Nachdem wir in unserem ersten Beitrag von Gründen in Hessen Netzwerke und Beratungsmöglichkeiten vorgestellt und über die hessische Gründungslandschaft berichtet haben, dreht sich im zweiten Teil alles rund um die regionale Gründungsförderung. Wir stellen Finanzierungs- und Förderquellen vor und beschreiben dabei sowohl klassische Optionen, aber auch neuere Modelle, wie eine Venture Capital-Finanzierung.
Wenn die Idee geprüft und der Businessplan geschrieben sind, geht es im Gründungsprozess als Nächstes um die große Frage der Finanzierung. Auf bundesweiter Ebene können Sie sich ganz allgemein bei einer klassischen Gründung an die KfW Förderbank oder bei besonders innovativen Ideen an den High-Tech Gründerfonds wenden. Doch darüber hinaus gibt es in jedem Bundesland auch spezielle Möglichkeiten, die Sie sich auf jeden Fall näher anschauen sollten.
Klassische Gründungen in Hessen
Wenn wir von klassischen Gründungen sprechen, meinen wir beispielsweise Handwerksbetriebe oder Friseursalons, Gründungen im Einzelhandel oder andere Betriebe, die im Vergleich zu innovativen Gründungen ein geringeres Risiko haben, zu scheitern. Der Kapitalbedarf liegt hier meistens unter 100.000 Euro. Wenn wenig Eigenkapital vorhanden ist, ist die erste Anlaufstelle die eigene Hausbank, bei der ein Darlehen beantragt werden kann. Auch Bürgschaftsbanken können eine Option sein, falls die Sicherheiten bei der Hausbank fehlen. Alles rund um das Thema Bürgschaften in Hessen erfahren Sie hier.
Für Hessen ist die WIBank, die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen zuständig für das Fördergeschäft. Eine Besonderheit der Bank: Sie bietet neben Förderprogrammen des Bundes auch eigene Finanzierungsprogramme an. Anträge werden über die Hausbank gestellt, die diese Anträge an die WIBank weiterleitet.
Weitere Finanzierungsmöglichkeiten in Hessen
Im Gegensatz zu klassischen Gründungen ist der Kapitalbedarf bei Start-ups, vor allem aus dem IT- oder Biotechnologiebereich, in der Regel deutlich höher. Insbesondere, wenn ein Prototyp entwickelt werden muss, Tests durchgeführt werden oder spätestens beim Markteintritt benötigen die Gründer hohe Summen an Geld. Klassische Banken sind dann oft nicht mehr die richtige Anlaufstelle, da das Risiko des Zahlungsausfalls zu groß ist und Darlehen nicht bewilligt werden.
Viele Gründer greifen dann auf die Finanzierungsmöglichkeit Venture Capital, also Wagniskapital, zurück. Das Risiko bleibt zwar das gleiche wie für eine Bank, aber der Kapitalgeber bekommt im Erfolgsfall ein Vielfaches des Kapitals zurück. Meistens belaufen sich die Summen von 300.000 Euro bis hin in den höheren Millionenbereich.
Venture Capital-Anlaufstellen in Hessen
- Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen: Die Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen vergibt Eigenkapital an den hessischen Mittelstand. Auch bei einer Unternehmensnachfolge können Sie dort einen Antrag stellen.
- Evonik Corporate Venturing: Hierbei handelt es sich um den Venture Capital-Arm des Konzerns Evonik. Als strategischer Investor werden insbesondere Start-ups unterstützt, die sich mit Globalisierung, Gesundheit und Ernährung sowie Ressourceneffizienz beschäftigen.
- Marburger Venture Desk: Der Marburger Venture Desk unterstützt junge Unternehmer als unabhängiger Ratgeber und Förderer, der die Unternehmer mit Business Angels und Vertretern verschiedener Venture Capital-Gesellschaften zusammenbringt.
