Ein Unternehmen zu übernehmen, die Nachfolge korrekt und ohne Ungereimtheiten zu vollziehen, ist ein schwieriges Unterfangen. Oft ist es schwierig Käufer und Verkäufer in Einklang zu bringen. Dabei kann professionelle Beratung besonders wertvoll sein. Wir sprachen mit Herrn Wolf, Nachfolger im Hauschka Verlag, sowie Herrn Simm und Herrn Reinhart von SimmCon, die bei der Regelung der Nachfolge Unterstützung geleistet haben.
Der Hauschka Verlag bietet seit nunmehr 40 Jahren Schulbücher und Lernmaterialien für Schüler und Vorschüler an. Mit der Nachfolge steht auch eine Umgestaltung des Verlags an. Wie die Nachfolge genau abgelaufen ist und wie die Umstrukturierungen aussehen werden, erfahren Sie im Interview.
Für-Gründer.de: Hallo Herr Wolf, stellen Sie doch bitte zu Beginn kurz den Hauschka Verlag vor. Welches Angebot findet man bei Ihnen?
Thomas Wolf vom Hauschka Verlag: Der Gründer des Hauschka Verlages, Adolf Hauschka, war ursprünglich ein Volksschullehrer, der schon immer die Schüler bestmöglich fördern wollte. Da es in den 1970er Jahren keine Übungsunterlagen gab, die Kindern ein selbstständiges und motivierendes Lernen ermöglichten, entwickelte er eigene Lernhilfen. 1974 gründete Herr Hauschka den nach ihm benannten Verlag. Heute beschäftigen wir 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verlegen Lernhilfen von zehn Autorinnen und Autoren. Von unserem Stammsitz in München-Moosach aus werden alle Abläufe gesteuert: von der Entwicklung über den Vertrieb bis hin zum Versand der Lernhilfen an knapp 3.000 Buch- und Schreibwarenhändler im deutschsprachigen Raum.
Das Sortiment unserer Lernhilfen erstreckt sich über die Fächer Mathematik, Deutsch und Englisch und zielt auf Schüler und auch Vorschüler zwischen 5 und 16 Jahren ab. Der Verlag gibt den Schülern bzw. deren Eltern ein breites Übungsprogramm an die Hand, um Lücken aufzuarbeiten und Gelerntes vertiefen zu können.
Dabei bietet der herausnehmbare, mit ausführlichen Lösungswegen ausgearbeitete Lösungsteil den Kindern auch die Möglichkeit selbstständig zu lernen.

Thomas Wolf hat den Hauschka Verlag übernommen.
Für-Gründer.de: Die Stabübergabe erfolgte bei Ihnen ja von Herrn Adolf Hauschka, der knapp 40 Jahre im Verlagsgeschäft tätig war. Sie waren bereits seit 2009 Geschäftsführer – wie hat sich die Zeit der Übergangs gestaltet und wie einfach fiel Herrn Hauschka das Loslassen?
Thomas Wolf vom Hauschka Verlag: Ich arbeitete ja bereits während meines Mathematikstudiums ab 2002 als studentische Hilfskraft im Verlag und übernahm 2006 dann die Leitung des Vertriebs. Nach Beendigung meines Mathematikstudiums in 2009 wurde mit Herrn Hauschka die Option besprochen, den Verlag als Geschäftsführer weiterzuführen und das Unternehmen zu modernisieren und notwendige Investitionen nachzuholen. Im Zuge dessen wurde die Nachfolge zum 31.12.2013 geplant.
Die Situation stellte sich als ein Win-Win dar:
das Lebenswerk von Herrn Hauschka wird fortgeführt und befindet sich in guten Händen und er kann noch in angemessenem Umfang mitwirken; für mich bot sich die Möglichkeit, ein gesundes, auf dem Markt etabliertes Unternehmen während der Übergangszeit von 2009 bis Dezember 2013 behutsam neu auszurichten ohne dabei frühzeitig das volle Risiko tragen zu müssen.
