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Grabpflege online buchen: Drei Brüder lösen ein verbreitetes Problem

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Was hat Friedhof mit Glück zu tun? In der Regel nicht viel. Das Karlsruher Start-up friedhofsglück will aber zumindest ein sehr verbreitetes Problem im Zusammenhang mit dem schweren Thema Tod lösen: Personen, die sich nicht selbst um die Grabpflege eines geliebten Menschen kümmern können, sollen online verschiedene Services buchen können. Wie kommt man auf so eine Idee? Das und mehr verrät Matthias Luthe in dieser Gründerstory.



Für-Gründer.de: Hallo Matthias, Friedhof und Glück – erkläre uns kurz, wie ihr das in einer Geschäftsidee vereint.

Matthias Luthe von friedhofsglück: Der Tod ist so normal wie das Leben – und doch kommt er oft überraschend und trifft uns unvorbereitet. Der Tod eines Mitmenschen ist unglaublich schwer und hat nichts mit Glück zu tun. In einer solch schwierigen Situation aber jemanden zu haben, der einen unterstützt und das Organisieren von wichtigen Dingen wie Grabpflege von zu Hause aus ermöglicht, mag zum Glück verhelfen, denn Glück bedeutet auch Sorgenfreiheit.

Mit friedhofsglück möchten wir die Angehörigen unterstützen und ihnen eine Sorge abnehmen. Denn durch unseren Service können Hinterbliebene die passende Grabpflege für ihre verstorbenen Mitmenschen buchen und Aufmerksamkeiten in Form von Blumen und Gestecken auf die Gräber legen lassen – von jedem Ort und zu jeder Zeit.

Für-Gründer.de: Wie kamst du auf diese Idee?

Matthias Luthe von friedhofsglück: Der Auslöser für die Idee zu friedhofsglück war der Tod meines Großvaters. Ich selbst wohne nicht mehr in der Stadt, in der ich aufgewachsen bin. Und meinen Eltern geht es wiederum genauso. Wer kümmert sich im Todesfall also um die Grabpflege? Und wie kann ich meinem Großvater zu unterschiedlichen Anlässen, beispielsweise zum Sterbetag, einen Blumenstrauß auf sein Grab legen lassen? Einen Friedhofsgärtner aus der Ferne zu beauftragen, hat sich als äußerst schwierig erwiesen. In dieser Situation hätte ich mir einen Service gewünscht, der es mir ermöglicht, die Grabpflege über das Internet zu buchen.

Für-Gründer.de: Was hast du selbst vorher gemacht und wer gehört noch zu deinem Team?

Matthias Luthe von friedhofsglück:

  • Ich selbst habe BWL studiert und im Anschluss als Gebietsverkaufsleiter für ein Brauereiunternehmen gearbeitet.
  • Mein Bruder Andreas, Mitgründer und verantwortlich für die technische Umsetzung der Idee, hat sein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens in Karlsruhe abgeschlossen.
  • Unser großer Bruder Johannes fertigt derzeit seine Doktorarbeit an und unterstützt uns in den Bereichen Finanzen und Controlling.
  • Jona Wössner schreibt momentan eine Bachelorarbeit bei friedhofsglück und unterstützt uns bei der Plattformentwicklung.
friedhofsglueck
Das Team von friedhofsglueck besteht aus den Brüdern Andreas, Matthias und Johannes Luthe (Foto: friedhofsglück)

Für-Gründer.de: Welche Vorteile hat friedhofsglück gegenüber einer Grabpflege, die man bei der zugehörigen Friedhofsgärtnerei anfragt?

Matthias Luthe von friedhofsglück: Bis zum jetzigen Zeitpunkt kann man Grabpflege vielerorts nur durch persönliches Erscheinen bei der entsprechenden Friedhofsgärtnerei in Anspruch nehmen. friedhofsglück hingegen bietet vordefinierte Grabpflege-Pakete an, die ein Erstgespräch am Grab ablösen und somit eine Buchung aus der Ferne ermöglichen.

Ein weiterer Vorteil ist der sogenannte Foto-Service. Hierbei macht der zuständige Gärtner nach dem Arbeitseinsatz ein Foto des jeweiligen Grabes. Dieses wird dem Auftraggeber im Anschluss zugestellt. So kann man auch über große Entfernungen sicherstellen, dass die geleistete Arbeit auch den eigenen Wünschen entspricht.

Für-Gründer.de: Das Thema Marketing ist bei solch einem sensiblen Thema mit Vorsicht anzugehen: Welche Maßnahmen verfolgt ihr, um Kunden zu gewinnen?

