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Aus der Hochschule in das eigene Unternehmen

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2.398 Anträge sind seit 2007 im Büro von EXIST in Berlin eingegangen. Etwas mehr als jeder Zweite wurde bewilligt und hat somit zahlreiche Gründer aus der Hochschule in ihrer Anfangsphase unterstützt – sowohl finanziell als auch mit Beratungsangeboten. Doch was steckt eigentlich genau hinter EXIST, dem Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie? Wir haben die wichtigsten Fakten zusammengetragen und stellen Start-ups vor, die von EXIST bei ihrem Start profitiert haben.

Rückblick: Neben dem Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel stehen zwei Männer. Es fällt sofort auf, dass bei beiden die Krawatten zum Anzug fehlen – stattdessen sticht ein sonderbares Accessoire deutlich heraus: Denn die beiden Männer strecken strahlend gelbe Rettungswesten in die Luft. Dieses Bild ist uns von der Verleihung des Deutschen Gründerpreises 2015 noch genau im Kopf. Die beiden Männer waren Christopher Fuhrhop und Marius Kunkis, die Gründer des Start-ups „Restube”.

Die Gründer haben eine Rettungsboje entwickelt, die sich im Notfall nach einem kurzen Zug am Auslöser in wenigen Sekunden aufbläst und so Leben retten kann. Viele werden das mitbekommen haben. Doch ein eher unbekannterer Aspekt dabei: Dieses Start-up hat zu Beginn eine EXIST-Förderung erhalten und darf sich nun Gewinner des Deutschen Gründerpreises 2015 nennen. Das ist nur eine von vielen guten Ideen, denen das Förderprogramm eine Starthilfe gegeben hat. Dennoch gibt es immer noch verhältnismäßig wenige Absolventen, die aus der Hochschule heraus gründen. Einen Erklärungsversuch unternahm Deutschlands bekanntester Start-up-Unternehmer Oliver Samwer bei einem Vortrag beim „IdeaLab” an der bekannten Entrepreneurship-Uni WHU in Vallendar.

Doch die Bedingungen für Gründer aus der Wissenschaft haben sich insgesamt in den letzten Jahren stark verbessert:

Die Zahl der Entrepreneurship-Professuren stieg von einer im Jahr 1998 auf 120 im Jahr 2014. Ebenso, wie auch das Angebot an Beratungsmöglichkeiten und Netzwerken stetig wächst.

Auch das Förderprogramm EXIST – Existenzgründungen aus der Wissenschaft leistet einen wichtigen Beitrag, um Gründungen aus der Hochschule zu fördern.

Gründen mit EXIST

EXIST auf einen Blick

EXIST hat vor allem eines zum Ziel: Das Gründungsklima an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu verbessern und somit die Gründungskultur in Deutschland zu fördern. „Insbesondere technologieorientierte und wissensbasierte Gründungen werden durch EXIST gefördert”, erklärt Dr. Thomas Großmann von EXIST. Er unterstreicht, dass diese besonders wichtig sind, um Innovationen in Deutschland voranzutreiben.

Gründungsförderung an Hochschulen meint bei EXIST vor allem Unterstützung für Absolventen und Wissenschaftler, die nach ihrem Studium oder ihrer Tätigkeit an der Hochschule gründen möchten.

Das Ziel soll mit den drei Programmlinien EXIST- Gründungskultur, Gründerstipendium und Forschungstransfer erreicht werden.

Bei der Programmlinie EXIST-Gründungskultur geht es dabei allen voran darum, Hochschulen dabei zu unterstützen, den Unternehmergeist an der eigenen Hochschule zu fördern. Aktuell werden 22 Projekte deutscher Hochschulen durch EXIST finanziert, die sich im Wettbewerb „EXIST – Die Gründerhochschule” durchgesetzt haben. Dazu gehören beispielsweise die Freie Universität Berlin, die Technische Universität München oder die Universität Kassel. Diese haben sich mit einer Strategie zur Gründungsförderung erfolgreich beworben und unterstützen nun durch verschiedene Angebote die Gründungen aus der Hochschule.

Etwa 45 Millionen Euro haben die 22 Hochschulen hierfür seit 2010 erhalten und damit ihre Projekte, beispielsweise den Aufbau von Anlaufstellen für Gründungsinteressierte sowie Beratungs- und Coachingangebote oder Events, umgesetzt.

EXIST-Gründerstipendium und Forschungstransfer

Die beiden Programmlinien EXIST-Gründerstipendium und Forschungstransfer gibt es seit 2007. Der Forschungstransfer besteht aus zwei Förderphasen. Diese Programmlinie soll dabei helfen, wissenschaftliche Ergebnisse von Forschungsteams in einem Businessplan auszuarbeiten und eine Unternehmensgründung damit vorzubereiten (Phase 1). Im Anschluss daran unterstützt EXIST auch auf dem Weg, eine externe Finanzierung zu erhalten (Phase 2).

Im Fokus hierbei steht also, aus den Forschungsergebnissen Geschäftsideen zu entwickeln. Insbesondere im High-Tech-Bereich werden wachstumsstarke Unternehmensgründungen mit dem Forschungstransfer gefördert. Beim Forschungstransfer erhalten Forschungsteams in der ersten Phase bis zu 250.000 Euro Zuschüsse für Sachkosten und die Personalkosten werden übernommen. Die Förderungsdauer beträgt 18 bis 24 Monate, im Einzelfall auch länger. In der zweiten Förderungsphase sind es dann bis zu 180.000 Euro.