Alle Parteien arbeiten hier zusammen auf dasselbe Ziel hin und das Verhältnis ist ausgesprochen gut. Handlungsspielräume sind klar definiert und Unstimmigkeiten werden konstruktiv besprochen.
Für-Gründer.de: Hallo Herr Simm, was stand im Zentrum der Unternehmensnachfolge im Hauschka Verlag und was waren die besonderen Herausforderungen?
Jörg Simm von SimmCon: Grundsätzlich gibt es gewisse Standards, die es einzuhalten gilt, wenn eine Betriebsübernahme bzw. Nachfolge durchgeführt werden soll. Unter anderem ist auch immer die Unternehmensentwicklung der letzten Jahre genau zu analysieren, Stärken & Schwächen herauszuarbeiten und das Potential für die Zukunft des Geschäftsmodells muss bewertet werden – und dies alles im Hinblick auf die künftige Entwicklung unter neuer Regie, d.h. unter Berücksichtigung der spezifischen Stärken, die der Nachfolger mit einbringt.
Ganz wichtig ist, das Unternehmen fachkundig zu bewerten und sicherzustellen, dass in den Verhandlungen zur Übernahme des Betriebes ein realistischer Kaufpreis vereinbart wird. Auch müssen Übernahmebedingungen, z.B. die Übergangsphase, intelligent geregelt werden und eine detaillierte Unternehmensplanung erstellt werden. Letztlich ist all dies und weiteres in einem umfassenden professionellen Businessplan auszuarbeiten.
Die besonderen Herausforderungen im Fall Nachfolge Hauschka Verlag lagen eben einerseits darin, dass bei begrenzten Möglichkeiten des Nachfolgers zu Eigenkapitaleinsatz und Stellung von Sicherheiten eine Finanzierungszusage erreicht werden musste. Hinzu kamen zunächst unrealistische Vorstellungen des bisherigen Eigentümers ob des Wertes seines Lebenswerkes – sprich: wir hatten mit überzogenen Kaufpreisvorstellungen zu tun.
Eine weitere spezifische Herausforderung und anspruchsvolle betriebswirtschaftliche Denksportaufgabe entstand aus der Analyse der Unternehmensentwicklung heraus. Bei der ersten Analyse auf Basis der Bilanzen, BWAs und SuSas ergab sich das Bild einer recht bescheidenen Unternehmensentwicklung, die so nicht einmal annähernd die Kaufpreisvorstellungen des Verkäufer hätten plausibilisieren können. Nach einer vertiefenden Analyse deutete dann einiges darauf hin, dass die Unternehmensergebnisse der letzten Jahre nicht das realistische Bild der Unternehmensentwicklung zeigten. Das alles galt es dann genau zu hinterfragen und zu klären.

Jörg Simm von SimmCon
Für-Gründer.de: Wie verlief dann der Prozess im Detail?
Jörg Simm von SimmCon: Letztlich gelang es uns in intensiver Zusammenarbeit mit Herrn Wolf und mittels aufwendiger betriebswirtschaftlicher Berechnungen die Details zu entschlüsseln und ein aussagekräftiges Analyseergebnis zu erreichen. Offensichtlich war hier über die Jahre ein nicht unerheblicher Teil des Unternehmenswertes im Lagerbestand ausgewiesen worden. Position für Position wurden die Lagerbestände dann vom Gründer und uns auf den Verkaufswert hin untersucht, was so letztlich umfassende stille Reserven zu Tage förderte. Dies wurde von uns entsprechend in einer Simulationsrechnung nachvollzogen, die so dann auch eine letztlich deutlich höhere Bewertung des Unternehmens anzeigte.
In der Folge war es dann möglich einerseits einen für beide Seiten angemessenen Kaufpreis auf versachlichter Argumentationsebene auszuhandeln und diesen auch der Bank gegenüber entsprechend zu plausibilisieren.
Auf der zweiten Seite erfahren Sie mehr über die sich durch die Veränderungen in der Verlagsbranche ergebenden Herausforderungen für den Hauschka Verlag, wie die Pläne für die nächsten Jahre aussehen und worauf man bei der Firmenübernahme besonders Acht geben sollte.