Seit dem ersten Januar gilt in Deutschland das neue Verpackungsgesetz, kurz VerpackG. Wir erklären euch in diesem Beitrag, worauf ihr in Zukunft besonders Acht geben solltet. Außerdem stellen wir euch fünf Start-ups vor, die mit innovativen Geschäftsideen für nachhaltige Alternativen zu herkömmlichen Verpackungen sorgen.
VerpackV wird zu VerpackG: Was ändert sich bei Verpackungen?
Das Gesetz zur Fortentwicklung der haushaltsnahen Getrennterfassung von wertstoffhaltigen Abfällen, oder kurz VerpackG, trat zum ersten Januar 2019 in Kraft und löste damit die bisher geltende Verpackungsverordnung ab. Eines der Ziele des neuen Gesetzes ist es, Verpackungsmüll zu reduzieren. Dies soll beispielsweise durch eine höhere Recyclingquote umgesetzt werden.
Soviel zur Motivation des Gesetzes. Aber auf was müsst ihr in Zukunft konkret achten?

Ein wichtiger Punkt ist die Pflicht zur Registrierung und Datenmeldung. Im Zuge des neuen Gesetzes wurde die sogenannte „Zentrale Stelle Verpackungsregister“ geschaffen, bei der sich Hersteller registrieren müssen, bevor sie Verpackungen in den Verkehr bringen. Als Hersteller gilt dabei jedoch nicht der tatsächliche Produzent der Verpackung:
Hersteller ist derjenige Vertreiber, der Verpackungen erstmals gewerbsmäßig in Verkehr bringt. Als Hersteller gilt auch derjenige, der Verpackungen gewerbsmäßig in den Geltungsbereich dieses Gesetzes einführt. – §3 | 14 VerpackG
Hiermit sind explizit auch Online-Händler angesprochen.
Außerdem müssen regelmäßig Angaben zum Material und Volumen der Verpackungen gemacht werden, mit denen sich das Unternehmen am System beteiligt. Sofern ein Unternehmen nämlich Verpackungen in Umlauf bringt, muss es sich auch darum kümmern, dass diese ordnungsgemäß entsorgt werden. Dafür wird ein sogenanntes Duales System, beispielsweise Der Grüne Punkt, beauftragt. Durch die Datenmeldepflicht soll die Rücknahme von Verpackungen durch die Unternehmen nachvollziehbar und transparent werden.
Was sich weiterhin geändert hat, erfahrt ihr auch in dieser Zusammenfassung des Deutschen Bundestags.
Start-ups als Vorreiter der Verpackungsindustrie
Dass die ganzen Wegwerf-Verpackungen ein Problem darstellen, hat nicht nur die Bundesregierung gemerkt. Von den riesigen Inseln aus Plastikmüll in unseren Ozeanen oder der weltweiten Belastung durch Mikroplastik hat mittlerweile wahrscheinlich jeder schon gehört.
Wir stellen euch deshalb fünf Start-ups vor, die es sich zum Ziel gesetzt haben, umweltfreundliche Verpackungen herzustellen. Langfristiges Ziel ist es, Plastikverpackungen möglichst vollständig zu ersetzen. Das gelingt bislang jedoch nicht, denn der Alleskönner Plastik hat mächtig vorgelegt. Trotzdem könnte in vielen Bereichen bereits auf Plastik verzichtet werden.
#1 Bio-Lutions
Das Hamburger Start-up Bio-Lutions produziert Verpackungen aus Resten der Agrarwirtschaft. Der Vorteil dabei ist, dass der Rohstoff für die Verpackungen nicht extra angebaut werden muss. Überall, wo geerntet wird, fallen auch Reste an, die für den weiteren landwirtschaftlichen Gebrauch nicht geeignet sind. Aus diesem Material produziert Bio-Lutions nun Verpackungen.
Ein weiterer Vorteil dieser Lösung ist, dass die Verpackungen gleich dort produziert werden, wo sie benötigt werden. Idealerweise wird also alles genutzt und weiterverarbeitet, was bei der Bebauung eines Feldes anfällt. Außerdem entfallen eventuelle Transportwege von Verpackungen.
Die Verpackungen des Start-ups können umweltschonend verbrannt, recycelt oder kompostiert werden. Mehr Kreislaufwirtschaft geht also kaum. Außerdem hat das Unternehmen für verschiedene Bedürfnisse unterschiedliche Verpackungen entwickelt.
#2 Arekapak
Arekapak aus Berlin verwendet einen anderen Rohstoff als Grundmaterial für Verpackungen, allerdings ebenfalls ein „Abfallprodukt“. Das Start-up verwendet die Blätter der Arekapalme für die Herstellung. Ausdrücklich sollen dabei jedoch keine Palmen extra dafür angebaut oder gar gerodet werden. Vielmehr werden nur herabfallende Blätter eingesammelt, im folgenden Verarbeitungsprozess dann eingeweicht, später wieder getrocknet und in Form gepresst.

