Große Investoren, die Start-ups in der Frühphase also in der sogenannten Seedphase finanziell unterstützen, gibt es nicht viele. Zu den bekanntesten Kapitalgebern in dieser Phase gehört der High-Tech Gründerfonds. Heute sprechen wir mit Dr. Alexander von Frankenberg, dem Geschäftsführer des High-Tech Gründerfonds, über Voraussetzungen und den Ablauf eines Investments mit dem High-Tech Gründerfonds.
Für-Gründer.de: Hallo Herr von Frankenberg, der High-Tech Gründerfonds engagiert sich als Investor in der frühen Unternehmensphase – ist ein Prototyp bereits Investmentvoraussetzung oder wann steigen Sie konkret bei Start-ups ein und welche Geschäftsmodelle stehen in Ihrem Investitionsfokus?
Dr. Alexander von Frankenberg vom High-Tech Gründerfonds: Ja genau, wir investieren in der sogenannten Seedphase, in der die High-Tech Unternehmen oftmals noch gar keinen Prototypen oder einen „proof of concept“ entwickelt haben. Bei der innovativen Geschäftsidee müssen aber ein klarer Wettbewerbsvorteil und ein disruptiver Charakter für den relevanten Markt zu erkennen sein. Die bisher finanzierten Unternehmen kommen aus den Bereichen Automation, Optische Technologien, Energie und Cleantech, Medizintechnik, Pharmadiagnostik, Hardware, Life Science, Energie sowie IT, Software, Medien, Internet und e-commerce.
Für-Gründer.de: Was sollten Start-ups für den Erstkontakt mit Ihnen vorbereitet haben und wo bestehen aus Ihrer Erfahrung besonders häufig Defizite in der Präsentation?
Dr. Alexander von Frankenberg vom High-Tech Gründerfonds: Beim ersten Kontakt reicht uns ein Businessplan oder auch zunächst eine Executive Summary, gerne eingereicht mit einer Referenz z.B. von einem unserer Coaches. Gründer, die bereits vorher eine EXIST-Förderung erhalten haben, sind ebenfalls sehr willkommen. Als Gründer sollte man darauf achten, dass die Technologie verständlich erklärt ist, absolut innovativ und wettbewerbstauglich ist. Die entscheidende Frage, die wir uns stellen “Hat das Unternehmen gute Chancen erfolgreich zu sein”, schließt alle unternehmerischen Aspekte mit ein, nicht nur die Technologie, sondern auch das Team, den Markt und Wettbewerb sowie die “go-to-market” Strategie und das Geschäftsmodell.

(Quelle: Screenshot Website www.high-tech-gruenderfonds.de)
Für-Gründer.de: Wie geht dann der Prozess weiter und zu welchen Konditionen findet eine Beteiligung durch den High-Tech Gründerfonds statt?
Dr. Alexander von Frankenberg vom High-Tech Gründerfonds: Hat uns der erste Eindruck überzeugt, laden wir das Gründerteam zum Pitch, d.h. ,Erstgespräch ein. Bestätigt sich hier der Eindruck, erhalten die Gründer ein Termsheet mit den Konditionen der Beteiligung und wir beginnen eine vertiefte Prüfung. Im Standard-Modell können wir in einer ersten Finanzierungsrunde bis zu 500.000 Euro investieren. Wir erwerben 15 Prozent an einem Unternehmen in Form eines Nachrangdarlehens mit Wandeloption. Maximal können durch den High-Tech Gründerfonds im Laufe der Beteiligung zwei Millionen Euro in ein Unternehmen investiert werden. Voraussetzung ist, dass das junge High-Tech Unternehmen einen Sitz oder mindestens eine selbstständige Niederlassung in Deutschland hat. Erwartet wird, dass sich auch das Gründerteam mit eigenen Mitteln zwischen 50.000 und 100.000 Euro beteiligt.
