Quantcast
Channel: GründerDaily – Deine tägliche Dosis Unternehmertum
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2842

Investment ausgeschlagen: „Wir hätten einfach nicht zusammengepasst“

$
0
0

Ein großes Investment stand an, das die Gründer von ezebee, einem Online-Marktplatz für Kleinunternehmer, letztendlich doch ausschlugen. Die daraus resultierende Erkenntnis, dass man auf sein Bauchgefühl hören soll, ist nur eine der Lektionen des Schweizer Start-ups, die Mitgründerin Julia Emmert mit uns teilt.



Für-Gründer.de: Hallo Julia, du bist Mitgründerin von ezebee. Bereits vor zwei Jahren führten wir ein Gründerinterview. Die Plattform hast du damals als „ein kostenloses, internationales Netzwerk mit Shopping-Funktionen“ beschrieben. Ist sie das immer noch?

Julia Emmert von ezebee: Ja, das sind wir immer noch, wobei ich es heute anders formulieren würde: Wir sind eine internationale Social Commerce-Plattform für Kleinunternehmer und Freelancer aller Art.

ezebee_Screenshot
ezebee ist eine kostenlose Shop- und Marktplatzlösung für Kleinunternehmer (Screenshot: ezebee)

Für-Gründer.de: Was hat sich seitdem an eurem Angebot verändert?

Julia Emmert von ezebee: Wir sind damals mit unserer Beta Version sozusagen ins Blaue gestartet. Heute wissen wir sehr viel genauer, was unsere Mitglieder wollen und brauchen. Es hat sich also viel geändert. Wir fokussieren uns viel mehr auf den Einkaufsprozess und weniger auf Community-Funktionen.

Das zeigt sich zum Beispiel an unserem Chat-to-buy-System sowie an unserem internen Gutscheinsystem, das Zahlungen international in Echtzeit ermöglicht. Außerdem sind wir inzwischen Mobile First (Webdesigns werden zuerst für kleine Layoutformate wie Smartphones entwickelt, Anm. d. Red.). Aber im Grunde ist unser Angebot unverändert: eine kostenlose Shop- und Marktplatzlösung für alle Kleinunternehmer weltweit.

Julia von ezebee: Mompreneur Julia Emmert mit ihrer Tochter (Foto: ezebee)
Mompreneur Julia Emmert mit ihrer Tochter (Foto: ezebee)

Für-Gründer.de: Damals waren „2.500 Registrierungen aus über 38 Ländern und mehr als 20.000 Produkten und Dienstleistungen“ eure Kennzahlen. Wie sieht es heute aus?

Julia Emmert von ezebee: Das können wir mittlerweile belächeln. Das ist ja schon lange her, damals steckten wir noch in den Kinderschuhen. Inzwischen haben wir über 200.000 Shops aus über 150 Ländern. Vor allem aus Indien, aber auch aus Europa.

Für-Gründer.de: Was ist außerdem in den vergangenen zwei Jahren im Unternehmen so passiert? Was war die größte Fehlentscheidung und welche die allerbeste?

Julia Emmert von ezebee:

Ich glaube unser größter Fehler war, dass wir am Anfang zu Feature basiert gearbeitet haben. Wir haben immer gedacht: das könnte für Verkäufer noch interessant sein. So ging es immer weiter bis die Plattform vor lauter Funktionen übergelaufen ist. Jetzt haben wir alles wieder auf die Basis reduziert und das funktioniert viel besser für alle.

Zu den besten Entscheidungen fallen mir gleich zwei Stück ein:

  • Die erste Entscheidung war, dass wir von Anfang an international gestartet sind. Ossian, unser CEO, hatte hier viel Gegenwind, hat sich aber durchgesetzt. Heute wissen wir, dass diese Entscheidung uns das Leben gerettet hat. Sonst wären wir jetzt sicher nur eine kleine Nischenplattform für DIY.
  • Die zweite Entscheidung klingt zunächst vielleicht etwas abstrus. Wir haben das Investment-Angebot des größten Deutschen Medienunternehmens abgelehnt. Wir hätten einfach nicht zusammengepasst.
Ossian und Frank von ezebee: Ossian Vogel (l.) und Frank de Vries machen das Gründerteam voll (Foto: ezebee)
Ossian und Frank von ezebee: Ossian Vogel (l.) und Frank de Vries machen das Gründerteam voll (Foto: ezebee)

Für-Gründer.de: Welcher war der größte Meilenstein, den ihr bisher erreicht habt? 

