Vergangenen Dienstag fand zum dritten Mal das Netzwerktreffen „Between the Towers” in Frankfurt statt. Ziel von Between the Towers ist es, der Szene der deutschen Gründer im Bereich Finanzwirtschaft und Technologie, kurz FinTech, eine Heimat zu geben. Für-Gründer.de war auch diesmal wieder dabei ebenso wie Frank Thelen, bekannt aus der Höhle der Löwen.
Die Frequenz ist hoch. Schon zum dritten Mal in drei Monaten veranstaltete der main incubator, der Inkubator der Commerzbank für FinTech-Gründer, sein Netzwerktreffen unter dem Namen Between the Towers im Frankfurter 25h-Hotel. Gleich zu Beginn hatte Geschäftsführer Christian Hoppe einen Warnhinweis an die Teilnehmer: Eigentlich sei der Raum in Brandschutzhinsicht völlig überfüllt. Daher solle man zur Not nicht nur durch die Notausgänge, sondern auch über die Fenster flüchten. Soweit kam es aber nicht. Als gegen 23 Uhr der letzte FinTech-Gründer das Hotel verließ, war auch diese Between the Towers-Veranstaltung reibungslos über die Bühne gegangen.

Between the Towers am 3.12.2014 in Frankfurt: Christian Hoppe vom main incubator (o.l.), Frank Thelen (o.r.), Marcus Becker von PayCash (u.l.) und Dr. Tim Sievers von Deposit Solutions (u.r.)
Zwar finden bei Between the Towers weiterhin keine aufsehenerregenden Pitches statt, bei denen die FinTech-Gründer vor Dutzenden von Investoren sechsstellige Beträge für ihre Wachstumspläne einsammeln wollen. Die Präsentationen der Gründer heißen zwar Pitch und sind streng auf acht Minuten begrenzt und die Fragen aus dem Publikum gehen immer gezielter auf die Geschäftsmodelle der Gründer ein. Aber bislang stellen die Gründer ihre Unternehmen vor allem vor – und nutzen Between the Towers vielleicht als willkommene Übung, wenn sie wirklich einmal um das ganz große Geld pitchen müssen.
Über 100 FinTech-Gründungen in Deutschland
In jedem Fall aber, das zeigt der Andrang, bietet das Format FinTech-Gründern, Gründungsinteressierten, Investoren und Journalisten einen Platz für den Austausch, den es zuvor in Deutschland in dieser Form nicht gab. Wie viele FinTech-Start-ups derzeit in Deutschland aktiv sind, weiß dabei keiner genau. Anfang des Jahres war von über 100 die Rede. Inzwischen sprechen die meisten Marktbeobachter von mehr als 200 Start-ups in diesem Feld.
Die Eröffnung bei Between the Towers machte dieses Mal Frank Thelen, erst erfolgreicher, dann sehr erfolgloser, dann wieder extrem erfolgreicher Gründer und inzwischen Investor unter anderem bei „Die Höhle der Löwen”. Er berichtete von den Hochs und Tiefs seines Gründerdaseins und schwor alle Gründer und Gründungsinteressierten darauf ein, sich in guten Zeiten nicht blenden und in schlechten Zeiten nicht unterkriegen zu lassen. Nach erfolgreichem Start Mitte der Neunziger verlor Thelen fast alles – inklusive des leichtfertig verpfändeten Hab und Guts seiner Eltern – als die dot.com-Blase platzte. Dann aber baute er eine Plattform für Digitalfotos auf, die er später an Fuji-Film verkaufte. Und obwohl er sich inzwischen um Geld keine Sorgen mehr machen muss, fange seine Mutter noch immer an zu schluchzen, wenn er sich wieder an eine neue Firmengründung mache. Darum auch sein Engagement beim TV-Format:
Ich sehe Die Höhle der Löwen als Chance, mehr Verständnis für Gründer und Start-ups in deutsche Wohnzimmer zu tragen.
Mehr vom Impulsvortrag von Frank Thelen und Details über die Geschäftsideen der drei FinTech-Start-ups sehen Sie im nachfolgenden Video:
Handeln, Anlegen, Bezahlen – alles ist möglich
Im Anschluss durften Daniel Schäfer, Gründer von United Signals, Tim Sievers, Gründer von Deposit Solutions, und Marcus Becker, Gründer von PayCash ihre Unternehmen vorstellen. United Signals biete Privatanlegern die Möglichkeit, in ihrer Geldanlage genau der Strategie eines professionellen Händlers zu folgen. „Mit der Finanzkrise sind viele Trader aus den großen Banken ausgeschieden und arbeiten jetzt selbstständig”, so Becker. „Dieses Wissen binden wir an uns und ermöglichen so normalen Anlegern, genau diesen Profis einzeln oder als Portfolio zu folgen.” Andere Start-ups, die dem sogenannten Social Trading-Ansatz folgen, sind beispielsweise Ayondo, wikifolio oder auch die Fidor-Bank.
Tim Sievers stellte nicht seine Firma Deposit Solutions, sondern das neueste Produkt aus seiner FinTech-Schmiede namens Zinspilot.de vor. Die Idee hinter Zinspilot ist, über ein Konto – z.B. bei der eigenen Hausbank – die verschiedenen Konditionen zahlreicher Tages- und Festgeldanbieter für sich nutzen zu können. Dafür verteilt Zinspilot das Geld, das der Kunde anlegen möchte, auf verschiedene Anlagebanken, ohne dass der Kunde seine angestammt Bank wechseln muss.
PayCash schließlich will den gesamten Geldbeutel in das Smartphone packen. Künftig soll damit das Bezahlen so einfach und schnell werden wie mit Bargeld. Der Gründungsmythos von PayCash geht auf einen Tag am Strand zurück, als keiner der Freunde Geld dabei hatte, um an der Strandbar zu bezahlen.
Bemerkenswerterweise hatte jeder sein Handy dabei, obwohl das bei Sand und Wasser sicherlich schneller kaputt geht als ein paar Geldscheine.
Inzwischen hat PayCash eine eigene E-Geld-Lizenz und ist durch die luxemburgische Bankenaufsicht reguliert.
Leises Kratzen zwischen den Türmen
So gab Between the Towers wieder drei deutschen FinTech-Gründern Gelegenheit, ihre Visionen von der Zukunft der Finanzwirtschaft zu präsentieren. Und auch wenn vor Ort keine dicken Venture Capital-Schecks den Besitzer wechselten, so werden doch immer reger Ideen und Geschäftskontakte ausgetauscht. Hier skizziert ein Gründer beim Bier schon seine übernächste Idee, dort trifft ein anderer einen Programmierer, der sich auf IT-Lösungen für FinTechs spezialisiert hat. Die Szene fängt an, einen Ort zu finden – und kratzt zwischen den Türmen von Frankfurt an den Fundamenten der etablierten Player.
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