Ich bin Antonio Vega, 31 Jahre alt und einer der Gründer des Zentralen Fundbüros (alias „Have it Back” für das internationale Publikum). Das Zentrale Fundbüro ist die erste Meta-Suchmaschine für Fundsachen und das größte Online-Fundbüro der Welt. Im GründerDaily berichte ich über meine Zeit beim German Accelerator im Silicon Valley. Im letzten Blog habe ich euch von einigen unserer Marketingaktionen und technischen Neuerungen berichtet. Diesmal blicke ich zusammen mit meinen Kollegen auf das vergangene Jahr zurück und erzähle euch, wie es für das Zentrale Fundbüro weitergeht.
Wie ich im letzten Blog schon erwähnt habe, fand dieses Wochenende die SantaCon statt. Das ist eine Veranstaltung, bei der alle Teilnehmer als Nikolaus verkleidet durch die Straßen ziehen. Ich verbrachte derweil meine freien Tage in der Abgeschiedenheit des Home Office, um an unserer Abschlusspräsentation für den German Accelerator (GA) zu feilen.

Wer fleißig ist, wird belohnt, oder?
Zehn Minuten sollen wir vor dem Entscheidungskomitee über unsere Fortschritte in den vergangenen Monaten berichten und gute Argumente liefern, um weiter dabei zu bleiben. Also konzentriere ich mich auf unsere ersten US-Kunden (einen Taxi-Service und ein Festival), die Tatsache, dass ich Gespräche mit den hiesigen Flughäfen, Verkehrsbetrieben und vielen anderen geführt habe und dass wir durch Partnerschaften unseren Service ausbauen konnten, z.B. mit GoShippo im Bereich Logistik.
Außerdem haben wir in San Francisco ein Lost and Found-Konzept für selbstfahrende Autos entwickelt – wir sind immerhin im Silicon Valley, da ist das ständig im Gespräch – und haben es auf haveitback.com auf 500.000 Einträge gebracht, die Zahl seit dem Start der Webseite also verdreifacht. Um in den USA noch mehr Menschen effektiv zu erreichen, haben wir weitere Sprachen zu unserer Software hinzugefügt. Vor allem Spanisch ist auf dem US-Markt wichtig. Zudem konnten wir vor kurzem die vier Millionen-Einträge-Marke auf unserer deutschen Seite knacken (wir berichteten davon in Blog 5). Besonders stolz sind wir darauf, dass wir in den letzten Monaten unsere SMART Objectives erreicht und weitere Fortschritte gemacht haben.
Der Accelerator hatte für uns große Vorteile: Durch die LLP Sessions haben wir unseren US-Kernmarkt identifiziert und an unserem Business Modell geschliffen.
In aufwändiger Arbeit und mit viel Zeitinvestment unseres Leadmentoren Christian Busch haben wir einen internationalen Finanzplan ausgearbeitet. Wir haben Kampagnen erstellt, unsere kompletten Materialien überarbeitet und Neues hinzugefügt. Durch unseren Gamification-Ansatz haben wir uns weg von B2C hin zu B2B gewagt und können eine fertige Beta-Version unserer Gamification-App vorzeigen. Aber wird das für das Komitee reichen, um unseren Aufenthalt zu verlängern?
An dieser Stelle muss ich sagen, dass der GA für uns mehr war als nur ein Wettbewerb. Für uns markiert die Teilnahme den Punkt, an dem wir einen ganz neuen Unternehmensweg eingeschlagen haben. Ein Dank geht hier auch an das Team des GA, das uns dabei unterstützt hat, Have it Back auf den amerikanischen Markt zu bringen.
Für mich persönlich und für das ganze Team von Zentrales Fundbüro waren die vergangenen Monate in den USA eine tolle und wertvolle Erfahrung.
Jetzt heißt es Daumen drücken – die Pitches beginnen
Mein Vortrag vor dem Entscheidungskomitee ist der letzte an diesem Tag. Danach heißt es warten. Alle Start-ups vom German Accelerator sitzen zusammen, die Stimmung ist verständlicherweise etwas angespannt. Dann plötzlich kommt Dirk Kanngiesser, der CEO des GA, um die Ecke. Im Raum wird es still. Nach und nach nimmt er jeden einzelnen Gründer zur Seite. Nicht alle machen danach noch ein fröhliches Gesicht. Doch für Have it Back gibt es gute Nachrichten:
Wir sind weiter! Konkret bedeutet das, neun weitere Monate Mentoring in San Francisco, Office Space und das GA-Netzwerk. Wunderbare Neuigkeiten also!

