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Mit Bootstrapping und „privater Cloud“ vom Beraterjob ins eigene Start-up

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Eines der wesentlichen Merkmale, das einen Gründer beschreibt, ist die intrinsische Motivation bei der Arbeit. Denn die ist im eigenen Start-up ungleich höher als bei der Arbeit als Angestellter im Unternehmen. Die beiden ehemaligen Unternehmensberater und Gründer von ionas haben sich diesen Traum erfüllt und bieten Start-ups und KMUs durch cloudbasierte Software-Komplettlösungen und dem Management der IT-Infrastruktur das Outsourcing der kompletten IT-Abteilung an.



Für-Gründer.de: Ralf, stelle doch bitte Euer Start-up in ein paar Sätzen vor.

Dr. Ralf Dyllick-Brenzinger von ionas: ionas ist ein online IT-Dienstleister für Privatleute und kleine bis mittelständische Unternehmen. Wir bieten Kaufberatung, Anwender- und Einrichtungssupport sowie Wartungen und Schulungen an.

Das Wort „online“ ist dabei ganz wörtlich zu nehmen: Wir bieten unsere Dienstleistungen praktisch ausschließlich per Telefon und über das Internet an. Ich sehe uns gern als das – zugegebenermaßen noch kleinere – IT-Pendant zu Comdirect Bank und DiBa. Zuletzt haben wir unser Geschäft auch mit unseren „private Cloud-Servern“ gepusht. Mit diesen als IT-Komplettlösung gedachten Servern wollen wir breiteren Kundenschichten großartige Open Source Software zugänglich machen und eine attraktive Alternative zu Dropbox und Co. schaffen.

Dank der Verbindung der Lieferung von Hard- und Software bekommt man bei Fionas alles aus einer Hand. (Quelle: ionas)
Dank der Verbindung der Lieferung von Hard- und Software bekommt man bei ionas alles aus einer Hand. (Quelle: ionas)

Für-Gründer.de: Du hast mit deinem Bruder zusammen gegründet. Wie kam es dazu und wer von euch hatte die Idee?

Dr. Ralf Dyllick-Brenzinger von ionas: Mein Bruder Christoph und ich waren zufälligerweise zur gleichen Zeit an einem ähnlichen Punkt in unserer Karriere angekommen: Wir hatten Lust auf etwas Neues und wollten am liebsten etwas Eigenes machen. Uns war auch klar, dass wir beide flexibler arbeiten wollten. Christoph war gerade Vater geworden und meine amerikanische Freundin hatte gerade den Sprung über den Atlantik gemacht. Da lag die Selbstständigkeit nah – insbesondere, weil wir sie von daheim kannten.

Das klingt nun alles recht geplant, war es aber natürlich nicht. Es war vielmehr ein Zufall, dass ich irgendwann gegenüber Christoph meine Idee einer Computerhilfen-Hotline für Senioren erwähnte. Erst in der folgenden Diskussion stellte sich heraus, dass wir ja unsere Stärken bündeln könnten.

Die Idee mit den Servern ist dabei auf Christophs Mist gewachsen. Er hatte zunächst für sich daheim eine „private Cloud“ auf Basis von Open Source Software gebaut, dann für uns als Firma und zog dann – völlig zurecht – den Schluss, dass eine solche Lösung, insbesondere mit Einrichtungs- und Anwendersupport, auch für andere interessant sein könnte.

Für-Gründer.de: Was ist für Dich persönlich das größte Plus, Unternehmer zu sein?

Dr. Ralf Dyllick-Brenzinger von ionas: Ganz klar die persönliche Befriedigung, sein eigenes Ding zu machen. Es ist einfach etwas anderes, ob man sich für das eigene Baby engagiert oder für einen Arbeitgeber.

Christoph und ich waren beide Unternehmensberater und haben den Job trotz der hohen Arbeitsbelastung gern, aber mit abnehmender Begeisterung, gemacht. Im ersten Jahr noch nicht, aber spätestens im zweiten Jahr fragt man sich, warum man sich Nachtschichten antut.

