In Zeiten von Big Data kommen die Themen Privatsphäre und Datenschutz im Netz häufig zu kurz. Doch das muss nicht sein. Beim diesjährigen KfW Award Gründen hat das Start-up eBlocker den Landessieg in Hamburg geholt. eBlocker bietet mit seinem Produkt besonders Privatpersonen einen umfassenden Schutz der Privatsphäre. Wie der eBlocker funktioniert und wie das noch junge Unternehmen bereits Investoren gewinnen konnte, haben wir Gründer Christian Bennefeld gefragt.
Christian Bennefeld blickt auf eine langjährige Erfahrung als Unternehmer zurück. Bereits vor 17 Jahren gründete er die Web-Analyse-Software eTracker, die er selbst als Datensammler bezeichnet. Allerdings als einen Datensammler, der mit den Nutzerdaten sauber umgeht und so Benutzer vor Datenmissbrauch schützt.
Genau diesen Datenmissbrauch sieht er aber vermehrt im Internet auftreten, besonders aufgrund der starken Zunahme der sogenannten Internet of Things-Geräte. Deshalb hat er mit einem komplett neu zusammengestellten Team mit dem eBlocker eine Hardware entwickelt, die Internetnutzern ihre Privatsphäre wieder zurückgeben soll. Und zwar ohne, dass diese über tiefgreifendes Spezialwissen verfügen müssen. Ganz einfach per Plug & Play kann das Gerät in jedes bestehende Netzwerk integriert werden.
Die Idee des eBlocker fand auch bei der Jury des diesjährigen KfW Award Gründen großen Anklang, die deshalb das Start-up zum Landessieger Hamburg kürten. Zusätzliche Bestätigung gab es für Christian Bennefeld und seine Geschäftsidee, als namhafte Investoren einen siebenstelligen Betrag in sein Start-up investierten.

Für-Gründer.de: Was macht der eBlocker und warum sollte eigentlich jeder Haushalt so ein Gerät haben?
Christian von eBlocker: Der eBlocker gibt Internetnutzern die verloren gegangene Privatsphäre zurück. Er blockt dabei zuverlässig alle Datensammler, schützt die Identität durch IP-Anonymisierung, sperrt Malware- und Phishing aus und selbst der Provider sieht nicht mehr, wohin der Nutzer surft. Kurz: Intime Persönlichkeitsprofile werden nicht mehr gebildet und der Nutzer surft wieder vollkommen anonym.
Und das Tolle: Der eBlocker funktioniert auf jedem Internet-Gerät – ganz ohne Softwareinstallation und lässt sich von jedermann per Plug & Play in wenigen Minuten anschließen. So entgeht der eBlocker Nutzer Preisdiskriminierung, Zensur, Content-Sperren und Werbe-Manipulation – ganz ohne technische Kenntnisse. Und bei Familien mit Kindern schützt er auch die Jüngsten vor unerwünschten Inhalten und exzessivem Surfen.
Für-Gründer.de: Ein physisches Gerät zum Schutz der eigenen Privatsphäre: wie genau ist die Idee für den eBlocker entstanden?
Christian von eBlocker: Vor rund 17 Jahren habe ich den Datensammler „etracker“ gegründet und erfolgreich am Markt positioniert. Da leider nicht alle Tracker so sauber mit den Nutzerdaten umgehen, wie etracker, hatte ich immer schon verschiedene Software-Tools auf meinem PC installiert, die mich vor dem Datenabgriff schützen sollten. Als ich mir 2010 mein erstes iPad gekauft habe, stellte ich schnell fest, dass es hierfür keine Lösungen zum Schutz der Privatsphäre gab. Das hat mich ziemlich geärgert, da ich zu Hause fast nur noch mit dem iPad surfte.
Als noch mehr IoT Geräte, wie ein SmartTV, eine Waage und eine neue PS4 in meinen Haushalt einzogen, für die es keine Softwarelösungen gab, kam mir die Idee: Man muss die Privatsphäre auf Netzwerkebene – und unabhängig von Geräte-individueller Software lösen. Von der Idee bis zum Ausstieg bei etracker hat es dann noch drei Jahre Vorbereitung gebraucht, bis ich mich bei etracker überflüssig gemacht habe.
Mit einem komplett neuen Team mit erfahrenen Mitgründern, die ich seit fast 20 Jahren kenne, sind wir dann Ende 2014 gestartet.

Für-Gründer.de: Kürzlich gab es vom Innovationsstarter Fonds Hamburg und anderen Investoren einen einstelligen Millionenbetrag. Was sind deine wichtigsten Tipps, um Investoren zu überzeugen?
