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Wachstum managen: Staffel übergeben oder selbst laufen?

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Ist die Gründungsphase erst einmal überstanden, stehen vor allem Gründer von technologieorientierten Start-ups meist schon vor der nächsten Herausforderung: das weitere Unternehmenswachstum muss sichergestellt werden. Eine der zentralen Fragen dabei ist, ob man stärker ins Management geht und den technologischen Ausbau anderen überlässt – oder ob man sich lieber auf die Forschung und Entwicklung konzentriert und externe Manager ins Boot holt.

Professor Dr. Elisabeth Müller von der Frankfurt School of Finance & Management analysierte genau diese Fragestellung und sprach mit uns über ihre Ergebnisse.

Für-Gründer.de: Frau Professor Müller, Sie haben jüngst in einer Studie untersucht, ob es einen Effekt auf ein Technologie-Start-up hat, wenn der Gründer sich nach einiger Zeit ins Management zurückzieht oder in der Forschung aktiv bleibt. Was sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse?

Professor Dr. Elisabeth Müller: Solange ein Unternehmen noch klein ist, kann sich der Gründer um Forschung und allgemeines Management gleichermaßen kümmern. Wenn die Unternehmen jedoch wachsen, sehen sich Gründer früher oder später mit der Frage konfrontiert: Stelle ich für die Forschung Mitarbeiter ein und kümmere mich um das allgemeine Management oder bleibe ich in der Forschung aktiv und hole mir einen zusätzlichen Geschäftsführer mit ins Boot? Da ist letztendlich auch die Frage, ob ein Gründer bereit ist, für hohes Wachstum Kontrolle abzugeben.

In unserer Arbeit finden wir durchweg positive Effekte, wenn der Gründer in der Forschung aktiv bleibt. Gründer haben typischerweise innerhalb des Unternehmens das beste technologische Wissen. Das schlägt sich positiv in einer höheren Überlebenswahrscheinlichkeit und in einem höheren Wachstum nieder.

Man könnte erwarten, dass das Wachstum unter der Forschungstätigkeit des Gründers leidet, da jedem Gründer nur begrenzte zeitliche Ressourcen zur Verfügung stehen. Die Zeit, die in der Forschung verbracht wird, kann daher nicht in das Wachstum des Unternehmens, beispielsweise in Marketingmaßnahmen, investiert werden. Diese Beschränkung wirkt sich allerdings insgesamt nicht negativ auf die Unternehmensentwicklung aus.

Professor Dr. Elisabeth Müller

Professor Dr. Elisabeth Müller untersuchte, ob Gründer lieber weiter forschen oder ins Management wechseln sollten.

Für-Gründer.de: Warum vermuten Sie, ist es für Start-ups wichtig, dass der Gründer auch nach längerer Zeit noch in der Forschung und Entwicklung aktiv ist?

Professor Dr. Elisabeth Müller: Forschung und Entwicklung lassen sich schwer auslagern oder delegieren. Um Experte zu werden, sind häufig mehrere Jahre Erfahrung erforderlich. Wenn mindestens einer der Gründer dem Innovationsprozess verbunden bleibt, hat das daher positive Auswirkungen auf das Unternehmen.

Der Gründer weiß am besten, welche technologischen Probleme sich lösen lassen und wann eine bestimmte Produktentwicklung besser aufgegeben wird. Der Gründer kann auch über die Ressourcen entscheiden, die ein Unternehmen für die Forschung ausgibt. Und Gründer, die selbst an der Forschung mitarbeiten, könnten eine höhere Bereitschaft haben, in Forschung zu investieren. Das kann das langfristige Überleben des Unternehmens sichern.

Für-Gründer.de: Gibt es auch Situationen, in denen der Verbleib des Gründers einen negativen Effekt auf den Erfolg des Start-ups hat?

Professor Dr. Elisabeth Müller: Bei unserer Betrachtung konnten wir durchweg positive Effekte feststellen. Wir haben jedoch die gesamten Neugründungen der wissensintensiven Branchen analysiert. Es ist vorstellbar, dass Gründererfinder in sich schnell wandelnden Branchen eine Belastung für das Unternehmen werden. Wenn schnell neues Wissen gefragt ist, ist es eventuell besser, dieses über die Einstellung von neuen Mitarbeitern abzudecken. Dies ist eine Fragestellung, die wir in unserer Folgeforschung abdecken möchten.