Für-Gründer.de: Wo gibt es aus Ihrer Sicht häufiger Reibungspunkte in den endgültigen Verhandlungen mit den Gründern?
Dr. Alexander von Frankenberg vom High-Tech Gründerfonds: Unsere Konditionen sind standardisiert und sehr transparent, so dass es hier im Regelfall zu keinen Reibungspunkten kommt. Wir nehmen auch keine Bewertung vor, da dies in der dieser sehr frühen Phase äußerst schwierig ist. Da unser Investment oftmals in einer ersten Finanzierungsrunde gerade in kapitalintensiven Gründungen wie z.B. bei Wirkstoffentwicklern nicht ausreicht, investieren wir häufig mit Sideinvestoren wie Business Angels oder Seedfonds zusammen. Hier kann es zu Diskussionen bezüglich der Anteile kommen.
Der High-Tech Gründerfonds legt Wert darauf, dass die Mehrheit der Anteile in der Hand der operativ tätigen Gründer liegt. Reibungspunkte können auch schon einmal bei der Höhe der Managementgehälter entstehen. Es sollte aber jedem Gründer klar sein, dass er gerade am Anfang kein Gehalt als CEO in großen Konzernen verlangen kann. Der Aufbau des Unternehmens geht klar vor. Das Geld wird, wenn alles gut läuft, später durch den Exit verdient.
Für-Gründer.de: Wie eng begleiten Sie das Start-up, nachdem Sie die Beteiligung eingegangen sind, wie gestalten Sie Ihr Monitoring und wie greifen Sie den Unternehmen unter die Arme?
Dr. Alexander von Frankenberg vom High-Tech Gründerfonds: Wir unterstützen die Gründer sehr aktiv z.B. bei der Gewinnung von Folgefinanzierungen, Managementergänzungen oder beim Teamaufbau. In unseren sehr umfangreichen Netzwerken stellen wir relevante Kontakte her, z.B. zu unseren Fondsinvestoren. Außerdem haben wir einen Pool von Coaches, die die Gründer bei Bedarf zu sehr moderaten Konditionen unterstützen. Bei vielen Beteiligungen sitzen wir im Beirat bzw. Aufsichtsrat und stehen in direktem ständigem Austausch mit dem Gründerteam. Dabei sind wir jedoch nicht operativ tätig. Monatliches Reporting seitens der Gründer nach standardisierten Vorgaben ist wie bei allen Investoren selbstverständlich.
Für-Gründer.de: Für weitere Finanzierungsrunden halten Sie bis zu 1,5 Mio. € für die Unternehmen bereit – können Sie uns vielleicht an einem konkreten Beispiel die Schritte bei der Anschlussfinanzierung vorstellen?

Dr. Alexander von Frankenberg, Geschäftsführer des High-Tech-Gründerfonds
Alexander von Frankenberg vom High-Tech Gründerfonds: Schon beim Abschluss unserer Seedfinanzierung versuchen wir genau zu verstehen, wie viel weiterer Kapitalbedarf entsteht, welche Investoren dafür in Frage kommen und wie sich das Unternehmen in den nächsten ein bis zwei Jahren entwickeln muss, um eine Folgefinanzierung dann erfolgreich abschließen zu können. Bei der Gewinnung von weiteren Investoren unterstützen wir die Unternehmen, stellen Kontakte her und sind bei den Verhandlungen bei Bedarf dabei. Mittlerweile haben wir über 550 Mio. € an Folgefinanzierungen für unser Portfolio gewinnen können. Aus den ca. 300 Transaktionen kennen wir sehr, sehr viele Investoren sehr gut.
Für-Gründer.de: In welche Start-ups hat der High-Tech Gründerfonds in den letzten Monaten beispielsweise investiert und wie erfolgreich war der Fonds insgesamt bisher?