Wir sind jetzt mit ionas im dritten Geschäftsjahr und auch heute bin ich noch mit gleich hoher Motivation dabei. Vielleicht bin ich sogar motivierter als am Anfang.

Die beiden Brüder und Gründer hinter ionas arbeiten nicht weniger als zu Beraterzeiten, dafür aber mit mehr Begeisterung. (Quelle: ionas)
Die beiden Brüder und Gründer hinter ionas arbeiten nicht weniger als zu Beraterzeiten – dafür aber mit mehr Begeisterung. (Quelle: ionas)

Für-Gründer.de: Was sind eure wichtigsten Produkte und welche Probleme wollt ihr damit lösen?

Dr. Ralf Dyllick-Brenzinger von ionas: Grob gesprochen haben wir zwei Produkte. Mit unserer Computerhilfe-Hotline sind wir Ende 2014 gestartet. Dort erhält man an sieben Tagen in der Woche per Anruf kompetente Unterstützung bei Computerproblemen. Aus dieser Zeit stammt auch unser Name: ionas ist das Akronym von „Ihr Online Assistent“.

Zunächst dachten wir, dass sich vor allem Privatleute und die Generationen 60 plus angesprochen fühlen. Wir haben aber auch zahlreiche deutlich jüngere Kunden. Mehr und mehr kommen auch kleine Unternehmen zu uns. Wir ersetzen dann den internen IT-Admin oder entlasten den Mitarbeiter, der die undankbare Aufgabe hatte, die IT nebenher noch mit zu betreuen.

Spannender und gleichzeitig erklärungsbedürftiger sind unsere „privaten Cloud-Server“. Diese werden von uns im Netzwerk der Kunden eingerichtet – über das Internet natürlich – und bieten kundentypische Server-Funktionen an, die auch über das Internet verfügbar sind. Für Privatleute sind das Filesharing à la Dropbox, Termin- und Kontaktverwaltung à la Exchange sowie diverse Multimedia-Funktionen. Beim größeren „Small Business Server“ kommen noch VoIP-Telefonie, CRM, Projektmanagement und weitere Collaboration-Funktionen dazu – also die typischen Serverdienste, die ein Betrieb mit bis zu 20 Mitarbeitern benötigt.

Für-Gründer.de: Grundsätzlich ist der Markt, auf dem ihr aktiv seid, recht hart umkämpft. Namen wie Dropbox, Google Drive oder ähnliches fallen schnell. Stichwort Alleinstellungsmerkmal: Wie hebt ihr euch von solchen, meist auch noch sehr günstigen, Angeboten ab?

Dr. Ralf Dyllick-Brenzinger von ionas: Der Cloud-Markt ist tatsächlich hart umkämpft. Nicht umsonst heißt es: In Winner-takes-it-all-Märkten muss man enweder schnell oder gar nicht sein.

Unsere Lösung „private Cloud-Server“ ist auf Start-ups und KMUs ausgerichtet, die nicht über eine eigene IT-Abteilung verfügen. Vor allem mit den folgenden vier Argumenten können sie punkten:

  • Simplizität: Statt einer Mehrzahl von Ansprechpartnern hat der Kunde nur noch einen: ionas. Wir liefern Hardware, Software sowie Einrichtung, Wartung und Support aus einer Hand.
  • Sicherheit: Die Daten liegen nicht mehr auf den Servern irgendwelcher Cloud-Dienste, sondern auf dem eigenen Server. Wer auf Datenhoheit Wert legt, kann nicht guten Gewissens einen Cloud-Anbieter verwenden.
  • Kosteneffizienz: Wir verwenden fast ausschließlich Open-Source-Software, die dauerhaft kostenlos ist. Windows ist teuer in der Anschaffung und Cloud-Dienste schicken regelmäßig Rechnungen, was meist erst nach Ablauf des Einsteigerangebots auffällt.
  • Flexibilität: Die Open-Source-Software ist definitionsgemäß sehr flexibel und unterstützt offene Standards. So gibt es bei uns zum Beispiel immer eine Integration von Telefonie und CRM, die man sich sonst teuer bauen lassen müsste.
ionas ist ein wahrer Alleskönner im IT-Bereich. Statt zig Ansprechpartnern, bündelt das Start-up alle Aufgaben im IT-Bereich und macht mehr Ansprechpartner überflüssig. (Quelle: ionas)
ionas ist ein wahrer Alleskönner im IT-Bereich. Statt zig Ansprechpartnern, bündelt das Start-up alle Aufgaben im IT-Bereich und macht weitere Ansprechpartner überflüssig. (Quelle: ionas)

