Unter dem Motto Internet, Media & Games fand am Montag in Berlin im Rahmen der IFA die Venture Lounge statt. In den Räumen des Inkubators YOU IS NOW im Hause von Immobilienscout24 stellten acht Start-ups ihre Ideen vor und warben um das Interesse der Investoren.
Ziel der Venture Lounge ist es Start-ups die Möglichkeit zur Aufnahme von Kapital zu geben. Zu Beginn des Events hießen die Veranstalter und Partner Osborne Clarke, CatCap, YOU IS NOW, Neuhaus Partners und Shortcut Ventures die zahlreichen Investoren willkommen.

Begrüßung durch Konstantin Ewald, Osborne Clarke, Michael Moritz, CatCap, Ulf Kunze, YOU IS NOW, Matthias Grychta, Neuhaus Partners & Dirk Freise, Shortcut Ventures (v.l.n.r.).
Erfahrungen des ehemaligen Vorstandsmitglieds bei Gameforge Seth Iorio
Noch bevor die acht ausgewählten Start-ups ihre Pitches halten durften, ließ Seth Iorio das Publikum an seiner Erfahrung als Entrepreneur und Vorstandsmitglied bei Gameforge teilhaben, wo er von 2006 an bis vor einigen Monaten tätig war. Gameforge ist einer der führenden Anbieter von Online-Spielen in der westlichen Welt.
Iorio betonte bei seinem Vortrag verschiedene Aspekte, denen man Beachtung schenken sollte, um mit einem Unternehmen Erfolge zu erzielen. In der kurzen Keynote ging Iorio auf den Werdegang des Unternehmens ein und betonte dabei immer wieder, dass Gründer bei rasantem Wachstum meist gar nicht wahrnehmen, was um sie herum passiert, da sie zu beschäftigt sind. Es sei deshalb wichtig, gut zu planen und zu steuern, um unkontrolliertes Wachstum zu verhindern, auch wenn „je mehr Umsatz, je besser“ (Zitat von Iorio) sei. Seinen Erfahrungen bei Gameforge nach gab es verschiedene Probleme beim Wachstum.
- Das Einstellen neuer Mitarbeiter wurde häufig nicht sorgfältig genug durchgeführt, was hohe Kosten verursachte und Ineffizienzen hervorrief.
- Auch die Vergrößerung der Führungsetage und eineausgefeiltere Unternehmenspolitik erwiesen sich als Bremsen für Entscheidungen und Innovationen.
- Jedem Mitarbeiter eine Unternehmerkompetenz zuzusprechen erwies sich ebenfalls als kontraproduktiv.
- Die sorgfältige Auswahl von Mitarbeitern sei von enormer Wichtigkeit, um Produktivität zu gewährleisten, denn auch Goodies wie kostenloses Mittagessen oder Unternehmensurlaube können Mitarbeiter „nicht besser/länger/mehr arbeiten“ lassen. Sein Rat: Alles selber machen bis es weh tut.
Sobald etwas nicht der eigenen Kernkompetenz entspricht, sollte Outsourcing an Experten betrieben werden. Dabei stellt ein moderates und kontrolliertes Wachstum den Schlüssel zu einem effizienten Unternehmen dar.

Seth Iorio spricht aus eigener Erfahrung, dass geplantes Wachstum wichtig für ein Unternehmen ist.
Intern stimmige Kommunikation und Transparenz seien wichtig, aber besonderen Wert sollte ein Unternehmen auf die Bildung starken Vertrauens der Mitarbeiter untereinander sowie zwischen den verschiedenen Mitarbeiterebenen als Mittel zum Erfolg legen.
Der Markt für Free-to-play Modelle sei zur Zeit in starkem Wandel, besonders weil auch bereits etablierte Konzerne der Videospielbranche, wie bspw. EA, in den Markt eindringen. Aus diesem Grund sei es wichtig auf Kooperation statt auf Konkurrenz innerhalb des Marktes zu setzen.
Die ersten vier Pichtes auf der Venture Lounge
In der ersten Pitchingrunde gab es verschiedene Ideen zu den Themen Online-Gaming, Software zur exakteren Informationssuche im Internet sowie Software, um Smart TV-Fernbedienungen mit gestenbasierter Navigation auszustatten und neuer Technologie zum Einbau auf Webpräsenzen klassischer Medien zur aktiven Interaktion mit den Zuhörern und Zuschauern.