Alexander von Frankenberg vom High-Tech Gründerfonds: Wir investieren in 40-50 Start-ups im Jahr. Beispiele aus den letzen Wochen sind Stocard, DRDx, Yorxs, Notion Systems und SOPAT. Insgesamt hat sich der High-Tech Gründerfonds an 309 Unternehmen bis dato beteiligt. Der Fonds entwickelt sich über den Erwartungen der Investoren.
Für-Gründer.de: Falls der High-Tech Gründerfonds nicht als Investor infrage kommt, was möchten Sie generell Gründern für die Investorensuche mit auf den Weg geben?
Alexander von Frankenberg vom High-Tech Gründerfonds: Es gibt nicht viele, aber doch eine Reihe von anderen Investoren, die in der Frühphase investieren. Sehr aktiv sind in den letzten Jahren Business Angels geworden. Darüber hinaus gibt es auf Länderebene eine Reihe von öffentlichen Seedfonds, die junge Gründungen finanzieren. Der beste Weg der Finanzierung ist natürlich aus eigener Kraft über Umsätze.
Für-Gründer.de: Wie würden Sie die Finanzierung-Situation in der Seed-Phase für Start-ups in Deutschland generell einschätzen und sehen Sie bei Internet-Startups eine Bewertungsblase?
Dr. Alexander von Frankenberg vom High-Tech Gründerfonds: Die Finanzierungssituation ist immer noch schwierig, hat sich allerdings in den letzten Jahren verbessert. Verstärkt aktiv sind ausländische Investoren, die die Chancen in Deutschland zunehmend erkennen. Diese investieren nicht nur vermehrt, sondern eröffnen Niederlassungen und sind vor Ort präsent. Außerdem sind Business Angels auch mit größeren Investitionsbeträgen aktiver geworden. Eine Blase sehen wir nicht, allerdings wundern wir uns in einigen Fällen über hohe Erst- und Zweitrundenbewertungen. In den allermeisten Fällen müssen (hohe) Bewertungen durch entsprechende operative Ergebnisse (Umsatz / EBIT) mittelfristig gerechtfertigt werden. In manchen Fällen wird das schwer zu erreichen sein.
Für-Gründer.de: Wie bewerten Sie eigentlich das Thema Crowd investing und sehen Sie hier eine Konkurrenz für Ihre Frühphasenfinanzierung?
Dr. Alexander von Frankenberg vom High-Tech Gründerfonds: Crowd investing klingt verlockend: Viele einzelne stellen mit überschaubarem Risiko gemeinsam relevante Beträge für junge Unternehmen zur Verfügung. Entscheidend für den Erfolg wird zweierlei sein: Zum einen darf die Crowd nicht die zweit- oder drittbesten Deals bekommen und so reduzierte Erfolgschancen mit ihren Investments haben. Zum anderen ist neben der Finanzierung der „Value Add“, d.h., die Unterstützung der Gründer entscheidend. Hier ist meiner Ansicht nach noch offen, wie die Crowd das leisten kann.
Für-Gründer.de: Und zum Abschluss noch der Exit: wann verlässt der High-Tech Gründerfonds die Start-ups wieder und wie geht der Prozess vor sich?
Dr. Alexander von Frankenberg vom High-Tech Gründerfonds: Wir haben bisher 27 Exits realisiert. In den meisten Fällen wurden die Unternehmen komplett verkauft, d.h., alle Gesellschafter erhalten entsprechend ihres Anteils am Unternehmen Rückflüsse. In ca. einem Drittel der Fälle haben wir unsere Anteile in einem sogenannten Secondary an andere Investoren verkauft. Das kann Sinn machen, wenn dadurch die Investorenbasis gestärkt wird und wir einen fairen Deal bekommen.
Für-Gründer.de: Vielen Dank für das Gespräch!
Kontakt
Stefanie Zillikens, Marketing & Communications Manager
High-Tech Gründerfonds Management GmbH
Schlegelstraße 2
53113 Bonn
Telefon: 0228.82 30 01 07
E-Mail: s.zillikens@htgf.de
Website: www.high-tech-gruenderfonds.de