Julia Emmert von ezebee: Die ersten 100.000 User waren schon toll. Jetzt peilen wir die Millionen an.

Für-Gründer.de: Neben Deutschland ist ezebee vor allem in Indien stark gewachsen. Wir erklärt ihr euch die dort steigende Nachfrage nach eurem Angebot?

Julia Emmert von ezebee: Ehrlich gesagt hat uns das selbst ein wenig überrascht. Aber wenn man es näher betrachtet, ist es eigentlich schlüssig. In Indien gibt es wahnsinnig viele Kleinunternehmer, die ins Internet drängen, der E-Commerce-Umsatz wächst jährlich um mehr als 10 %. Und es sind noch lange nicht alle Inder im Internet angekommen. Gleichzeitig haben die meisten kleinen Unternehmen dort wenig Geld, um sich internationale Vermarktung leisten zu können. ezebee passt da perfekt.

Für-Gründer.de: Wachstum heißt auch Mitarbeiter einstellen. Wie einfach bzw. schwer ist es, als Start-up geeignete Mitarbeiter zu finden? Wo und wie findet ihr eure Rohdiamanten?

Julia Emmert von ezebee: Rohdiamanten sind selten. Aber eigentlich funktioniert das hier ganz gut. Unser Marketing-Team sitzt auf Mallorca und wir haben ein sehr internationales Team. Von Deutschen über Spanier – oder Katalanen – bis hin zu Kanadiern war schon alles dabei. Auf der Insel ist das relativ einfach, da viele internationale Leute hier leben. Und wer noch nicht hier ist, der kommt doch meist ganz gern. Wir suchen immer zunächst vor Ort und wenn wir dort nicht fündig werden, über diverse Internetportale.

ezebee-Team: Das Marketing-Team von ezebee sitzt auf Mallorca, ein guter Ort zum Arbeiten (Foto: ezebee)
Das Marketing-Team von ezebee sitzt auf Mallorca, ein guter Ort zum Arbeiten (Foto: ezebee)

Für-Gründer.de: Social Media ist ein wichtiges Thema für alle Gründer. Welche Kanäle bespielt ihr und welche bewusst nicht? Und in dem Zusammenhang: Was haltet ihr von Snapchat für Unternehmen bzw. speziell für euch?

Julia Emmert von ezebee: Social Media ist für uns in der Tat sehr wichtig. Schließlich sind wir eine Social Commerce-Plattform. Allerdings haben wir eine sehr schmale Struktur, weshalb wir nicht alle Kanäle bedienen können. Snapchat ist nicht dabei, ich denke aber, dass es sehr spannend sein kann, um eine junge Zielgruppe zu erreichen. Instagram ist gerade im Aufbau. Am besten funktionieren bei uns aber bisher Facebook Pages und Gruppen sowie Pinterest.

Für-Gründer.de: Hinterher ist man immer schlauer: was hättet ihr vor zwei Jahren gerne schon über euer heutiges Unternehmen gewusst?

Julia Emmert von ezebee:

Wir hätten gerne unseren Erfolg in Indien vorhersehen. Dann hätten wir von Anfang an mehr auf diesen Markt abgezielt.

Für-Gründer.de: Und nun natürlich der Blick in die Zukunft: Was wollt ihr in den nächsten zwei Jahren erreicht haben?

Julia Emmert von ezebee: Wir sind auf dem Weg, das Pinterest für Produkte zu werden. Bei uns sollen User weltweit alles finden können, was sie erwerben möchten: Kunsthandwerk, aber auch Workshops, Dienstleistungen und Vermietungen. Gleichzeitig soll ezebee auch als Inspirationsquelle dienen. Momentan bauen wir das nicht nur durch unser starkes organisches Wachstum aus, sondern zum Beispiel auch mittels Kooperationen mit Makerist oder Fleaffair aus Indien.

Für-Gründer.de: Liebe Julia, vielen Dank für das interview. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg.

Gefällt dir?

Der Beitrag Investment ausgeschlagen: „Wir hätten einfach nicht zusammengepasst“ erschien zuerst auf GründerDaily - Deine tägliche Dosis Unternehmertum.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 2842