Noch gibt es allerdings keine Zeit zu feiern, denn bereits zwei Tage später dürfen wir alle noch einmal auf der Captivate Veranstaltung ran, gewissermaßen unserer Abschlussveranstaltung. Das Event findet im HanaHaus statt, einer Mischung aus Think Tank und Coffee Shop in Palo Alto, das vom CEO des deutschen Software-Herstellers SAP gegründet wurde. Vor Publikum und Investorenpanel pitchen alle GA-Teilnehmer drei Minuten lang ihre Idee, gefolgt von einer kurzen Frage- und Antwort-Runde. Gerade noch rechtzeitig kommt das Have it Back Rollup-Banner an, sodass ich unseren Stand kenntlich machen kann. Dort führe ich einige interessante Gespräche. Auch ein deutscher Jungunternehmer, mit dem ich zuvor bereits E-Mail-Kontakt hatte, kommt zufällig vorbei. Sein Urteil: Die Pitches hier im Silicon Valley scheinen etwas weiterentwickelt zu sein, als die in Deutschland. Abends feiern wir GA-Teilnehmer unseren Abschied in einer Bar um die Ecke, wo Freddy vom GA-Team uns unsere Abschlussurkunden überreicht.

Wenn wir schon bei Deutschland sind: auch meine Kollegen in Frankfurt müssen sich regelmäßig einem Publikum stellen. Denn ab sofort läuft unsere Lost and Found-Lösung bei einer Airline-Crew im Test. Durch fünf Tage Informationstätigkeit bei der Airline vor Ort und eine Umfrage haben wir herausgefunden, dass unsere Lösung von der Crew sehr positiv aufgenommen wurde.
Ich habe indessen endlich kurz Zeit zum Durchschnaufen. Von echtem Schnee sind wir zwar weit entfernt, doch ich gehe mit einer Bekannten trotzdem auf eine kleine Winterwanderung. Sie zeigt mir „Land’s End”, einen wundervollen Aussichtspunkt. Peinlicherweise halte ich ein Frachtschiff für einen Felsen in der Ferne und bin etwas perplex, als der Felsen bei neuerlichem Umdrehen plötzlich viel näher erscheint. Unserer guten Stimmung tut meine Verpeiltheit allerdings keinen Abbruch.
Keine Vorsätze, sondern konkrete Arbeitsschritte und ein kurzer Rückblick
Mit der kurzen Erholung als Rückenwind geht es wieder ans Werk, ehe 2016 vorbei ist.
Endspurt in einem sehr erfolgreichen Jahr für das Zentrale Fundbüro. 2016 haben wir nämlich eine ganze Menge erreicht.
Klar, der GA und die damit verbundene Expansion in die USA standen 2016 im Vordergrund. Nebenbei haben wir aber allein in diesem Jahr mehr als 40 Events besucht und an circa 20 Gründerwettbewerben teilgenommen. Beim VIR Sprungbrett, BayStartUp, Life’s a pitch, Start me up! von Bilanz und dem DUS Highflyer Award standen wir sogar auf dem Siegertreppchen. Von sozialen Apps wie nachbarschaft.net oder hoomn über den Outdoor-Safe Anbieter Yoursafe24 bis hin zu TASSO, dem größten Haustierregister Europas, konnten wir 2016 tolle Kooperationen starten und so unseren Service weiter ausbauen.