Das Gründerstipendium unterstützt Studierende, Absolventen und Wissenschaftler bei der Vorbereitung eines Gründungsvorhabens. Die Gründerteams dürfen dabei aus maximal drei Personen bestehen.

  • Studierende, die von EXIST durch ein Gründerstipendium gefördert werden, erhalten 1.000 Euro/Monat,
  • technische Mitarbeiter 2.000 Euro/Monat
  • Absolventen mit Hochschulabschluss 2.500 Euro/Monat
  • promovierte Gründer 3.000 Euro/Monat.

Die maximale Förderungsdauer beträgt ein Jahr. Hinzu kommen Gelder für Coachings und Sachausgaben. Bei Teams von mindestens zwei Gründern sind dies maximal 35.000 Euro für die zwölf Monate. Teams, die mehrheitlich aus Studenten bestehen können nicht gefördert werden.

Infografik EXIST

Das EXIST Gründerstipendium auf einen Blick (Quelle: EXIST, Grafik: Für-Gründer.de)

Wie die Infografik zeigt, wurden 2.398 Anträge seit Beginn des Programms gestellt, 1.286 davon wurden bewilligt. Im Jahr 2010 wurden die meisten Anträge gestellt: 361. Im Jahr 2009 wurden die meisten Anträge bewilligt: 200. Ob das Jahr 2015 wieder ein TOP-Jahr wird, werden wir erst noch sehen: Zum Halbjahr waren es bereits 185 Anträge und 91 Bewilligungen.

Unter den Gründern, die bisher EXIST erhalten haben, waren 87% männlich. Frauen sind – wie auch bei der Gesamtanzahl an Gründungen in Deutschland – also in der Unterzahl.

Gründen im Team ist bei EXIST beliebt: Die meisten Gründer (69%) gehen zu dritt den Weg in die Selbstständigkeit. Nur 8% der Gründer bestreiten den Weg allein. Die deutsche Gründerhauptstadt liegt in Sachen EXIST übrigens vorn. In Berlin wurden bislang 227 Anträge gestellt und 70% davon bewilligt. Auch in Bayern, NRW, Brandenburg und Baden-Württemberg wird EXIST häufig genutzt. Im Saarland (14), Schleswig-Holstein (18) und Bremen (40) wurden bisher am wenigsten Anträge gestellt.

EXIST wird international

EXIST-Gründerstipendium ist offen für alle. Zwar ist es für einen Antrag bei EXIST relevant, dass in Deutschland gegründet wird, aber nicht, dass ein Student, Absolvent oder Forschungsmitarbeiter von einer deutschen Hochschule stammt. Wo ein Hochschulabschluss also erworben wurde, spielt keine Rolle. In diesem Jahr hat EXIST mit den Berliner Hochschulen und der Universität Potsdam ein spezielles Modellprojekt gestartet, das Gründer aus Israel nach Deutschland einlädt und mit der hiesigen Start-up Landschaft bekannt macht.

„Israel ist eines der dynamischsten Länder der Welt, was die Entwicklung technologischer Start-ups betrifft. Nach dem Silicon Valley gilt Tel Aviv als zweitbestes Ökosystem für Tech-Start-ups weltweit”, erklärt Dr. Thomas Großmann.

EXIST Startup Germany, so heißt das Modellprojekt, will Gründerteams aus Israel in Berlin mit der Netzwerkstruktur der beteiligten Hochschulen unterstützen und auch bei beispielsweise der Suche nach Mitgründern oder der Antragstellung im EXIST-Programm weiterhelfen.

Drei Beispiele für EXIST geförderte Start-ups

Neben dem eingangs erwähnten Start-up „Restube” gibt es noch viele weitere EXIST-Gründer, drei davon stellen wir im Schnelldurchlauf vor:

  • Labfolder hat eine Software entwickelt, die das von Hand geschriebene Laborbuch aus der Forschung verbannen möchte. Mit dem digitalen Laborbuch von labfolder soll es Forschern leichter gemacht werden, ihre Forschungsergebnisse aufzuzeichnen und mit anderen Wissenschaftlern zu teilen.
  • Ergobag sind Schultaschen für Kinder, die ergonomisch und somit deutlich gesünder als andere Rucksäcke sind. Hergestellt werden Ergobags aus 100% recycelten PET-Flaschen, was der Sache optisch keinen Abbruch tut – im Gegenteil.
  • Juicify hat ein System entwickelt, mit dem Smartphonebesitzer ihre Endgeräte drahtlos an jedem Ort zu jeder Zeit aufladen können. Die Ausrede „Akku leer” soll damit bald nicht mehr gültig sein.

Beim Science4Life Venture Cup 2015 waren gleich 50% der zehn Gewinner durch EXIST gefördert: TolerogenixX (Platz 1), Sulfotools (Platz 2), aquila biolabs (Platz 3), dextrinova (Platz 5) und PerformaNat (Platz 6-10). Weitere EXIST-Geschäftsideen stellen wir in Kürze auf Für-Gründer.de vor.

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