Hardscore Games: Zu Beginn stellte Felix Buchwald, als einer der Gründer, das Start-up Hardscore Games vor. Das Team hinter Hardscore Games besteht aus passionierten Gamern, die bereits langjährige Erfahrung in verschiedensten Online-Spielen aufweisen. Dabei stellte sich ihnen die Frage, warum es noch kein „Core Game”, also ein Spiel für Vielspieler auf Mobiltelefonen gäbe. Wieso hat ein Markt, der bei stationären Konsolen den größten Anteil des Umsatzes (mehr als 60 %) an Videospielen ausmacht, noch keinen Einzug in den mobilen Bereich erhalten? Aus diesem Grund hat es sich Hardscore Games zur Aufgabe gemacht Core Games für Core Gamer auf mobilen Plattformen zu entwicklen. Mit einem nach Trading Card Game Prinzip funktionierenden Modell sollen auch die Spieler angesprochen werden, die den größten Umsatz der Branche ausmachen. Neben der Nutzung von Mechanismen eines Trading Card Games sollen Nutzungsbarrieren genommen werden, die mit einem Mobiltelefon als Videospielplattform für Core Gamer einhergehen, indem auf hohe Retention, schnelle Spiele und intuitive Bedienung in rundenbasierten Spielabläufen gesetzt wird.
YOORS: In der folgenden Präsentation stellte Jürgen Gietz die Idee hinter dem Service YOOORS vor. Mit YOOORS soll es möglich werden dem modernen Internetnutzer relevanten Content zielgenau zu präsentieren. YOORS sucht das Web nicht nach Keywords ab, so wie es Google tut, sondern ermöglicht kontextbezogene Websuche. Dabei sollen digitale Informationen mit Hilfe eines mathematischen Modells inhaltlich verstanden und in intelligenten Kontext gestellt werden. Sucht man beispielsweise nach dem Wort „Golf“ können das Auto, der Sport oder eine Meeresbucht gemeint sein. YOORS soll je nach Nutzer nach Abstraktion der bloßen Wörter die relevanten Informationen aus dem Netz suchen und diese dem Nutzer präsentieren. Mit der neuen Technologie soll ein neuer Grad an Personalisierung, eine weitaus höhere Wirkungsqualität und Rendite des eigesetzten Werbebudgets erreicht werde und dabei für den Nutzer kostenlos bleiben. Neben der B2C-Lösung wäre es auch denkbar die Technologie als B2B-Lösung anderen Unternehmen anzubieten oder sie in Forschung und Lehre einzusetzen.
BeST: In der dritten Präsentation stellte BeST (Berliner Sensortechnik) eine neue Lösung für die Bedienelemente von Smart TVs vor. Neben vielen verschiedenen Formen der Fernseher selbst, gibt es auch verschiedene neue Modelle der dazu passenden Fernbedienung. Oliver Völckers und Oliver von Sperber, die beide bereits langjährige Berufserfahrung auf dem ganzen Globus vorweisen, wollen nun den Markt revolutionieren und setzen dabei auf eine bewegungssensitive Softwarelösung. Mit der Software ihres Start-ups BeST soll der Smart TV künftig neben der klassischen Bedienung per Knopfdruck auch mit Wischbewegungen des Daumens gesteuert werden können. Ziel des Start-ups ist es Kooperationen mit Herstellern von Fernsehgeräten einzugehen und ihre Software standardmäßig in die mitgelieferten Fernbedienungen zu integrieren.
frischr: Zur Interaktion der im Fernsehen und Radio gesendeten Medien ruft das Start-up frischr auf. Die Technologie CrowdMedia ermöglicht die themen- und sendungsbezogene Interaktion mit Medienkonsumenten. Andreas Kühn und sein Partner Hannes Mehring zielen mit CrowdMedia auf die „Generation Facebook“, die den klassisch eher passiven Konsum von Medien nicht wollen. Dazu sind Partizipation, non-lineares Programm und Themenprogramme erforderlich. Die einzelnen Medienproduzenten seien allerdings nicht in der Lage eine ausgereifte und anforderungsgerechte Lösung zu schaffen. CrowdMedia bietet Medienproduzenten die Möglichkeit mit ihrer Technologie Apps bzw. Internetseiten so zu gestalten, dass Konsumenten in das Geschehen einbezogen werden und dabei klassische Medien in soziale umgewandelt werden. Eine neue Art von Medienkonsum soll so ermöglicht werden.
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