Junge und innovative Geschäftsideen aus der Finanzbranche wollen den alteingesessenen Kreditinstituten zu setzen. Über 80 FinTech Start-ups gibt es bereits in Deutschland. Wir berichteten bereits über Ideen, die das Private Banking neu denken, und neue Anlagestrategien. Diesmal betrachten wir mit Paymill, Kreditech und figo drei Start-ups, die als sogenannte Business Enabler anderen Unternehmern durch innovative Finanztechnologien neue Geschäftsfelder eröffnen.
PAYMILL: Der One Stop Shop für Kartenzahlungen im Internet
Wer als Shopbetreiber seinen Kunden eine Kartenzahlung anbieten möchte, musste bisher tief in die Tasche greifen, denn die Integration der unterschiedlichen Zahlungsanbieter erfordert in der Regel den Eingriff eines Web-Programmierers. Zudem erwarten VISA, PayPal und Co. monatliche Fixgebühren, die gerade kleine Online-Shops daran hindern, ihren Kunden zeitgemäße Bezahloptionen anzubieten.
PAYMILL möchte dies ändern. Das Münchner Start-up hat eine Payment Lösung entwickelt, die einfach und schnell einzubinden ist und auf ein transparentes Gebührenmodell ohne Fixkosten setzt.

PAYMILL bindet Paypal, Kreditkarte und Lastschrift in Online-Shops ein (Bild: paymill.com)
Die Integration des Services funktioniert für Händler einfach durch Copy und Paste einiger weniger Zeilen des Quelltexts in ihre Website und fügt sich nahtlos in den Checkout Prozess ein. Der Endkunde gibt seine Bezahldaten direkt ein, ohne Anmeldung oder Weiterleitung. Transaktionsabbrüche durch mühsame zusätzliche Registrierungsschritte auf den externen Seiten der Zahlungsanbieter entfallen dadurch.
PAYMILL akzeptiert Zahlungen in 100 verschiedenen Währungen und eignet sich damit auch für Shops mit einem hohen Anteil im Auslandsgeschäft. Das FinTech Start-up möchte sich aber nicht nur beim Komfort sondern auch beim Preismodell von der Konkurrenz absetzen. Es fallen keine fixen monatlichen Gebühren an und im einfachen Paket mit Gebühren in Höhe von 2,95 % + 0,28 Euro liegen die Transaktionskosten unter denen des Platzhirsches PayPal.
PAYMILL ist bereits in insgesamt 34 Ländern in Europa und anderen Regionen aktiv und wurde jüngst zu einem der Top 100 Start-ups Europas gewählt.
Derzeit verfügt das 2012 gegründete Unternehmen über eine Gesamtfinanzierung in zweistelliger Millionen Euro Höhe. Neben den üblichen Verdächtigen aus dem E-Commerce Sektor wie Rocket Internet und Holtzbrinck Ventures zählen die Kopenhagener von Sunstone Capital und RI Digital zu den Investoren. Letztere sind auch an den FinTech Start-ups Debitos und Saving Global beteiligt.
Kreditech ersetzt Schufaauskunft durch Surfprofil
Schlagzeilen wie Schufa für die Welt und Schnüffler im Netz haben dem FinTech Start-up Kreditech bereits Aufmerksamkeit in der Tagespresse beschert. Das Geschäftsmodell des Hamburger Start-ups gilt als vielversprechend, aber auch umstrittenen.
Wer regelmäßig im Internet surft hinterlässt Spuren. Das können Informationen über regelmäßig besuchte Webseiten, eBay Bewertungen oder die Freundesliste in sozialen Netzwerken sein. Bis zu 15.000 Datenpunkte dienen dem Algorithmus von Kreditech dazu, die Kreditwürdigkeit einer Person zu berechnen. In Deutschland, wo unter anderem die Schufa bereits fleißig Bonitsauskünfte erteilt, ist solch ein Vorgehen nicht notwendig. Doch in aufstrebenden Volkswirtschaften wie Russland und Brasilien schafft Kreditech mit seiner Big Data Lösung mehr Vertrauen unter Vertragspartnern.

Der Kopf hinter Kreditech. CTO und Gründer Alexander Graubner
Trotz aller Datenschutzbedenken hat Kreditech auch Vorteile für den Endkunden. Banken legen in diesen Ländern beispielsweise das erhöhte Ausfallrisiko bei Privatkrediten in Form von hohen Zinsen auf die Kreditnehmer um. Darlehen, die über Kreditech ausgeschüttet werden, sollen vergleichsweise günstiger sein. Mit einem Wachstum von aktuell 80 Prozent pro Quartal und einem prognostizierten Umsatz von 25 Millionen Dollar konnte Kreditech auch die Investorenriege überzeugen und verbuchte jüngst eine Finanzierungsrunde in Höhe von 40 Millionen Dollar.
Figo kann jede App mit Banking-Services anreichern
figo ist eine Banken API, also eine Schnittstelle für Softwareentwickler. Sie bietet eine Anbindung zu den Rechenzentren nahezu aller deutschen Kreditinstituten, Kreditkartenanbieter und PayPal. Das ermöglicht es Entwicklern Funktionen, die man aus dem Onlinebanking kennt, wie Kontostandsanzeige, Überweisungen und Lastschrifteinzug, in ihre Applikationen einzubinden. Ein Anwendungsbeispiel liefert Figo auf der eigenen Homepage gleich mit. Das figo Webbanking ersetzt das Onlinebanking und aggregiert alle Konten, Sparbücher und Kreditkarten unter einer Oberfläche, auch wenn diese bei unterschiedlichen Kreditinstituten angelegt wurden.

Anwendungsbeispiel fastbill: Onlineumsätze können dank figo direkt einer Rechnung zugeordnet werden
Spannend wird es aber, wenn Drittanbieter die figo API in ihre Produkte einbinden, um einen nahtlosen Prozess bei Finanztransaktionen zu ermöglichen. Aktuell arbeiten unter anderem die FinTech Start-ups Lendstar, billomat und fastbill mit der figo API. Fastbill nutzt die Bankinganbindung beispielsweise dazu, dass Zahlungseingänge direkt Rechnungen zugeordnet und Abo-Abrechnungen vollständig automatisiert werden.
Um seine Nutzer vor Betrügern zu beschützen, hat sich Figo auch Gedanken zur Sicherheit der API gemacht. Figo Gründer André Majorat beschreibt das so:
Jeder figo-Nutzer erhält im Bankrechenzentrum quasi einen eigenen kleinen Tresor, den auch nur er selbst mit seinem Schlüssel öffnen kann. Alles andere, wie ein reines lokales Speichern der Daten in einer App oder eine Synchronisation über Drittdienste wie Dropbox oder iCloud erschien uns weder sicherer und vor allem nicht komfortabel genug, um unsere Ansprüche zu erfüllen.
Weitere Informationen zu figo erhalten sie hier.
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