Es gibt mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten, auf die ein Gründer bei der Wahl seines Büros zurückgreifen kann. Da fällt die Entscheidung mitunter schwer. Anhand welcher Kriterien Gründer die richtige Wahl für sich treffen, ist heute unser Thema. Dafür steht uns der Gründer von shareDnC, einer Bürovermittlungs-Plattform, zur Seite.
Für-Gründer.de: Hallo Philipp, welche verschiedenen Büro-Optionen gibt es für Gründer heutzutage?
Philipp Hartje, shareDnC: Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe an Möglichkeiten für Gründer, ein erstes Büro für ein neues Projekt zu beziehen. Neben dem Homeoffice als Klassiker gibt es heutzutage in vielen größeren Städten spezielle Gründerzentren oder auch Coworking Spaces, die ihr Angebot an Gründer richten. In der Regel teurer sind Business Center, dafür kann man dort auch noch ein Servicepaket hinzu buchen, wie zum Beispiel einen gemeinsam nutzbaren Empfang oder Telefonservices – und sie sind meistens sehr repräsentativ. Ganz modern sind die besonders „hippen” Business Center im Google- oder Facebook-Style wie etwa WeWork oder Mindspace, die gerade in Berlin ihre ersten Dependancen in Deutschland eröffnet haben.
Allerdings zahlt man dort sehr hohe Preise für die netten Designmöbel und die ganzen Extraservices, egal ob man sie nachher auch wirklich nutzt oder nicht. Günstiger und nicht weniger nett können Bürogemeinschaften sein, allerdings ist es nicht so einfach, eine passende zu finden. Oder man mietet sich einfach einen einzelnen Büroraum zu Untermiete bei einem anderen Unternehmen. Hier gibt es mittlerweile ein recht breites Angebot deutschlandweit. Dann kann man sich natürlich ein „normales” Büro suchen und anmieten, was aber nur ratsam ist, wenn man schon sehr genau mittelfristig mit Platzbedarf und Kosten kalkulieren kann.
Für-Gründer.de: Welche Vor- und Nachteile siehst du bei der Nutzung des Homeoffice?
Philipp Hartje, shareDnC: Ein Vorteil ist natürlich der günstige Preis. Häufig entstehen keine zusätzlichen Kosten, wenn man einfach von zu Hause aus arbeitet. Gerade für Gründer ohne großes Kapital ist das oft der einfachste und beste Start. Problematisch wird es bei den meisten, wenn man nicht alleine wohnt, sondern Familie hat. Dann ist die nötige Ruhe zum Arbeiten schnell dahin. Außerdem wird es oft schwierig, wenn man in einem Team arbeitet, dann wird der Platz schnell knapp und die unklare Trennung von Arbeit und Freizeit ist auch nicht jedermanns Sache. Zudem kann es Probleme mit dem Vermieter geben, wenn die Privatwohnung für gewerbliche Zwecke als Büro genutzt wird.
Für-Gründer.de: Wann lohnt sich für einen Gründer das Arbeiten im Coworking Space?
Philipp Hartje, shareDnC: Ein Coworking Space ist ein passender Ort, wenn das eigene Business noch in der Konzeptionsphase steckt, und man häufig Input von dritter Seite wünscht.
Dann ist ein Coworking Space sehr hilfreich, weil viel Austausch unter den Mietern gewünscht ist und auch tatsächlich stattfindet.
Im Optimalfall findet man unter den Mitmietern auch noch passende Dienstleister, die man zum Aufbau benötigt, etwa Designer, Start-up-Berater etc. Sobald das eigene Business steht und man sich vornehmlich auf die Umsetzung konzentrieren will, kann so ein Platz dann aber auch leicht anstrengend werden, da die Ablenkungsgefahr oft groß ist.