Die hieraus resultierenden Verpackungen sollen hitze- sowie kältebeständig und aufgrund ihrer natürlichen Eigentschaften außerdem wasserabweisend und schließlich vollständig kompostierbar sein.
Die Idee dafür kam den beiden Gründerinnen Alexandra und Nicole während eines Auslandsaufenthalts in Indien, wo sie sich mit Bergen von Müll und weggeworfenem Verpackungsmaterial konfrontiert sahen. Das gab den Anstoß für die Suche nach umweltschonenden Alternativen. In der Herstellung baut das Gründerteam auf die Zusammenarbeit mit Kleinproduzenten aus ruralen Gegenden Indiens, um dort weiterführend Existenzgrundlagen für Bauern zu schaffen.
#3 Superseven
Im November letzten Jahres haben wir euch bereits Superseven vorgestellt. Im Interview erfuhren wir mehr über die Herausforderungen in der Verpackungsindustrie und mögliche Lösungen. Superseven bietet unter dem Markennamen Repaq kompostierbare Zellulose-Verpackungen an, die frei von Erdöl oder Plastik sind. Darin sieht das Unternehmerteam jedoch nur einen ersten Schritt.
Die beste Verpackung, die wir haben können, ist eigentlich gar keine Verpackung. Wir mögen vielleicht Materialen finden, die bestimmte Kunststoffprodukte ersetzen können. Trotzdem müssen wir darüber nachdenken, ob wir es überhaupt nötig haben, das Material einzusetzen. – Katja von Superseven
Zusätzlich zu der hauseigenen Lösung bietet Superseven außerdem an, Unternehmen bei der Reduzierung von Verpackungsmaterial sowie bezüglich umweltschonender Alternativen zu beraten. Dabei achtet das Unternehmen darauf, neue Lösungen zu implementieren, die mit dem bereits vorhandenen Maschinenpark ihrer Kunden auch tatsächlich umgesetzt werden können.
#4 Aeropowder
Das Unternehmen Aeropowder stammt aus Großbritannien und konzentriert sich in erster Linie auf das Verpacken temperatursensibler Güter. Solche Waren werden zumeist in Polystyrol – in dieser Form besser bekannt als Styropor – versendet, da dieses Material eine sehr geringe Wärmeleitung aufweist. So können Unterschiede in der Außentemperatur gut abgefangen werden.
Auch in der Natur gibt es zahlreiche Werkstoffe, die Wärme isolieren. Aeropowder suchte nach einem natürlichen Material, das nicht extra aufwändig produziert werden musste. Und stieß dabei auf Federn, die als Nebenprodukt der Geflügelindustrie abfallen. Die aus dieser Idee entstandenen Thermo-Verpackungen werden mittlerweile unter dem Markennamen Pluumo insbesondere zum Versenden von Lebensmitteln verwendet.
Vorteile dieser Verpackungsalternative sind neben der Umweltschonung und der Dämmeigenschaft, die laut Unternehmen sogar besser als bei Styropor sei, auch die Absorption der durch Kühlelemente entstehenden Kondensationsfeuchte und der geringe Platz, der durch die Verpackung in Anspruch genommen wird.
#5 Landpack
Auch Landpack beschäftigt sich mit der Aufgabe, eine umweltfreundliche Dämm-Alternative zum Styropor zu finden. Allerdings setzt das Unternehmen aus München dabei nicht auf Federn, sondern auf Stroh, ebenfalls ein weitgehend ungenutztes Abfallprodukt.

Die eigentliche Herausforderung bei der Entwicklung dieser Verpackungsalternative war fehlende Umsetzbarkeit mit bestehenden Herstellungsverfahren, erzählte uns Landpack im Interview. Deshalb musste das Start-up zunächst die Voraussetzungen dafür schaffen, ihre Idee überhaupt umsetzen zu können.
Da es aber keine Technik gab, Naturfasern ohne massiven Einsatz von Klebstoffen zu verarbeiten, mussten wir unsere gesamte Anlagentechnik und damit unsere Fabrik selbst entwickeln und aufbauen. – Patricia von Landpack
Mittlerweile ist das Start-up vielfach ausgezeichnet und mit mehreren Produkten am Markt.
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Der Beitrag Das VerpackG soll Plastikmüll reduzieren: Diese Start-ups tun das bereits erschien zuerst auf GründerDaily - Deine tägliche Dosis Unternehmertum.