- Sirius Venture Partners: Mit Sitz in Wiesbaden investiert diese Wagniskapitalgesellschaft in Start-ups mit innovativen Technologien, Produkten und Geschäftsmodellen, und zwar von der Seed- bis zur frühen Expansionsphase.
Ihr Kontakt zu Business Angels in Hessen
Für einen Kapitalbedarf im niedrigen oder mittleren sechsstelligen Bereich sind auch oft Business Angels die passenden Ansprechpartner. Ein Business Angel ist ein privater Kapitalgeber, der in ein junges Unternehmen investiert. Oftmals ist er ein ehemaliger Gründer, der bereits eine finanzielle Sicherheit hat und andere Gründer unterstützen will und daher kleine Unternehmensanteile kauft. Neben dem Geldzufluss unterstützen sie die Gründer oftmals auch noch mit Know-how, üblicherweise in der frühen Unternehmensphase.
- A.B.A.N. – Accelerate Business Angels Nordhessen: Die A.B.A.N.-Lounge will Finanzierungsalternativen für kapitalsuchende Gründer über die Kontaktvermittlung mit Business Angels in Nordhessen ermöglichen. Die Investitionsschwerpunkte liegen in: Software/IT, Cleantech, Mobilität und Medizin-/Gesundheitstechnologien. Aber auch andere Branchen und Regionen werden unterstützt.
- Die Business Angel Beteiligungs AG mit Sitz in Wetzlar will Business Angels und Gründer mit zukunftsfähigen Konzepten in Kontakt bringen. Unter anderem soll damit die Finanzierungslücke zwischen Bankfinanzierung und VC-Beteiligung geschlossen werden.
- Business Angels Frankfurt Rhein-Main: Das Forum für Privatinvestoren, Wachstumsunternehmen und Gründer unterstützt nicht nur, aber vor allem Start-ups aus dem Rhein-Main-Gebiet.
Studentische Inkubatoren in Hessen
Studentische Inkubatoren stellen Gründern meistens Räume sowie Beratungsangebote zur Verfügung.
Der Inkubator des Career Centers an der Hochschule Darmstadt bietet eigenen Studenten und Absolventen, die ein Unternehmen gründen wollen, Büro- oder Arbeitsräume. Bereitgestellt werden eine Geschäftsadresse und eine technische Infrastruktur, also Internet, Telefon, Drucker, Kopierer, Scanner, Fax sowie eine Kaffeeküche.
Mit dem Goethe-Unibator bietet die Goethe-Universität Frankfurt am Main Studierenden und Mitarbeitern der Universität ein Mentoren-Programm, ein internationales Expertennetzwerk und Zugang zu Messen. Außerdem stellt der Hochschulinkubator Büroräume und technische Infrastruktur bereit.
An der EXIST-Hochschule in Kassel bietet eine Institution namens UNIKAT Beratung, Räumlichkeiten für Büros und vieles mehr.
Weitere Förderer in Hessen
- Der Frankfurter Gründerfonds unterstützt Gründer, die nicht mehr als drei Jahre am Markt sind und ihren Sitz in Frankfurt am Main haben.
- Die wirtschaftliche Filmförderung HessenInvestFilm unterstützt die Film- und Medienwirtschaft in Hessen, im Jahr 2015 bspw. mit insgesamt 5 Mio. Euro.

Infografik: Gründen in Hessen (Einwohnerzahl, Anteil der Start-ups, Gründerquote, Venture Capital, Patente und Förderungen in Hessen).
Im dritten Artikel zur Unternehmensgründung in Hessen werden wir uns mit regionalen Gründerwettbewerben beschäftigen und die wichtigsten Gründerveranstaltungen aus diesem Bundesland vorstellen. Falls Sie Teil 1 von Gründen in Hessen verpasst haben, geht es hier zum Artikel über Netzwerke und Beratungsangebote. Finanzierungsmöglichkeiten in Baden-Württemberg finden Sie hier.