Nachhaltigkeit wird für Konsumenten immer wichtiger. Start-ups setzen mit ihren nachhaltigen Geschäftsideen für umweltfreundliche Alternativen für den Alltag Zeichen. Für ihre kompostierbaren Kaffee- und Tee-Kapseln, nachhaltige Saatgutbeschichtung, Prozessoptimierung pflanzlicher Wirkstoffe und Eis aus Bliesgaumilch wurden diese vier Start-ups beim diesjährigen KfW Award Gründen als beste ihres Bundeslandes ausgezeichnet.
Genussvolle Nachhaltigkeit in Kapselform
Das eigene Konsumverhalten wird kritischer hinterfragt, aber die Bereitschaft zum Verzicht steht für die meisten Menschen immer noch außer Frage. So verzichten nur wenige auf ihre zwei Tassen Kaffee am Tag aus der Kapselmaschine – und produzieren mehr Müll als nötig wäre.
Damit trifft das Brandenburger Start-up UniCaps den Zeitgeist der Gesellschaft. Sie bieten Kaffee- und Teekapseln, die denselben Komfort bieten wie herkömmliche Kapseln. Nur sind sie klimaneutral und kompostierbar. “Kaffee und Tee sind die weltweit am meisten nachgefragten Getränke nach Wasser. Und viele Konsumenten nutzen Kapselmaschinen. Das war ein perfekter Ansatz”, erzählt Geschäftsführer Dirk N. Tillmann.

Mit UniCaps wollen wir dem Konsumenten eine genussvolle Nachhaltigkeit bieten und sie zu einem umweltbewussteren Alltag anregen.
Der Genuss spielt eine entscheidende Rolle bei UniCaps. Das Zusammenspiel von Genuss und Convenience soll für den Kunden einhergehen. Neben der Nachhaltigkeit sollen die Produkte das Bestmögliche bieten und ihren vollen Geschmack entfalten. Dafür hat UniCaps die Aroma Technology entwickelt. Mit einem mechanischen Zerkleinerungsverfahren der Teeblätter könne der Tee schneller ziehen und sei so innerhalb weniger Sekunden genießbar.
Die Produkte von UniCaps werden über die Marken My-Teacup und My-Coffeecup vertrieben und für die Kapselmaschinen von Nespresso angeboten.
Allein in Deutschland werden pro Tag acht Millionen Kapseln verbraucht und weggeschmissen. Dadurch entsteht ein riesiger Müllberg von etwa 20 Tonnen pro Tag.
Statt aus Aluminium und Plastik werden die Kapseln aus nachwachsenden Rohstoffen produziert. Sie bestehen aus dem Rohstoff Lignin, der bei der Holz- und Papierverarbeitung verwendet wird, Glukose und Stärke. Nicht nur bei den Kapseln wird auf nachhaltige Prozesse geachtet. Die Produktion wird mit Ökostrom betrieben und der Inhalt der Kapseln ist biozertifiziert, er wird ohne Pestizide angebaut.
Zu Beginn von UniCaps im Jahr 2016 war die Geschäftsidee nur auf den Vertrieb von Teekapseln konzentriert.
Wir wollten mit den Teekapseln als Pioniere auf dem Markt vorstoßen. Erst als uns Kunden fragten, ob wir nicht auch Kaffee verkaufen, erweiterten wir unser Sortiment. Seitdem bieten wird auch Kaffeekapseln.
Zu den Kunden von UniCaps gehören zahlreiche Hotels und Einzelhandelsgeschäfte wie DM-Drogeriemarkt, Rewe, Kaufland und Tegut. Ein Großteil des Vertriebs findet über den Onlineshop statt. “Europaweit gibt es in unserem Marktsegment noch ganz viel zu tun. Deshalb wollen wir zukünftig an einer geografischen Skalierung unserer Produkte sowie an weiteren Kapselformaten wie zum Beispiel Dolce Gusto arbeiten”, so Tillmann.
Klimaangepasste Landwirtschaft

Immer mehr Regionen und Länder haben in der Agrarwirtschaft mit trockenen und unfruchtbaren Böden zu kämpfen. Durch die Veränderungen des Klimas haben besonders Länder wie Afrika Probleme in der Landwirtschaft. In Afrika lernten sich 2015 auch die beiden Gründer des niedersächsischen Start-ups SeedForward kennen. Zusammen entwickelten sie die Idee einer nachhaltigen Saatgutbeschichtung, die die Pflanzen widerstandsfähiger macht und sie vor Krankheitserregern hemmt. Anfang 2017 bekamen sie die Fördermittel, die sie brauchten, um ihre Forschung und Produkte weiter voranzutreiben.
In Kooperation mit Bioverbänden, Universitäten und Landwirtschaftskammern forscht das Gründerteam an innovativen Lösungen. Sie leiten einige Projekte und Experimente, die dann hoffentlich der Landwirtschaft zu Hilfe kommen können. In ihrer Produktionshalle in Osnabrück führt SeedForward zudem Testläufe durch und probiert optimierte Rezepturen aus.
Die Produkte von SeedForward sollen nicht nur die Pflanzen schützen, sondern gleichzeitig auch den Boden verbessern. Zum Beispiel entwickelten sie den MaisGuard, eine Saatgutbeschichtung, die bis zu 60 Prozent mehr Wurzelbiomasse für Mais sicherstellt. Neben der Saatgutbeschichtung bietet das Start-up auch Düngemittel – sogenannte ALMA Produkte.
Regionalität ist das neue Bio