Matthias Luthe von friedhofsglück: Uns ist wichtig, mit Profis zusammenzuarbeiten. Bestatter sind für die Angehörigen in der Trauerphase eine große Hilfe. Sie nehmen ihnen nicht nur die Arbeit bei der Organisation der Bestattung ab, sondern sind auch durch ihre Feinfühligkeit eine große emotionale Stütze. Die Bestatter sehen in friedhofsglück eine Möglichkeit, die Angehörigen auch über ihre eigenen Kompetenzen hinaus fachmännisch zu unterstützen. Deshalb verweisen sie gerne an unseren Service.

Für-Gründer.de: Und wie sind die Reaktionen der Friedhofsgärtnereien bislang?

Matthias Luthe von friedhofsglück: Grabpflege ist in Deutschland noch immer ein sehr traditionelles Gewerbe. Die Digitalisierung hat hier nur in seltenen Fällen Einzug gehalten. Das steht aber der Entwicklung in der Bevölkerung entgegen. Nur noch jeder Vierte in Deutschland lebt ohne Smartphone. Selbst bei den über 65-Jährigen besitzt bereits fast jeder Zweite ein mobiles Endgerät.

Bestellungen über das Internet vorzunehmen, ist komfortabel und in der Gesellschaft mittlerweile eine Selbstverständlichkeit geworden. Mit friedhofsglück ermöglichen wir es nun auch, Grabpflege und Blumen für das Grab online zu buchen.

Für die Friedhofsgärtnereien ergeben sich durch die Erschließung des Onlinemarktes Zusatzaufträge. Das heißt, dass durch unseren Service Menschen erreicht werden können, die die Gärtnereien selbst nicht erreicht hätten. Somit stehen die Friedhofsgärtnereien dem Thema sehr aufgeschlossen gegenüber.

Für-Gründer.de: Wie funktioniert euer Geschäftsmodell, sprich: An welcher Stelle verdient ihr Geld?

Matthias Luthe von friedhofsglück: friedhofsglück ist eine Plattform, auf der wir Angehörige mit professionellen Friedhofsgärtnereien zusammenbringen. Wir sind der Ansprechpartner für die Nutzer und leiten den Auftrag an eine qualifizierte Gärtnerei weiter. Dafür erhalten wir eine Provision.

Für-Gründer.de: Gibt es friedhofsglück bereits in ganz Deutschland – oder welche Wachstumsstrategie verfolgt ihr?

Matthias Luthe von friedhofsglück: Seit letztem Jahr beschäftigen wir uns intensiv mit der Umsetzung der Idee und haben unseren Service vorerst in Karlsruhe angeboten. Die Resonanz war sowohl von Gärtnereien als auch von Angehörigen äußerst positiv. Ab Mai 2018 kann man unsere Leistungen dann auch deutschlandweit in Anspruch nehmen.

Für-Gründer.de: Ihr seid aktuell im Karlsruher CyberLab. Wie hilft euch der IT-Accelerator dabei, eure Geschäftsidee voranzutreiben?

Matthias Luthe von friedhofsglück: Das CyberLab unterstützt uns maßgeblich bei der Umsetzung unserer Geschäftsidee. Uns werden hier Mentoren zur Seite gestellt und Coachings geboten. Außerdem ist das CyberLab-Team Ansprechpartner bei diversen Fragen. Das ist für junge Gründer natürlich sehr hilfreich. Darüber hinaus werden uns Büroräumlichkeiten zur Verfügung gestellt, die sich der Teamgröße dynamisch anpassen.

Für-Gründer.de: Und wie geht es nach dieser Zeit bei euch weiter?

Matthias Luthe von friedhofsglück: Derzeit arbeiten wir mit Hochdruck an der Plattformentwicklung. Diese wird voraussichtlich im Mai abgeschlossen sein. Dann sind wir in der Lage, unseren Service auch deutschlandweit anzubieten.

Wir hoffen natürlich, dass die Resonanz weiterhin so positiv ausfällt. Denn es ist der Mehrwert, den wir unseren Kunden schaffen, der uns täglich motiviert.

Keyfacts über friedhofsglück

  • Gegründet im Jahr: 2018
  • Firmensitz in: Karlsruhe
  • Unser aktuelles Team besteht aus: Andreas Luthe, Matthias Luthe, Johannes Luthe, Jona Wössner
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch: Eigenfinanzierung
  • Besonders geholfen haben uns bisher: CyberForum e.V. und CyberLab (Karlsruhe), innoWerft (Walldorf), Prof. Dr. Carsten Hahn (Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft), Gärtnereien Schulz, Ball und Steinbach aus Karlsruhe
  • Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für uns folgende:
    • Menschen: Freunde & Familie, Gründer befreundeter Start-ups
    • Tools: Zenkit, Slack

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