Christian von eBlocker: Auch wenn ich bereits viel Erfahrung im Aufbau von Start-ups mitbringe, war das meine erste Finanzierungsrunde – und ich habe viel gelernt. Insbesondere braucht man viel mehr Zeit, als ursprünglich geplant. Heute würde ich mindestens 6-10 Monate vor der geplanten Finanzierung die ersten Gespräche suchen und hier nur auf Partner schauen, die außer Geld auch einen echten Mehrwert mitbringen. Dabei sollte man sich nicht zu fein sein, auch Investoren aus der Runde wieder zu entfernen, wenn man kein gutes Gefühl hat. Das beschleunigt die Runde zwar nicht, hilft aber, nur Partner an Bord zu haben, mit denen man gerne zusammen arbeitet.
Um Investoren zu gewinnen, braucht man vor allem ein überzeugendes Team und ein skalierbares Geschäftsmodell. Wenn dann noch echter Innovationsgeist und Empathie für das Thema dazu kommen und man dies überzeugend präsentieren kann, stehen alle Türen offen.
Für-Gründer.de: Was habt ihr mit dem Geld vor?
Christian von eBlocker: Der Auftrag unserer Investoren lautet Wachstum. Daher verwenden wir einen großen Teil der Investition für das Marketing und den Ausbau des Retail-Geschäfts. Dies nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern insbesondere auch in den USA. Aber auch für den Ausbau unserer Technologie verwenden wir einen Teil der Mittel, damit sich der eBlocker als beste und einfachste Privatsphärelösung am Markt positionieren kann.
Für-Gründer.de: Was ist für euch der wichtigste Weg, um euer Produkt zu vermarkten?
Christian von eBlocker: Wichtig war zunächst Partner im Handel aufzubauen, damit wir den Kunden dort erreichen, wo er bereits Vertrauen aufgebaut hat. Hier sind wir in Deutschland bereits sehr weit und haben mit Best Buy auch bereits den größten amerikanischen Retailer für uns gewonnen.
Neben klassischer PR durch Kontakte mit Journalisten setzen wir seit kurzem verstärkt auf Content Marketing und Social Media. Aber auch Print-Werbung und Gewinnspiele stehen auf dem Programm und wir lernen jeden Tag dazu, wo und wie wir unsere Kunden am besten adressieren können. Am Ende des Tages gilt es zu testen, zu testen und zu testen und so die beste Kombination von Maßnahmen zur Kundengewinnung zu finden. In dem Prozess stecken wir noch mitten drin.
Für-Gründer.de: Wie seid ihr auf den KfW Award Gründen aufmerksam geworden und was nehmt ihr von der Auszeichnung mit?
Christian von eBlocker: Wir haben einen internen Verteiler, auf dem jeder posten darf, der etwas Spannendes entdeckt. Das können genauso Partner, gut gemachte Kampagnen, wie auch Startup-Wettbewerbe sein. Gerade bei letzteren bewerben wir uns eher selten, da in den meisten Jurys Vertreter der datensammelnden Werbeindustrie sitzen, die uns keine Chance geben. Bei dem KfW Award hatte die Jury den Auftrag Start-ups zu finden, die besonderen Mut bewiesen haben und deren Idee unsere Gesellschaft positiv verändert. Das passt zu uns, dachten wir und konnten so als Landessieger Hamburg hervorgehen.
Insbesondere die Breite der unterschiedlichen Start-ups hat uns sehr gut gefallen, der Austausch hat viel Spaß gemacht und wir haben viele wertvolle Kontakte mitgenommen.
Für-Gründer.de: Vielen Dank für das Gespräch.
Habt ihr auch das Zeug zum Preisträger?
Die Sieger des KfW Award Gründen 2017 sind gekürt. Doch auch 2018 wird es wieder eine Wettbewerbsrunde geben, für die sich Gründer und Unternehmer bewerben können. Der Wettbewerb startet im Mai 2018, bereits jetzt könnt ihr euer eigenes oder ein anderes Unternehmen vorschlagen, das den Preis verdient hat.
Wer mehr über den KfW Award Gründen erfahren möchte, besucht direkt die Seite der KfW. Dort findet ihr auch viele weitere Bilder, Filme, Porträts und Hintergrundinformationen zu allen Preisträgern.
- Der KfW Award Gründen ist ein bundesweiter Gründerwettbewerb. Jedes Jahr werden Jungunternehmer gesucht, die einen Mehrwert mit ihrer Geschäftsidee schaffen und soziale Verantwortung übernehmen. Im Fokus stehen innovative Geschäftsmodelle, originelle Produkte bzw. Dienstleistungen, die Schaffung von Arbeitsplätzen und nachhaltiges Unternehmertum. Vergeben werden mit Preisgeldern dotierte Landespreise, ein Bundessieg, ein Publikumspreis sowie ein Sonderpreis. Die Jury wird von Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Medien, Landesförderinstituten und Industrie- sowie Handelskammern besetzt. Für-Gründer.de unterstützt den KfW Award Gründen als Medienpartner
Der Beitrag Wie man Investoren überzeugt und gleichzeitig Award-Sieger wird erschien zuerst auf GründerDaily - Deine tägliche Dosis Unternehmertum.