Für-Gründer.de: Welche Marketing- und Vertriebskanäle nutzt ihr, um eure Produkte zu verkaufen?

Dr. Ralf Dyllick-Brenzinger von ionas: Wir haben ziemlich viel ausprobiert: Print- und Online-Werbung, Partnerschaften im Vertrieb, Online Marketing, Pressearbeit und Teilnahme bei Messen. Teilweise mit sehr ernüchternden Ergebnissen, die man am besten unter Lehrgeld abhakt. Was für die Computerhilfe mit Abstand am meisten zieht, ist die Online-Präsenz. Im Web – das heißt bei Google – visible zu sein, wenn der Kunde ein Computerproblem hat, ist der Schlüssel.

Bei unseren Cloud-Servern ist es eher das Thema Public Relations und Partnerschaften. Bei Investitionsgütern, was ein Server trotz des vergleichsweise geringen Preises ist und bleibt, kaufen die Leute nicht impulsgetrieben, sondern nach Recherche.

Präsenz in der Presse gibt Legitimität und Partnerschaften schaffen Reichweite.

Für-Gründer.de: Welche Steuerungselemente wie KPIs, Controlling-Tools und so weiter habt ihr im Einsatz, um eure Produkte am Markt profitabel anbieten zu können und wie sind eure Erfahrungen damit?

Dr. Ralf Dyllick-Brenzinger von ionas: Ich hoffe, meine ehemaligen Profs lesen das jetzt nicht. Meine Vertiefung im BWL-Studium war nämlich Controlling.

Wir haben natürlich unter anderem laufend Übersicht über unsere:

  • Anruferzahlen,
  • Kundenzahlen,
  • Forderungsbestände und
  • notleidenden Forderungen.

Diese Zahlen erhalten wir aus unserem Abwicklungssystem und aus den betriebswirtschaftlichen Auswertungen und gleichen sie mit internen Planzahlen ab.

Ich verwende aber sonst recht wenig Zeit auf die  Zahlenanalyse. Bei einem Unternehmen unserer Größe gibt das Verhältnis von Zu- und Abflüssen auf dem Konto bereits ein recht gutes Bild von der Geschäftslage.

Für-Gründer.de: Von der Gründung bis zum Break-Even: Wie habt ihr Eure Startphase finanziert? Und hattet ihr auch Durststrecken?

Dr. Ralf Dyllick-Brenzinger von ionas: Wir sind zu 100 Prozent innenfinanziert oder „boot-ge-strappt“, wie mir bei der letzten Start-up-Veranstaltung erklärt wurde.

Wir haben den großen Luxus, dass wir aus unserer Zeit als Angestellte recht viel Kapital mitbringen konnten. Damit versuchen wir nun, unseren Traum einer erfolgreichen Unternehmensgründung zu finanzieren. Wenn es nicht klappt, dann müssen wir uns halt damit abfinden, bald wieder als Angestellte unsere Brötchen zu verdienen. Wir wollten es aber nicht unversucht lassen.

Durststrecken hat dabei jedes Start-up, oder? Wir sind zwar noch nicht profitabel, sind aber guter Dinge, es bald zu sein.

