Die Unternehmensnachfolge kann eine Form der Existenzgründung sein. Das ist leider viel zu wenigen Existenzgründern bekannt. Außerdem machen sich Unternehmer viel zu spät Gedanken um eine geeignete Unternehmensnachfolge. Darauf will die Messe Successor aufmerksam machen, die vom 26. bis 27. September 2013 in Bremen stattfindet. Was die Besucher der Successor erwartet und wie sich die Lage der Unternehmensnachfolge in Deutschland gestaltet, erfahren Sie im Folgenden von Dietmar Heidtmann, dem Organisator der Successor.
Für-Gründer.de: Hallo Herr Heidtmann, Sie organisieren die successor – die erste bundesweite Messe rund um die Unternehmensnachfolge. Was sind Sie darauf gekommen und was haben Sie bisher beruflich gemacht?
Dietmar Heidtmann von Successor: Successor ist aufgrund meiner letzten Tätigkeit entstanden. Ich habe bereits eigene Firmen in der Vergangenheit verkauft. So habe ich 2001 meine GmbH an die freenet.de AG verkauft und hatte das erste Mal Kontakt mit der sehr komplexen Problematik. Dann habe ich gemerkt, dass es immer mehr Familienunternehmen gibt, die massive Probleme mit der Nachfolge im Unternehmen haben. Da ist egal, ob das Unternehmen an die eigenen Kinder oder an Externe weitergeben werden soll.
Der Hauptgrund hierfür liegt immer wieder auf der sogenannten Metaebene. Entweder kann der Unternehmer nicht loslassen oder er verlangt einen deutlich zu hohen Marktpreis, was alle aktuellen Studien bestätigen. Darüber hinaus gibt es aufgrund der familiären Verbundenheit viele interne Thematiken, die im Vorfeld geklärt werden müssen. Nicht nur ein Unternehmen muss daher auf den Wechsel vorbereitet werden, sondern auch der Unternehmer und die Unternehmerin als wichtigster Teil eines Unternehmens.
Für-Gründer.de: Das Thema Unternehmensnachfolge ist ja bereits seit einiger Zeit mehr oder weniger stark im öffentlichen Fokus – haben Sie ein paar aktuelle Zahlen zur Nachfolgesituation in Deutschland?
Dietmar Heidtmann von Successor: Das Problem ist im öffentlichen Fokus sehr präsent, jedoch deutlich zu spät in den Köpfen der Unternehmer vorhanden. Nachfolge ist ein ständiger Prozess und muss definitiv bereits bei der Existenzgründung verankert werden. Die erschreckendste Zahl, die ich nennen kann, ist die fünf. Nur fünf Prozent aller inhabergeführten Unternehmen gehen in die dritte Generation. Damit liegen wir in Europa ganz weit hinten und es ist der plakative Ausdruck für das kollektive Nicht-Priorisieren und Nicht-Professionalisieren der Nachfolge durch die meisten Familienunternehmen.

Dietmar Heidtmann ist Organisator der Messe Successor, die sich rund um das Thema Unternehmensnachfolge dreht.
Auf der Grundlage der letzten Schätzung geht das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn davon aus, dass zwischen 2010 und 2014 rund 110.000 Familienunternehmen zur Übernahme anstehen werden. Dies entspricht in etwa 22.000 Übergaben pro Jahr. Etwa 54 % aller Nachfolgen werden danach nach Berechnungen des IfM Bonn familienintern, 17 % unternehmensintern und 29 % unternehmensextern gelöst.
Besonders interessant ist dabei die Zahl von 54% der familieninternen Nachfolge. Dieses bedingt eine eindeutige Vorqualifikation des Nachwuchses und eine frühe Integration, um die Bereitschaft und das Potenzial des eigenen Kindes realistisch einschätzen zu können. Nur der Sohn vom Chef zu sein, reicht nicht aus. Auch liegt gerade bei der internen Nachfolge noch immer eine Bevorzugung des Sohnes vor der Tochter vor. Ich persönlich halte überhaupt nichts von Quotenregelungen, die sich auch in diesem Bereich gar nicht realisieren ließen. Aber liegt der Frauenanteil an allen Erwerbstätigen bei 46,1 % und an den Gründern bei mittlerweile satten 41,5 %, so liegt der Anteil an den weiblichen Nachfolgern deutlich darunter. Auf Basis einer bundesweiten Befragung der Universität Siegen und des IfM Bonn ergibt sich ein Frauenanteil von lediglich 24,7%.
Dieses spiegelt eine deutlich tradierte und emotionale Entscheidungsfindung wider anstatt einer objektiven und professionellen Auswahl, die sich ausschließlich an Fakten orientiert.
Für-Gründer.de: Sind wir aus Ihrer Sicht derzeit in Deutschland „Nachfolge-ready“ und damit in den nächsten Jahren für die Nachfolgewelle gewappnet?
