Während sich die Kreditkartenzahlung in Deutschland erst in den letzten Jahren im Einzelhandel und in der Gastronomie gut etabliert hat, steht schon die nächste digitale Neuerung bereit: Mobile Payment. Doch in Deutschland scheint Mobile Payment noch weit davon entfernt zu sein, sich flächendeckend durchzusetzen. Wir erklären euch, was Mobile Payment ist und für wen sich der Einsatz lohnt.
Mobile Payment in Deutschland
Hinter dem Begriff mobiles Bezahlen oder auch Mobile Payment verbergen sich mobile Zahlungsvorgänge, die unter anderem im stationären Handel und der Gastronomie einsetzbar sind. Mobil bedeutet dabei, dass mindestens der Zahlungspflichtige ein elektronisches Gerät wie ein Smartphone oder Tablet zum Bezahlen verwendet.
In anderen Ländern wie zum Beispiel den USA ist mobiles Bezahlen schon längst gang und gäbe. In Deutschland wird es allerdings noch immer stiefmütterlich behandelt, wie eine Studie der Strategieberatung Oliver Wyman zeigt. Unter mehr als 2.000 Konsumenten gaben nur 7 Prozent an, mit ihrem Smartphone zu bezahlen. Lediglich ein Drittel der Nicht-Nutzer könnte sich vorstellen, künftig mobiles Bezahlen zu nutzen. Dabei bietet kontaktloses Bezahlen auch – und gerade – Unternehmen viele Möglichkeiten.
Ende Juni dieses Jahres gab der Internetriese Google bekannt, dass der mobile Bezahldienst Google Pay nun offiziell auch in Deutschland startet. Und kaum fiel damit der Startschuss, sprang als erster europäischer Fernbus-Anbieter FlixBus auf den Zug des Mobile Payment auf und integrierte Google Pay in seine Android App. Reisende können nun ihre digitale Brieftasche nutzen, um Tickets noch schneller und zuverlässiger zu kaufen – ganz ohne Bargeld oder Karte. Und damit noch nicht genug: ganz aktuell können auch Kunden großer deutscher Banken wie beispielsweise die Sparkasse mobil per Smartphone bezahlen.

Welche Mobile Payment Anbieter gibt es?
Zwar haben bereits diverse Anbieter versucht, in der Mobile Payment Branche Fuß zu fassen. Viele konnten sich aufgrund mangelnden Erfolges jedoch nicht am Markt halten. Gegenwärtig sind Google Pay, Payback und PayPal die größten Systemanbieter für die mobile Bezahlung in Deutschland:
- Google Pay: Mit ,,Google Pay“ ist nach einiger Anlaufzeit das wohl meisterwartete bargeldlose Bezahlsystem nun auch in Deutschland verfügbar. Um Google Pay zum mobilen Bezahlen per Handy nutzen zu können, verknüpft der Nutzer die App mit einer Kredit- oder Girokarte von einer der Partnerbanken. Anschließend zahlt man in Millionen von Geschäften weltweit einfach, indem das Smartphone für die nötige Datenübertragung an das Kassenterminal gehalten wird. In der App selbst findet sich eine Übersicht über alle per Google Pay getätigten Käufe.
- PAYBACK: Mit „Payback Pay“ haben Payback-Kunden den Vorteil noch einfacher Punkte zu sammeln und als Zahlmethode einzusetzen sowie eCoupons einzusetzen. Das Mobile Payment-System hat darüber hinaus den Vorteil, dass es nicht nur per Nahfeldkommunikation (NFC), sondern auch per QR-Code funktioniert, der vom Strichcode-Scanner einfach eingelesen werden kann. Payback Pay wird bisher bei Aral, dm, Galeria Kaufhof, Real und Alnatura akzeptiert.
- PayPal: Mit der PayPal-App hat man das Online-Konto immer auf dem Smartphone dabei. Die Akzeptanz der ehemaligen eBay-Tochter geht dabei heutzutage bereits über Online-Shops und Lieferdienste hinaus. Trotzdem sind die Bezahlmöglichkeiten in der physischen Welt noch stark limitiert. Bisher akzeptieren nur vereinzelte Cafés, Restaurants und andere kleine Läden PayPal als Zahlungsmethode.
Und wie genau funktioniert es?
Beim mobilen Bezahlen gibt es zwei verschiedene Varianten: entweder findet die Datenübertragung per Near Field Communication (NFC, deutsch: Nahfeldkommunikation) oder per QR-Code statt.
Anbieter mit dem QR-Code setzen auf die Software-Lösung. Allerdings ist dieses Verfahren sehr gering vertreten. Nur in bestimmten Geschäften sind QR Code-Lösungen verfügbar, was natürlich die Nutzung erheblich einschränkt. Bei NFC-Anbietern ist es so, dass es ein hardwarebasiertes Verfahren ist. Das NFC-System kann in verschiedenen Endgeräten implementiert werden. In dem Fall ist eine kurze Distanz notwendig, um eine Übertragung zum Datenaustausch gewährleisten zu können.

