in die Details der Studie einzutauchen.
Wer lebt? Wer stirbt? Überlebensquoten der Gründungen in Deutschland
Auch wenn 75 % der Gründungen das erste Jahr überstehen, ist ein großer Teil der Neugründungen gerade zu Beginn nicht wetterfest. Die Wahrscheinlichkeit, aus dem Markt auszutreten, ist in der frühen Entwicklungsphase am höchsten. Rund 1/5 der gegründeten Unternehmen ist davon direkt betroffen. Allerdings sinkt mit jedem weiteren Jahr auch die Austrittswahrscheinlichkeit. Nach 4-jährigem Bestehen sind es nur noch 10 % der bestehenden Unternehmen, die aufgeben müssen.

Nach circa 4 Jahren sind 40 % der Gründer verschwunden (Bildquelle: Institut für Mittelstandsforschung)
Auch wenn im distributiven Sektor (insbesondere Handel) die Bestandsfestigkeit der Gründungen geringer ist als in den restlichen Wirtschaftssektoren, sind insgesamt keine auffälligen Branchenunterschiede zu bemerken. Hingegen wird deutlich, dass vielmehr eine innovative Geschäftsidee maßgeblich positiv dazu beiträgt, das Unternehmen am Markt zu etablieren. In Zahlen ausgedrückt, waren sieben Jahre nach der Gründung 2002….
- 45,7 % der wissensintensiven Dienstleister noch am Markt.
- 53,9 % der innovativen Geschäftsmodelle waren ebenfalls noch dabei, genauso wie
- 61,3 % der wissensintensiven Gründungen im produzierenden Sektor.
Große Unterschiede zwischen Arm und Reich – auch in der Gründerlandschaft
Neben der Bestandsfestigkeit wurde auch ein Blick auf die Umsatzerlöse der neu gegründeten Unternehmen geworfen. Aus den berechneten Durchschnittswerten geht hervor, dass neu gegründete Unternehmen rund 114.000 € Umsatz im ersten Geschäftsjahr erzielen und diesen bereits im zweiten Geschäftsjahr verdoppeln. Allerdings sieht die Realität für viele Gründer anders aus. Die Hälfte der untersuchten Neugründungen erwirtschaftete höchstens 45.000 € im ersten Jahr und 3/4 der Start-ups lagen selbst mit bis zu 102.000 € Umsatz noch unter dem ermittelten Durchschnitt.
Allerdings gibt es noch die „Superstars” unter den Neugründungen. Dabei handelt es sich um eine Minderheit von rund 25 %, die ein hohes Marktvolumen realisiert und schnell wächst. Ihre Umsätze sind im ersten Jahr 35 Mal höher und nach vier Jahren 50 Mal höher als die der umsatzschwächsten Unternehmen. Diese „Ausreißer” sind der Grund für den statistisch sehr hohen Mittelwert. Ihre bemerkenswerten Umsatzerlöse plustern die Gesamtzahlen auf und sorgen für eine Schieflage in der statistischen Marktbetrachtung.
Produzierendes Gewerbe erreicht höchste Umsatzzahlen
Ein wichtiger Faktor für unternehmerischen Erfolg ist der Sektor des Start-ups. So gehören Unternehmen im Produzierenden Gewerbe zu den erfolgreichsten Startern. Ihre Umsätze sind stets höher als die der anderen Gewerbezweige. Zwar ähneln sich die Umsatzerlöse von Unternehmen der Sektoren Distribution und Unternehmensdienstleistungen zum Zeitpunkt des Markteintritts, weichen aber mit zunehmendem Alter voneinander ab, sodass der Bereich Distribution im Vergleich deutlicher besser abschneidet. Am schlechtesten ergeht es Unternehmen in Bezug auf die Umsatzentwicklung, die sich auf sonstige Dienstleistungen spezialisieren.

Die Umsätze der Unternehmen im Produzierenden Gewerbe liegen kontinuierlich über den der anderen Sektoren (Bildquelle: Institut für Mittelstandsforschung)
Innerhalb des so erfolgreichen Produzierenden Gewerbes stechen insbesondere die forschungs- und wissensintensiven Branchen hervor. Gründungen in den beiden innovativen Teilbereichen entwickeln sich überdurchschnittlich gut, wachsen schnell und haben eine höhere Bestandsfestigkeit. Da können Dienstleistungen und die übrigen Wirtschaftszweige leider nicht mithalten.
Nur 25 % aller Existenzgründer können sich Mitarbeiter leisten
Auch die Beschäftigungszahlen wurden untersucht, da auch sie eine Aussage zum Wohlstand eines Unternehmens zulassen. Im Schnitt schaffen Neugründungen bis zu 0,5 neue Stellen. Dies sollte statistisch bedeuten, dass jedes zweite Unternehmen einen Mitarbeiter beschäftigt. Aber auch hier sieht die Wirklichkeit in den Unternehmen anders aus.
Tatsächlich können sich 3/4 aller Neugründungen keine sozialversicherungspflichtigen Mitarbeiter leisten.
Lediglich geringfügig Beschäftigte kommen häufiger für viele Unternehmen infrage. So beschäftigt mindestens die Hälfte der Unternehmen nie sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer. In Bezug auf die Schaffung von Arbeitsplätzen geht auch hier das Produzierende Gewerbe vorbildlich voran. Dieser Sektor stellt bereits bei Markteintritt die meisten Arbeitnehmer ein. Gründer in den Sonstigen Dienstleistungen bieten mehr Arbeitsplätze als Gründer aus dem Bereich Unternehmensdienstleistungen. Der Sektor Distribution bildet das Schlusslicht beim Beschäftigungswachstum.
Patentrezept für eine erfolgreiche Existenzgründung!?
Welche Faktoren sind also besonders wirksam für den unternehmerischen Erfolg? In der Studie wird festgestellt, dass Gründer mit einer innovativen, forschungs- oder wissensintensiven Geschäftsidee im Produzierenden Gewerbe besonders erfolgreich sind. Sie stellen mehr Mitarbeiter ein und sind bestandsfester. Demnach sind sie es, an denen sich Gründungsinteressierte orientieren können, wenn sie auf der Suche nach einer Geschäftsidee für die Selbstständigkeit sind.
Allerdings basiert erfolgreiches Unternehmertum nicht auf vorgefertigten Mustern, sondern erfordert einen ordentlichen Businessplan, unerschöpfliche Motivation, professionelle Beratung, wahnwitziges Engagement und eine innovative Geschäftsidee, egal aus welchem Bereich, damit das Start-up Erfolg hat.
- Die vollständige Studie „Wohlstandseffekte des Gründungsgeschehens” können Sie auf der Internetseite des IfM Bonn kostenlos als PDF herunterladen.