Dietmar Heidtmann von Successor: Ein ganz klares Nein. Deutschland ist nicht Nachfolge ready und das wird in den kommenden Jahren tendenziell noch so bleiben. Erfreulicherweise ist eine Art Aufbruchsstimmung im Mittelstand zu spüren. Waren solche Themen bei der klassischen Gründer- und Nachkriegsgeneration zum einen nicht vorhanden und zum anderen nicht diskutierbar, so wandelt sich dieses. Aber es hat immer noch starke Auswirkungen auf die Einzelschicksale. So kann eine ungeregelte Nachfolge durchaus vom gut situierten Unternehmen in eine private und wirtschaftliche Krise führen. Aber auch die volkswirtschaftlichen Folgen sind vehement.
Ein Beispiel: Anfang des Jahres war das Opel-Werk Bochum im Gespräch. Es wurde von der Schließung spekuliert, von der etwa 5.000 Angestellten betroffen gewesen wären. Die Geschichte füllte verständlicherweise alle Schlagzeilen der großen deutschen Zeitungen. Jährlich werden durch die gescheiterte Nachfolge tausende Arbeitsplätze im Mittelstand vernichtet. Das Institut für Mittelstandsforschung schätzt, dass jährlich rund 3.100 Unternehmen unvorhergesehen vor der Übergabe stehen und rund 40.000 Arbeitsplätzen davon berührt sind. Andere Schätzungen gehen von bis zu 50.000 Arbeitsplätzen aus, die jährlich direkt oder indirekt durch diese Problematik vernichtet werden. Darüber wird man jedoch keine Schlagzeile in der BILD finden.
Für-Gründer.de: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Hürden auf dem Weg zu einer erfolgreichen Staffelübergabe?
Dietmar Heidtmann von Successor: Die größte Hürde ist die mangelnde Vorbereitung der Unternehmen. Nachfolge muss ein ständiger Prozess im Kopf eines Unternehmers sein. Nur wer sich frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzt, wird akzeptieren, dass es einen Marktpreis und einen emotionalen Preis für sein Unternehmen gibt. Nur wer sich frühzeitig damit auseinandersetzt, kann sein Unternehmen jederzeit verkaufen und wird nicht durch Krankheit oder gar den eigenen Tod “überrascht”. Nur wer sich frühzeitig mit der Nachfolge auseinandersetzt, kann prüfen, ob seine Kinder geeignet sind. Nur wer sich frühzeitig mit der Nachfolge auseinandersetzt, kann sein Leben nach der Firma vorbereiten. Daher sprechen wir mit der Messe auch bewusst die Nachfolger, Existenzgründer und die jüngeren Unternehmer an.
Für-Gründer.de: Erzählen Sie uns mehr über die successor, was erwartet die Besucher dort?
Dietmar Heidtmann von Successor: Successor ist vor allem die größte Veranstaltung zum Thema. Daher sprechen wir nahezu alle tangierenden Bereich der Nachfolge an. Die Messe ist auf zwei Säulen aufgebaut. Zum einen gibt es Vorträge und andere praktische Beiträge auf der Konferenz, die dem Besucher Informationen, Kontakte und Anreize vermittelt. Die Konferenz wird vom Bundesverband mitteständische Wirtschaft ausgeführt, der das sicherlich potenteste Sprachrohr für Familienunternehmen in Deutschland ist. Zum anderen kann sich der Besucher auf den einzelnen Ständen der Unternehmen unverbindlich beraten lassen und Kontakte knüpfen, um seine eigene Nachfolge oder auch andere Aspekte seines Unternehmens zu planen und anzusprechen.
Für-Gründer.de: Wo werden die Schwerpunkte der Vorträge und Diskussionen liegen?
Dietmar Heidtmann von Successor: Der Schwerpunkt liegt ganz klar in der Mediation. Was muss getan werden, um die Nachfolge auf der sogenannten Metaebene erfolgreich zu gestalten? Der Kopf und die Emotionen der Unternehmer sind die größten Widersacher der Nachfolge. Dieses untermauern alle aktuellen Studien. Daher muss zunächst der Unternehmer vorbereitet werden. Das Einzugsgebiet der Messe ist deutschlandweit, was auch die Verkäufe der Tickets zeigen. Der Vorteil für den Unternehmer ist, dass ihm die Messe ein gewisse Anonymität bietet und er sich ungestört informieren kann, ohne das sein Umfeld gleich falsche Rückschlüsse zieht. Dann werden wir dem Besucher ganz klar Beispiele von anderen Unternehmern bieten. Ein Vortrag von gleichen unter gleichen bietet das höchste Maß an Vertrautheit und Vertrauen.
Für-Gründer.de: Aus welchen Bereichen kommen die Aussteller und können Sie uns schon ein paar Namen nennen?
Dietmar Heidtmann von Successor: Sie werden Fachleute aus den Bereichen Rechtsberatung, Steuerberatung und Wirtschaftsberatung vorfinden. Diese werden Informationen zu den Hard-Facts geben. Darüber hinaus werden Unternehmensvermittler, Unternehmen für die Finanzierung von Käufen bzw. Verkäufen vorhanden sein. Selbstverständlich werden auch einige Investoren und Interessenten vor Ort sein und, wie bereits angekündigt, werden wir in dem Fachforum für Mediation Mediatoren und Coaches als Aussteller begrüßen. Dort gibt es eine diskrete Besprechungsmöglichkeit, um auch schwierige Themen in Ruhe formulieren zu können. Es werden aber auch Vertreter anderer tangierender Bereiche wie die Förderung oder die Vermögensverwaltung vor Ort sein, denn ein Verkauf hat ja auch sehr positive Seiten.