Das Start-up Henry’s Eismanufaktur aus dem Saarland ist kein gewöhnliches Eiscafé. Gründer und Geschäftsführer Dominik Heil verkauft handwerklich produziertes Eis aus biozertifizierter Bliesgaumilch. Dabei wird auf jegliche Aroma- oder Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker und zugesetzte Farbstoffe verzichtet. Von den Klassikern bis hin zu ausgefallenen Eissorten wie Ananas-Purple Curry ist alles dabei. “Außerdem sind wir ganz nah dran an unseren Kunden – ob am Eisauto, am Fensterverkauf unserer Eisdiele oder bei der Belieferung unserer Handelspartner. Das hat den Vorteil, dass wir aus erster Hand genau das Feedback bekommen, das für unsere Weiterentwicklung wichtig ist. Ein Eismann zum Anfassen quasi”, erzählt Dominik Heil.
Was bringt mir eine Birne aus Bioanbau, wenn sie mit dem Flugzeug tausende Kilometer eingeflogen wird, obwohl ich von meinem Obstbauern des Vertrauens eine wunderbare Frucht bekomme, die genau meinen Qualitätsansprüchen entspricht?
Es sei ihm von Anfang an wichtig gewesen, nicht ganz Deutschland zu beliefern, sondern „ein Eis aus der Region für die Region“ zu bieten und dieser Philosophie bleibt er treu. Bereits während er die Eisdiele als Nebentätigkeit betrieb, baute er sich ein beachtliches Netzwerk an Obstbauern auf. Bei ihnen bekäme er die Gewissheit, dass auf die Qualität Verlass sei und die Produkte frei von Spritzmitteln seien. “Mit Regionalität verbindet man automatisch Verbundenheit, Heimat. Regionalität ist für mich das neue Bio”, so Heil.
In Zeiten, wo es immer um das Höher, Schneller, Weiter geht und alles rund um die Uhr online bestellbar ist, sehnt sich der Kunde nach dem Altbewährten. Nach der wertigen Handwerkskunst.
2016 machte Dominik Heil die Eismanufaktur zu seinem Hauptberuf. Mittlerweile ist das Geschäft keine One-Man-Show mehr, sondern wird zur Hochsaison von bis zu 35 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen unterstützt. Das hilft nicht nur in der Produktion und im Vertrieb, sondern auch in der Kreativität der Eissorten. “Die meisten der mittlerweile rund 300 Rezepturen entwickelten sich in den Jahren 2011 bis 2018”, erklärt Dominik Heil.
Die stärkste Inspiration habe auf meinen Reisen im Winter. In anderen Ländern lerne ich fremde Früchte kennen und esse exotische Gerichte. Dann überlege ich mir, wie ich den Geschmack ins Eis transferieren kann.
Henry’s Eismanufaktur verkauft knapp 70 Tonnen Eis pro Jahr. Das kommt der Massenware in der Eisindustrie zwar nicht gleich, ist aber eine beachtliche Menge. Und sie wächst – deshalb steht Gründer Dominik Heil ein Umbau der Produktionsfläche bevor. 35 Quadratmeter seien zu wenig und müssen jetzt verdoppelt werden, auch ein drittes Kühlhaus sei notwendig.
Ansonsten halten wir an der Philosophie fest, unsere Qualität zu halten, stetig, aber gesund zu wachsen und Tag für Tag das zu machen, was unsere Kunden von uns gewohnt sind – gutes Eis.
Blumenduft bei SystemaNatura
Das Start-up SystemaNatura aus Niedersachsen unterstützt Arzneimittel- oder Kosmetikhersteller bei der Produktentwicklung und der Optimierung von Wirkstoffen aus Arznei- und Duftstoffen. Gründerin Claudia Valder berät ihre Kunden seit 2016, erst seit 2018 baut sie ihre eigene Produktion auf.
Bis ein Öl in der Industrie fertig aufbereitet ist, muss es verschiedene Schritte durchlaufen. Für diese Schritte bereitet die Gründerin und ihre sieben Mitarbeiter eine spezielle Systementwicklung vor, die die Industrie eines besseren belehrt, indem schonende Ressourcen genutzt werden, die zu einem maximalen Ergebnis der ätherischen Öle führe. Das Start-up kümmert sich ebenso um Dienstleistungen bei der Analytik und korrekten Dokumentationserstellung.
Mehr ausgezeichnete Start-ups: Die Sieger des KfW Awards Gründen 2019. Den Bundessieger und Publikumssieger Boreal Light stellen wir in unserer Gründerstory vor sowie auch einen weiteren Gewinner des Awards You Mawo.
- Seit 20 Jahren zeichnet die KfW Bankengruppe Unternehmen in den ersten fünf Jahren ihrer Geschäftstätigkeit mit dem KfW Award Gründen (ehemals „GründerChampions“) aus. Für den renommierten Preis können sich Unternehmen aller Branchen bewerben, die ihren Sitz in Deutschland haben. Die Preisträger werden von einer Jury aus erfahrenen Vertreterinnen und Vertretern aus der KfW, Politik und Wirtschaft ausgewählt. Die Preisverleihung fand am 17. Oktober im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung der deGUT statt.
Der Beitrag Nachhaltige Geschäftsideen für den Alltag erschien zuerst auf GründerDaily - Deine tägliche Dosis Unternehmertum.