Für-Gründer.de: Welchen Einfluss hat die Finanzierung laut Ihrer Studie auf den Erfolg eines Unternehmens? Macht es einen Unterschied, ob ich als Start-up Venture Capital oder andere Investoren mit ins Boot hole?

Professor Dr. Elisabeth Müller: Finanzierung und Unternehmenserfolg hängen eng zusammen. Unternehmen mit externen Geldgebern sind im Durchschnitt größer als Unternehmen ohne Geldgeber und wachsen schneller. Sie sind verständlicherweise auch eher in Branchen mit hohem Kapitalbedarf anzutreffen.

Interessanterweise hängt der Erfolgsbeitrag durch die Erfindungstätigkeit des Gründers von der Art der Finanzierung ab. Wir sehen einen klaren positiven Einfluss durch die Kombination von Erfindungstätigkeit des Gründers und einer Finanzierung über Venture Capital. Dieser Zusammenhang ist für allgemeine Investoren deutlich schwächer ausgeprägt. Wenn es nach dem Einstieg des Investors zu einer Veränderung im Managementteam kommt, sehen wir sogar einen negativen Zusammenhang für allgemeine Investoren. Diese haben also eine nicht so glückliche Hand bei der Umgestaltung von Managementteams.

Für-Gründer.de: Warum glauben Sie, hat gerade Venture Capital so einen großen Einfluss auf den Unternehmenserfolg von Start-ups?

Professor Dr. Elisabeth Müller: Die Venture Capital Investoren bringen nicht nur Geld in das Unternehmen. Sie unterstützen die Unternehmensleitung auch durch Mitarbeit in Beratungsgremien und stellen dem Unternehmen ihr persönliches Netzwerk zur Verfügung. Wird beispielsweise ein zusätzlicher Geschäftsführer mit Managementerfahrung benötigt, so kann ein Venture Capital Investor häufig eine passende Person vermitteln. Sie setzen das Managementteam allerdings auch unter Druck, wenn Zielvorgaben nicht erreicht werden. Andere Investoren greifen weniger stark in die Unternehmen ein, was von Gründern auch erwünscht sein kann, da sie dann weniger Kontrolle abgeben müssen.

Für-Gründer.de: Welche Tipps würden Sie mit Blick auf Ihre Studie Investoren und Gründern mit auf den Weg geben?

Professor Dr. Elisabeth Müller: Man sollte das Verhältnis von Venture Capital Investor und Gründer nicht als ein Gegeneinander, sondern als ein Miteinander verstehen. Der Venture Capital Investor kann über eine Verstärkung des Managementteams dem Gründer den Rücken für die Forschung frei halten.

Davon profitieren insbesondere Gründer mit natur- oder ingenieurwissenschaftlichem Hintergrund, die häufig von der Technik fasziniert, von Managementaufgaben aber eher abgeschreckt sind. Wenn solche Gründer bereit sind, sich die Verantwortung mit weiteren Managern zu teilen, so erhöht dies die wirtschaftlichen Erfolgsaussichten enorm und die Gründer können sich weiter ihrer bevorzugten Beschäftigung widmen.

Für-Gründer.de: Und was würden Sie sich von der Politik wünschen, um Deutschland für Gründer und Start-ups attraktiver zu machen?

Professor Dr. Elisabeth Müller: In Deutschland haben wir sehr viele gut ausgebildete Ingenieure und Naturwissenschaftler. Wenn wir es schaffen, dass mehr von ihnen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, haben wir schon viel gewonnen. Oft lässt sich die Erfolgswahrscheinlichkeit schwer voraussagen.

Wenn wir in Deutschland mehr Gründungen haben, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus den Gründungen ein Unternehmen wie Google oder Apple entwickelt. Die hohe Wahrscheinlichkeit zu scheitern bleibt aber ein Problem. Eine höhere Akzeptanz von Übergängen zwischen Selbstständigkeit und abhängiger Beschäftigung könnte Gründungen in Deutschland attraktiver machen. Hier könnte die Politik für mehr Verständnis für „gescheiterte” Gründer werben.

Für-Gründer.de: Vielen Dank für das Gespräch und den spannenden Einblick in Ihre Analysen!

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