Die Successor ist die größte Messe zum Thema Unternehmensnachfolge in Deutschland und findet vom 26. bis 27. September in Bremen statt. (Quelle: Screenshot Website www.successor.eu)
Wir haben momentan gut 40 Aussteller. Dazu gehören zum Beispiel Unternehmen wie PwC oder der erfahrene Unternehmensvermittler Markus Pott von der MPI Unternehmensvermittlung. Im Bereich Förderung wird die KfW vor Ort sein ebenso wie die N-Bank, um nur ein paar Namen zu nennen. Selbstverständlich sind schon einige Mediatoren, Steuerberater und Rechtsanwälte als Aussteller angemeldet.
Für-Gründer.de: Wie ist generell die Resonanz, wenn Sie die successor bei Institutionen, Unternehmen und Verbänden vorstellen?
Dietmar Heidtmann von Successor: Die Resonanz ist deutlich größer als ich erwartet hatte. Speziell bei den Unternehmen bzw. Unternehmern trifft das Konzept auf eine starke Resonanz. Wir erwarten daher auch bis zu 3.000 Besucher aus ganz Deutschland. Ebenso ist dieses bei den Verbänden und Institutionen der Fall. Der einzige Wehrmutstropfen ist das Land und die öffentliche Seite in Bremen. Hier gibt es anders als bei den Bremer Unternehmen keinerlei Interesse und schon gar keine Unterstützung für die Messe.
Für-Gründer.de: Eine Firma zu übernehmen, ist auch für gründungsinteressierte Personen ein Weg in die Selbstständigkeit – wo liegen aus Ihrer Sicht die besonderen Herausforderungen im Vergleich zur „normalen“ Gründung?
Dietmar Heidtmann von Successor: Dieser Weg ist in der Tat ein sehr interessanter Weg. Er bietet die Vorteile, dass der Markt, das Produkt und die Kunden schon entwickelt sind und man auf eine fertige Struktur stößt, die sonst mit enorm viel Fleiß, Einsatz und Kapital erarbeitet werden muss. Es ist jedoch unbedingt wichtig, sowohl sich als auch das zu übernehmende Unternehmen qualifiziert zu prüfen. Man muss immer seine fachlichen und individuellen Fähigkeiten abfragen und klar mit den Anforderungen des Unternehmens abgleichen. Dann sollte man Möglichkeiten nutzen wie die Begleitung durch den übergebenden Unternehmer in der Übergabephase. Darüber hinaus muss exakt geprüft werden, wie es wirtschaftlich um das Unternehmen bestellt ist. Nichts ist schlimmer, als die bösen Kröten nach dem Kauf zu schlucken.
Ein besonderes Hemmnis ist die Finanzierung. Allein ein gut gestellter Heizung- Sanitär-Betrieb hat schnell im Bereich des Anlage- und Umlaufvermögens einen Wert von 500.000 €. Da reichen dann 50.000 € Eigenkapital nicht aus. Daher muss man seine Zahlen realistisch einschätzen und bereit für alternative Finanzierungswege sein.
Für-Gründer.de: Und zum Abschluss Ihr Pitch für die successor: warum sollte man die Messe besuchen, wo gibt es Tickets und was sind die wichtigsten Daten für den Terminkalender?
Dietmar Heidtmann von Successor: Man sollte Successor besuchen, weil jeder Unternehmer sich frühzeitig mit diesem Thema beschäftigen muss. Wer dieses zu spät macht, dem drohen teils enorme Risiken. Ein Unternehmer hat Verantwortung für sich, seine Familie und seine Mitarbeiter. Und nirgendwo kann er sich so umfassend informieren, nirgendwo bekommt er so viele Informationen wie bei Successor. Die Messe findet am 26. und 27. September in Bremen statt. Der Eintritt kostet lediglich 30 € pro Tag und alle Vorträge sind inklusive. Allerdings bitten wir um eine rechtzeitige Anmeldung zu den Vorträgen, da wir hier auf eine sehr hohe Resonanz stoßen. Anmelden kann man sich per Internet unter www.successor.eu.
Karten erhalten Sie online oder telefonisch per Tickethotline (0421.36 36 36). Verbinden Sie die Fahrt einfach mit einem Besuch in der wunderschönen Hansestadt Bremen. Ich weise noch daraufhin, dass wir den Bremer Fonds unterstützen. Zahlen Sie pro Bestellung 10 € mehr und dieser Betrag wird 1:1 dem Bremer Fonds gespendet. Der Bremer Fond unterstützt sozial schlechter gestellte Kinder aus Bremen.
Für-Gründer.de: Vielen Dank für das Gespräch!
Kontakt
Successor GmbH
Ahornstraße 64
26160 Bad Zwischenahn
Telefon: 0441.98 48 00 15
E-mail: info@successor.eu
Website: www.successor.eu