Generell muss man beim Einkauf einfach das Display des Smartphones aktivieren und an das Kassenterminal halten. Der Bezahlvorgang wird durch ein akustisches oder optisches Signal bestätigt. Bei beiden Varianten ist der Bezahlvorgang in nur wenigen Sekunden erledigt. Beim mobilen Bezahlen handelt es sich um eine gewöhnliche Kartenzahlung. Je nach gewählter Kartenart erfolgt die Abrechnung also direkt von eurem Giro- oder Kreditkartenkonto.
Das braucht ihr, um Mobile Payment zu nutzen
Auch als Unternehmer – zum Beispiel in eurem eigenen Ladengeschäft – ist es einfach, mobiles Bezahlen für eure Kunden anzubieten. Ihr benötigt lediglich ein mobiles Kartenlesegerät und verbindet dieses per Kopfhörereingang oder Bluetooth mit eurem Smartphone. Zusätzlich müsst ihr ein Nutzerkonto bei einem entsprechenden Anbieter anlegen und die dazugehörige App herunterladen. Und schon können eure Kunden wie gewohnt mit Kredit- oder EC-Karte, mit Unterschrift oder PIN bezahlen – nur eben mobil auf dem Handydisplay. Die Vorteile dabei sind:
- die einfache Bedienung sowie hohe Mobilität
- und die geringen Kosten in Anschaffung und Gebrauch.
Der Anbieter iZettle beispielsweise unterstützt mobiles Bezahlen über NFC-fähige Smartphones mit Apple Pay und Google Pay. Das Kartenlesegerät kostet einmalig 79 Euro, die dazugehörige App ist kostenlos. Die anfallenden Transaktionsgebühren liegen für Kartenzahlungen bei 0,95 Prozent (EC-Karten) beziehungsweise 2,75 Prozent (andere Karten). Diese Lösung ist für euch geeignet, wenn ihr zum Beispiel mobile oder kleine Einzelhändler seid, einen Marktstand habt oder Gastronomie auf Festivals oder Outdoor-Konzerten betreibt.
Erfreulich ist, dass so gut wie alle modernen Smartphones mittlerweile mit einem NFC-Chip ausgestattet sind und sich so für das bargeldlose Bezahlen per NFC eignen. Sollte das eigene Handy noch nicht über eine entsprechende NFC-Technik verfügen, kann das Smartphone bei Bedarf auch mit einem sogenannten NFC Sticker nachgerüstet werden. Viele für die NFC-Methode geeigneten Bezahl Apps lassen sich für Android-Geräte kostenlos im Google Play Store herunterladen.
Welchen Nutzen hat Mobile Payment für den Einzelhandel & Co.?
Auch für größere Unternehmen im Einzelhandel ist das Einrichten von Mobile Payment interessant. Der Nachteil ist zwar: Jede Transaktion ist mit Kosten verbunden, während man bei einer Barzahlung keinerlei Abstriche hat. Der große Vorteil ist allerdings: Es geht beim Kassieren viel schneller. Das zeitaufwändige Suchen nach Kleingeld entfällt, weil auch minimale Beträge immer passend über das Smartphone bezahlt werden können. Ebenso sind Fehlbeträge in der Kasse nicht möglich, weil man sich beim Abzählen des Rückgeldes verrechnet hat.
Außerdem kann durch Mobile Payment der Kunde eher an das Unternehmen gebunden werden, da digital Kundendaten gesammelt werden können und es so möglich ist, das Einkaufsverhalten der Kundschaft besser zu verfolgen und zu analysieren. Wie sich das mit dem Datenschutz vereinbaren lässt, ist noch nicht abschließend geklärt. Doch wäre es beispielsweise eine Möglichkeit, das Einverständnis für diese digitale Erfassung vom Kunden einzuholen.

Wenn ihr als Einzelhändler zum Beispiel auch auf Messen unterwegs seid, ist die mobile Variante des Kassensystems hilfreich, die ihr ganz einfach über euer Smartphone oder Tablet bedienen könnt. Wenn ihr jedoch häufiger Zahlungen entgegennehmt und das reine NFC bezahlen nicht mehr ausreicht, bietet ein Kassensystem die ideale Ergänzung. POS-Kassensysteme wie beispielsweise das von SumUp, sind komplett ausgestattet mit Kassenschublade, Kartenterminal, Bon-Drucker und vielem mehr. Plus: Sie sind sofort einsatzbereit.
Ist Mobile Payment die Zukunft?
Denn auch wenn aktuell noch kein Druck seitens der Kunden zur Einführung von Mobile Payment-Lösungen besteht, lohnt es sich gerade für Unternehmen, sich schon einmal mit diesen neuen Zahlungsmethoden auseinanderzusetzen. Denn Tatsache ist: Bequem und bargeldlos bezahlen zu können, wird heute von vielen Kunden – ob im Einzelhandel oder der Gastronomie – als selbstverständlich vorausgesetzt. Kunden haben meist nicht viel Zeit, wollen ihre Gerichte schnell genießen, den Pullover eben schnell in der Mittagspause kaufen und dann auch ebenso schnell bezahlen. Und genau dafür bietet sich die neue Funktion des mobile Payment optimal an – schnell, bequem und intuitiv.
Einen detaillierteren Überblick zu den Themen Kassensystem, Kassensystemarten, der klassischen Registrierkasse und zum mobilen Bezahlen findet ihr auf Für-Gründer.de.
Der Beitrag Kassensystem der Zukunft? Mobile Payment in Deutschland erschien zuerst auf GründerDaily - Deine tägliche Dosis Unternehmertum.