Für-Gründer.de: Wie geht man als Gründer bei der Bürosuche am besten vor?
Philipp Hartje, shareDnC: Zunächst einmal den eigenen Bedarf so gut es geht definieren. Wie viele Arbeitsplätze werde ich in den kommenden Monaten benötigen, welchen zusätzlichen Raum braucht meine Unternehmung, welches Budget haben wir zur Verfügung? Was passiert, wenn das Geschäft besonders gut anläuft – oder auch nicht so gut wie gedacht? Auf Basis dieser Informationen muss man dann die passenden Büroformen auswählen und sich auf entsprechenden Internetseiten die verschiedenen Möglichkeiten in seiner Stadt anschauen.
Für-Gründer.de: Worauf sollte man bei der Büroauswahl unbedingt achten?
Philipp Hartje, shareDnC: Flexibilität ist ein wichtiger Punkt für Gründer.
Klassische Mietverträge sind häufig an eine sehr lange Laufzeit gebunden und damit ungeeignet für den Start.
Außerdem muss man die Gesamtkosten kalkulieren und darf die eigene Liquidität nicht außer Acht lassen. Ob das erste Office schon besonders schön ist und tolle Designermöbel hat, sollte zunächst zweitrangig sein.
Für-Gründer.de: Welche Kosten kommen auf Selbstständige neben der eigentlichen Miete zu?
Philipp Hartje, shareDnC: Das kommt ganz darauf an, für welche Büroform man sich entscheidet. In einer Bürogemeinschaft oder als Untermieter in einem bestehenden Büro ist die monatliche Miete häufig ein Fixpreis und damit nahezu der einzige Kostenblock. Damit kann man sehr gut kalkulieren. Anderswo kommen zusätzlich zur Kaltmiete noch Nebenkosten hinzu, häufig auch eine Kaution, die viel liquide Mittel binden kann. Provisionszahlungen sind besonders unangenehm, wenn das neue Büro über einen Makler angeboten wird. Aber oft gibt es auch versteckte Kosten wie Küchennutzungsgebühren, Renovierungsverpflichtungen bei Auszug, Nebenkosten, die im Vorhinein nicht einkalkuliert wurden und zu Nachzahlungen führen. Das hat schon viele Gründer negativ getroffen.
Für-Gründer.de: Worauf gilt es beim Mietvertrag besonders zu achten?
Philipp Hartje, shareDnC: Alle Kosten sollten eindeutig aufgeführt sein, ebenso die Mietdauer und Kündigungsfristen. Außerdem ist Vorsicht geboten bei Klauseln, die den Auszug betreffen, etwa zum Thema Renovierung. Auch sollte klar definiert sein, was alles zur Miete dazugehört, etwa die Nutzung von Konferenzräumen, Möbel, Küche, Parkplätze etc.

Für-Gründer.de: Woran kann man als Gründer einen unseriösen Vermieter erkennen?
Philipp Hartje, shareDnC: Wenn sich mündliche, zum Beispiel im Rahmen einer Besichtigung, getroffene Absprachen nicht klar in der Mietvereinbarung wiederfinden, ist Vorsicht geboten. Insbesondere dann, wenn der Vermieter sich auf Nachfrage nicht mehr daran erinnern möchte oder sich herausredet.
Wer sich nicht an Absprachen hält, wird im Laufe des Mietverhältnisses wahrscheinlich häufiger mal Überraschungen parat haben, die man nicht gebrauchen kann.
Für-Gründer.de: Gründer können auch shareDnC zur Bürosuche nutzen. Welchen Mehrwert bietet ihr Selbstständigen mit eurer neuen Plattform?
Philipp Hartje, shareDnC: Bei uns finden gerade Gründer und Selbständige häufig die genau für sie passenden Lösungen. Wir sind fokussiert auf kleine und flexible Bürolösungen abseits teurer Business Center – die meisten unserer Büroanbieter vermieten einfach einzelne Arbeitsplätze oder Büroräume unter, die sie nicht selbst nutzen. Es bietet sich die Möglichkeit zum Austausch mit anderen, aber die Umgebung ist in der Regel privater als in einem Coworking Space, sodass man sich auf den Aufbau seines Business fokussieren kann. Dabei kann man meistens die gesamte vorhandene Büroinfrastruktur mit nutzen, zum Beispiel Konferenzräume und Küchen. Die Preise sind oft günstig, die Mietvereinbarungen flexibel – und wir haben in den meisten größeren Städten schon ein sehr breites Angebot auf der Plattform.

Für-Gründer.de: Und zum Abschluss: Welche drei Tipps gibst du Gründern bei ihrer Suche nach dem passenden Büro?
Philipp Hartje, shareDnC: Bedarf definieren, Kosten im Blick behalten, auf unvorhergesehene Entwicklungen gefasst sein. Und am Anfang nicht zu wählerisch sein. Lieber schnell mit dem eigenen Projekt starten, als sich lange mit der Bürosuche aufhalten.
Für-Gründer.de: Vielen Dank für das Interview!
Der Beitrag Büro, Coworking oder Homeoffice: worauf es ankommt erschien zuerst auf GründerDaily - Deine tägliche Dosis Unternehmertum.