Schon wenige Monate nach dem ersten Netzwerktreffen muss die Frankfurter FinTech-Initiative „Between the Towers” in größere Räume umziehen. Zur vierten Veranstaltung auf dem Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität am 3. Februar kamen 200 Teilnehmer. Sechs davon zahlten ihre Drinks mit Bitcoins.
Die rund 200 Teilnehmer des vierten Pitch-Events „Between the Towers” wurden von Christian Hoppe begrüßt. Hoppe ist Geschäftsführer des main incubators, dem FinTech-Inkubator der Commerzbank und stolz auf die steigende Teilnehmerzahl. Seit Beginn der Event-Reihe im Oktober 2014 zieht die Initiative immer mehr Aufmerksamkeit von Gründern und Investoren auf sich und hält das Interesse mit neuen Ideen hoch. Diesmal konnte man Modelle des Elektroauto-Pioniers Tesla Probe fahren und seine Cocktails mit Bitcoins bezahlen. Ersteres wurde rege, letzteres eher verhalten genutzt.

Between the Towers bot die Möglichkeit, seine Drinks mit Bitcoins zu bezahlen (Foto: Between the Towers/Die Event Fotografen)
Gründer aus ganz Deutschland treffen sich inzwischen regelmäßig in der Mainmetropole, die sich aufgemacht hat, die „FinTechCity” von Kontinentaleuropa zu werden. Den Einstieg als Gastredner machte Nicolas Rädecke, Geschäftsführer der Deutschen Unternehmerbörse DUB mit Sitz in Hamburg. Er gab Tipps, auf was Gründer bei der Suche nach Kapital besonders achten sollten. Sein wichtigster Rat: Wenn man auch nach langer Suche einfach keine Finanzierung findet, sollte man nicht an der Präsentation seiner Idee arbeiten, sondern an der Idee. So rät Rädecke allen Gründern und Start-ups, die bei der Investorensuche verzweifeln:
Verbessere nicht deinen Pitch, verbessere dein Geschäftsmodell. Stecke nicht zu viel Zeit in die Suche nach Geld, sondern konzentriere dich auf dein Unternehmen.
Er selbst habe in einer früheren Gründung fast zwei Tage pro Woche mit der Finanzierungssuche verbracht, anstatt diese Zeit in die Entwicklung seines Start-ups zu stecken und dann mit einem guten Geschäftsmodell gezielt Investoren anzusprechen. Zum Schluss ging Rädecke noch auf Crowdinvesting als besondere Finanzierungsform ein, die für viele Fälle sehr geeignet sei. Gründer sollten sich aber gut überlegen, ob sie so viel Transparenz zulassen wollten, wie es bei einer Crowdfinanzierung meist nötig ist.
Aufstrebende FinTech-Start-ups präsentieren sich
Der erste Pitch des Abends kam von Benedikt Kramer von BCB Biometric Credit Bureau. BCB will Anbietern von Mikrokrediten in Afrika helfen, ihre Daten zu digitalisieren und damit ihre Kredit- und Kundenverwaltung zu verbessern. Über 24.000 solcher Mikrokreditinstitutionen gibt es in Afrika. Die Gründer wollen sie mit iPads und Fingerabdrucklesegeräten ausstatten und so über 90 Millionen Kunden erreichen. „Die Zinsen für Mikrokredite liegen nicht selten bei 60 %,” sagt Gründer Kramer. Das will BCB durch bessere Kundeninformationen drastisch reduzieren. Im Gegenzug bekommt das Start-up eine Gebühr von den Kreditgebern und verbindet so „social impact mit einem Businessmodell”, so der Gründer.
Dan Choon von Ganzfeld Finance sieht seine Zielgruppe eher in entwickelten Ländern. Die Gründer wollen Investoren und Private Equity-Häusern ermöglichen, Beteiligungen besser zu prüfen bzw. zu steuern. Das soll gelingen, indem Ganzfeld Finance Datenanalysen auf Basis von unternehmerischen „Primärdaten” anbietet, also Daten, die in Echtzeit aus den Kontobewegungen von Unternehmen gewonnen werden. „Anders als Bilanz oder Jahresabschlüsse, in denen aggregierte Sekundärdaten präsentiert werden, greifen wir für unsere Analysen auf jede einzelne Transaktion zu”, erklärt Choon.

Beim Between the Towers-Event am 3. Februar pitchten die Gründer Joachim Sedlmeir (o.l.), Benedikt Kramer (o.r.), Dr. Gernot A. Overbeck (u.l.) und Dan Choon (u.r.) (Fotos: Between the Towers/Die Event Fotografen)
Fintura arbeitet ebenfalls an der Schnittstelle zwischen Banken und Unternehmen, will aber die Kreditvergabe revolutionieren. „Ein normal Investitionskredit für einen Mittelständler dauert heute vier bis sechs Wochen und kostet 7 % bis 9 % Zinsen”, so Gründer und Geschäftsführer Gernot Overbeck. Fintura will die Zeit auf unter 15 Minuten und die Zinsen auf weniger als die Hälfte drücken. Dazu arbeitet das Start-up mit Bankenschnittstellen, über die Kreditanfragen elektronisch eingereicht werden können. Noch geschieht das eher traditionell über das Hochladen von ausgefüllten Kreditanträgen. Künftig soll die Anbindung noch tiefer gehen und Anträge direkt in das Analysesystem der Partnerbanken eingegeben werden können.
Joachim Sedlmeir und seine Mitgründer von Stampay suchen ihr Glück in einer Kombination aus mobilen und traditionellen Loyalty-Programmen. Statt mit der klassischen Stempelkarte können Kunden über einen QR-Code auf einer Karte oder im Handy Treuepunkte sammeln und diese für Prämien einlösen. In einem zweiten Schritt sollen Kunden diese Punkte auch zwischen den teilnehmenden Unternehmen übertragen können. Damit würden sie aber zu einer Art Ersatzwährung, weshalb Stampay hierfür mit einem Partner mit Banklizenz zusammenarbeiten müsste. Außerdem müssen Unternehmen neben ihren Kassen eigene Stampay-Lesegeräte aufstellen, was bei dem oft begrenzten Raum am „Point of Sale” nicht immer einfach ist.
Alle Gründer bei Between the Towers haben damit zweierlei gezeigt: Die Ideen für FinTech-Start-ups gehen deutschen Gründern noch längst nicht aus. Aber auch wenn einige bereits erste zarte Erfolge vermelden können. Für den Durchbruch am Markt müssen alle noch sehr viel arbeiten. Die Initiative Between the Towers und die Gründerstadt Frankfurt profitieren derweil vom zunehmenden Interesse an deutschen FinTech-Start-ups.
Der Termin für die nächste Veranstaltung steht auch schon fest: 3. März 2015. Wie viel der Teilnehmer dann ihre Drinks mit Bitcoins bezahlen werden, wird sich zeigen.
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