Aber auch wenn wir schon große Schritte vollbracht haben, feilen wir ständig an unseren Lösungen. Die Liste mit den erfolgreichen Partnerschaften wollen wir 2017 natürlich erweitern.
Und um die User-Experience auf unserer Webseite weiter zu optimieren, planen wir den Umstieg auf eine Bildsteuerung. Unsere gamifizierte B2B-Software wollen wir unseren privaten Nutzern im neuen Jahr zugänglich machen. Außerdem darf gerade der Vertrieb im nächsten Jahr nicht einschlafen. Fleißig suche ich auf LinkedIn Ansprechpartner und erstelle Listen, die ich demnächst angehen kann. Ebenso stehen Gespräche mit potenziellen Investoren unmittelbar bevor, obwohl wir uns aktiv noch gar nicht darum bemüht hatten – das stimmt uns natürlich zuversichtlich für 2017, wenn wir uns zielgerichtet mit interessanten Kapitalgebern in Verbindung setzen.
Weihnachten weit weg von Zuhause – und trotzdem nicht allein
Kurz darauf steht auch schon Weihnachten vor der Tür. Ich verbringe das Fest in der Ferne mit meinem Mitbewohner und anderen Bekannten. Die Stadt ist spürbar leerer als gewohnt, gerade in der Nacht. Doch hier gibt es so viele Menschen auf Zwischenstation, dass es nie langweilig wird. Auch Silvester verbringe ich in angenehmer Runde und bestaune das Feuerwerk am Pier – damit habe ich bis auf Black Friday alle meine persönlichen Highlights für die ersten drei Monate in den USA abgehakt. Drei von insgesamt Vier ist denke ich eine akzeptable Quote. Während alle um mich herum feiern, lasse ich meine bisherigen Erlebnisse Revue passieren. Gleichzeitig halte ich mir die Pläne fürs nächste Jahr vor Augen, wobei der Fokus ganz klar auf Sales und Networking liegen wird. Alleine im Januar habe ich über ein Dutzend Events im Visier, vom „Foreign Startup Mixer” bis hin zu Trainingsveranstaltungen wie „How to Do Business with California State Government”.

Leider muss ich heute hiermit Abschied von euch nehmen, denn dies ist (vorerst) mein letzter Erfahrungsbericht für Für-Gründer.de. Vielen Dank an dieser Stelle fürs Lesen und Mitfiebern. Auch an das Für-Gründer.de-Team einen herzlichen Dank. Die Reaktionen auf unsere regelmäßigen Silicon Valley Stories waren durchweg positiv und die Beiträge stießen auf großes Interesse – und dank eurer Promotion auch auf ein breites Publikum.
Wer weiter über die Fortschritte von Zentrales Fundbüro informiert bleiben möchte, kann uns gerne in den sozialen Medien folgen. Ich freue mich auf die spannende Reise 2017!
Du hast einen von Antonios Berichten aus dem Silicon Valley verpasst? Hier sind noch einmal alle Teile in der Übersicht:
- Frankfurter Start-up goes Silicon Valley: „So haben wir’s geschafft“ [Teil 1]
- Frankfurter Start-up goes Silicon Valley: „Das Abenteuer beginnt“ [Teil 2]
- Frankfurter Start-up goes Silicon Valley: „Vitamin B und viele überflüssige Kalorien“ [Teil 3]
- Frankfurter Start-up goes Silicon Valley: „Trump, Gamification, Country Music und Thanksgiving“ [Teil 4]
- Frankfurter Start-up goes Silicon Valley: „Teamarbeit zwischen zwei Kontinenten“ [Teil 5]
Der Beitrag Frankfurter Start-up goes Silicon Valley: „2017, wir kommen – weiter geht’s im German Accelerator“ [Teil 6] erschien zuerst auf GründerDaily - Deine tägliche Dosis Unternehmertum.