Morgen, morgen, nur nicht heute … auch Gründer und Unternehmer schieben Aufgaben immer wieder auf die lange Bank. Doch woher kommt dieses Aufschieben und was könnt ihr dagegen tun?
Faulheit als Ursache für Aufschieben?
Woher die Angewohnheit zur Prokrastination rührt, wie die Aufschieberitis wissenschaftlich genannt wird, ist noch nicht abschließend geklärt. Faulheit ist jedenfalls nicht die Hauptursache. Denn viele Aufschieber sind tatsächlich fleißig, flüchten aber oft in andere Tätigkeiten.

Psychologen sehen den Sinn dahinter in unserem Belohnungssystem verborgen: Durch das Ausweichen auf angenehmere Aufgaben wird dieses System im Gehirn angeregt und die wichtigen, aber als lästig empfundenen Aufgaben verdrängt. Dopamin wird ausgeschüttet, wir fühlen uns gut. Allerding hält dieser Effekt ähnlich wie bei Süßigkeiten nur kurz an – und wird vom schlechten Gewissen überschattet.
Wir Menschen sind also nicht dafür ausgelegt, langfristige Mühen auf uns zu nehmen, sondern wollen Belohnungen am liebsten sofort. Diesem inneren Drang wirkt ihr nur mit Disziplin und einem starken, in die Zukunft ausgerichteten Verstand entgegen.
Aber auch Ängste vor dem Versagen, Perfektionsbestrebungen oder die schiere Unwissenheit, wie man etwas anpacken soll, spielen oft eine große Rolle für das Aufschieben. Gründer und Unternehmer, die große Visionen und Erwartungen an sich und ihr Unternehmen haben, können hiervon vermehrt betroffen sein.
Damit euer Unternehmen trotzdem erfolgreich sein kann, solltet ihr der Aufschieberitis mit den folgenden Tipps entgegentreten.
#1 Sofort anfangen… und zwar mit dem Unangemehmsten
Aller Anfang ist schwer – oder sogar am schwersten. Denn umso länger ihr wartet, desto unwahrscheinlicher ist es, dass ihr euer Vorhaben noch in die Tat umsetzt. Deshalb solltet ihr einfach loslegen. Am besten sofort mit der Aufgabe, die euch am unliebsamsten erscheint. Denn wenn ihr erst einmal dransitzt, kommt der Ball meist schon von allein ins Rollen. Und wenn die schlimmste Aufgabe gleich am Anfang bewältigt wurde, kommt euch der Rest kinderleicht vor.
Diese Herangehensweise hat auch eine eigene Methode, die der Unternehmer Brian Tracy auf Grundlage einer US-amerikanischen Redewendung erfand:
Eat that Frog.
Im gleichnamigen Bestseller schildert Tracy Punkt für Punkt, wie ihr euren inneren Schweinehund überwindet, indem ihr ihm gleich zu Beginn des Tages einen Frosch zum Füttern gebt. Klare Leseempfehlung für alle Aufschieber!
#2 Routine: Arbeitet zu festen Zeiten und an festen Orten
Um der Prokrastination nicht zu verfallen, sollte man sich am besten eine gewisse Routine aneignen. Setzt euch feste Zeiten, in denen ihr eure Aufgaben erledigen wollt. Auch hilft manchmal ein Ortswechsel. So kann es sein, dass es euch leichter fällt, bestimmte Aufgaben im Café oder im Büro anstatt zu Hause umzusetzen und umgekehrt. Achtet also darauf, wo ihr bei welchen Tätigkeiten am produktivsten seid.
#3 Nutzt Projektmanagement-Tools
Macht euch für den nächsten Tag eine Liste mit Aufgaben, die ihr abarbeiten wollt. Und setzt Prioritäten von wichtig bis weniger wichtig. Wenn ihr riesige Projekte als Ganzes betrachtet, verliert ihr den Überblick und werdet demotiviert.

Ein Tool wie Trello hilft euch dabei. Lest jetzt unseren Trello-Guide, um einen schnellen Einstieg in das Tool zu finden.
- Artikeltipp: Die 10 besten Projektmanagement-Tools
Wer hingegen große Aufgaben in kleinere zerlegt und kurzfristige Planungen macht, sieht klare und vor allem erreichbare Ziele vor sich. Das fördert die Motivation und gibt euch – nach Erledigung der Aufgaben – am Ende des Tages das Gefühl, auch etwas geschafft zu haben.
Psychologisch gesehen hat es übrigens einen positiven Effekt, wenn ihr euch die Aufgaben aufschreibt und nach Abarbeitung durchstreicht oder abhakt. ihr habt keine Lust auf Zettelwirtschaft? Dann empfehlen wir euch hierfür das Tool AnyDo, welches wir euch bei den Apps für ein digitales Büro vorstellen.
#4 Geht in eure eigene Ursachenforschung
Wenn ihr doch mal wieder eine Aufgabe aufschieben wollt, dann fragt euch:
- Warum und in welchen Situationen schiebe ich auf?
- Setzen mich bestimmte Aufgaben unter Stress?
- Habe ich vor etwas Angst? Und wieso eigentlich?
Gewohnheiten könnt ihr erst dann durchbrechen, wenn ihr die Hintergründe und damit euch selbst versteht.
Geht dabei nicht zu streng mit euch um, sondern versucht, Verständnis für eure eigenen Gründe für das Aufschieben aufzubringen. Euch selbst dafür zu verurteilen, führt nur dazu, dass ihr euch noch schlechter fühlt. Das aber nimmt euch die Kraft, neue Wege einzuschlagen.
Wenn ihr jedoch nett zu euch seid und euch gut zusprecht, wann immer ihr in die Gewohntheit der Prokrastination verfallt, dann wird es euch auch leichter fallen, ein neues Verhalten zu üben.
#5 Holt euch Unterstützung
Manchmal schieben wir Dinge auf, weil wir einfach nicht wissen, wie wir sie anpacken sollen. Gerade als Gründer steht man plötzlich vor vielen neuen Herausforderungen. Aber auch im späteren Unternehmensalltag werde ihr immer wieder mit neuen bzw. unerwartet Problemen konfrontiert sein.
Wenn ihr nicht weiterwisst: Holt euch Hilfe! Nutzt Informationsportale, kontaktiert Berater, die Industrie- und Handelskammern oder andere Gründer und Unternehmer. Ihr seid in der Regel nicht die ersten, die sich einer Aufgabe stellen müssen. In vielen Fällen kann man auf die Expertise anderer zurückgreifen.
Hier kommen auch digitale Helfer wie RescueTime ins Spiel.

Das Tool hilft euch dabei, ganz genau zu erfassen, wofür ihr eure Zeit investiert bzw. vergeudet. Am Anfang kann es schockierend sein, die sinnlos verstrichene Zeit als untrügliche Zahl auf dem Bildschirm zu sehen. Aber es ist ein heilsamer Schock, denn die damit einhergehende Klarheit hilft euch dabei, gezielt Zeitfresser einzusparen.
#6 Ändert euren Blickwinkel
Jeder Gründer und Unternehmer wird wohl mal an den Punkt kommen, an dem die Frage durch den Kopf geht:
Mist, habe ich hier einen riesigen Fehler gemacht?
Doch an sich selbst und der eigenen Geschäftsidee zu zweifeln, demotiviert nur. Entwickelt lieber eine Haltung wie:
Fehler gehören zum Leben dazu. Sie sind unvermeidlich und ich lerne aus ihnen.
So zieht ihr euch nicht runter, sondern seht Fehler als Lern- und Entwicklungschancen.
#7 Lasst euren Perfektionismus los
Als Unternehmer gebt ihr jeden Tag euer Bestes. Ihr wollt erstklassige Prdukte bzw. Services liefern, damit die Kunden zufrieden sind. Aber wer zu hohe Ansprüche an sich selbst und seine Arbeit stellt, erzeugt zu viel Druck und das bremst nur aus.
Perfektionisten verlieren sich zudem in den kleinsten Details und kommen nie zum Ende. Es könnte ja doch noch ein bisschen besser sein, oder? Versucht, locker an die Aufgaben heranzugehen. Und erwartet nicht, dass ein makelloses Ergebnis auf Anhieb zustandekommt.
#8 Belohnt und lobt euch
Habt ihr die Aufgabe nicht (erneut) aufgeschoben und sie erfolgreich bewältigt, dann belohnt euch! Belohnungen können, müssen aber nicht immer große Reisen oder ausschweifende Restaurantbesuche sein. Auch das Lieblingseis, eine Stunde Netflix (jetzt mit gutem Gewissen) oder ein Schulterklopfen sind sehr wirksam.
Es geht darum, dass ihr euer Belohnungszentrum angeregt. Und ihr wisst selbst am besten, wie euch das gelingt. Wenn ihr als Team etwas geschafft habt, sind Belohnung und Anerkennung übrigens genauso wichtig. Das gehört zur Teamgeist und beflügelt auch wieder die eigene Motivation.
Fazit
Wenn ihr bis hierhin gelesen habt, um andere Aufgaben aufzuschieben, dann gibt es jetzt eigentlich nur noch drei Dinge zu tun: Die für euch hilfreichen Tipps merken, euren Browser schließen und mit der Arbeit anfangen. Wir wünschen euch frohes und produktives Schaffen!
- Ob Canvas, Businessplan oder Finanzplan – wer nicht weiß, wo man bei der Gründung anfangen soll, kann die Gründerplattform Unternehmerheld testen. Die zeigt euch Schritt für Schritt, was ihr machen müsst. Und wer ein bisschen Zuspruch braucht, um mit der Gründung richtig loszulegen, sollte sich diese 3 Bücher für Gründer näher anschauen.
Der Beitrag 8 Tipps gegen Aufschieben erschien zuerst auf GründerDaily - Deine tägliche Dosis Unternehmertum.