Die beiden Gründer hinter ionas müssen zwar noch ab und zu einige Durstrecken durchleben, bleiben aber immer weiter motiviert. (Quelle: ionas)
Die beiden Gründer hinter ionas müssen zwar noch ab und zu einige Durstrecken durchleben, bleiben aber immer weiter motiviert. (Quelle: ionas)

Für-Gründer.de: Was würdet ihr gerade jungen Gründern in dieser ersten – meist harten – Zeit der Unternehmensgründung raten?

Dr. Ralf Dyllick-Brenzinger von ionas: Erfolg stellt sich selten ohne harten Kampf ein. Und selbst voller Einsatz ist keine Versicherung gegen Misserfolg. Darauf sollte man gefasst sein, wenn man sich selbständig macht.

Christoph und ich arbeiten heute nicht weniger als zu Beraterzeiten. Und fünf Euro zahle ich gern in die Phrasenkasse für die Weisheit: „Success is one percent inspiration und 99 percent perspiration.“ Andererseits: Der Erfolg schmeckt umso süßer, wenn er sich dann einstellt.

Meine persönlichen Tipps an zukünftige Gründer:

  • Redet über Eure Ideen! Holt Feedback ein!
  • Lieber wenig richtig gut machen als vieles halbherzig.
  • Beginnt klein und widersteht dem ersten Reiz, das Team zu vergrößern!
  • Nicht von Wettbewerbern entmutigen lassen. Wettbewerber bedeuten: Da ist ein Markt!

Für-Gründer.de: Ihr habt zeitig auf eine professionelle PR-Agentur gesetzt. Wie sind hier Eure Erfahrungen und was Eure Empfehlungen?

Dr. Ralf Dyllick-Brenzinger von ionas: Wir haben einige falsche Entscheidungen getroffen, die uns viel Geld gekostet haben.

Die Zusammenarbeit mit einer top PR-Agentur war eine Entscheidung, die wir so jederzeit wieder treffen würden! Neben Tagesgeschäft, Produktentwicklung und allem Weiteren bleibt einfach nicht mehr ausreichend Zeit, sich dem Thema mit dem notwendigen Ehrgeiz zu widmen. Und selbst wenn man sich viel Zeit nimmt, dann redet man vermutlich nicht die Sprache der Journalisten. Wir taten es zumindest nicht.

Die Ergebnisse sprechen für sich: Unsere Presseagentur hat in wenigen Wochen das geschafft, was wir in über einem Jahr nicht zustande bringen konnten. Zuletzt durften wir uns über mehrseitige Artikel im Linux-Magazin und in der iX freuen und man hat das Gefühl, unsere PR-Damen laufen gerade erst warm.

Die nächsten Monate werden mit neuen Produkten von ionas spannend. (Quelle: ionas)
Die nächsten Monate werden mit neuen Produkten von ionas spannend. (Quelle: ionas)

Für-Gründer.de: Was peilt ihr als nächstes an und welche spannenden Projekte habt ihr vor Euch?

Dr. Ralf Dyllick-Brenzinger von ionas:

Wir sehen noch riesiges Potenzial in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Wir werden unsere Energie zunächst in einen stärkeren Auftritt im hiesigen Markt stecken. In Zukunft wird man also hoffentlich häufiger von uns hören.

Was unsere Produkte angeht, haben wir tatsächlich etwas Spannendes für all diejenigen in der Pipeline, die gern mit Mini-Computern ihre eigenen IT-Projekte umsetzen. Ende des Jahres werden wir ein Kombi-Gehäuse für Einplatinenrechner und Festplatten vorstellen. Der Clou an dem Gehäuse: Man kann jede gängige Platine genauso wie 2,5 und 3,5-Zoll-Festplatten darin unterbringen. Die verfügbaren Gehäuse sind meistens nur für die Platine und dann auch noch wenig ansehnlich.

 Für-Gründer.de: Ralf, weiter viel Erfolg und vielen Dank für das Gespräch!

Die Key Facts zu ionas auf einen Blick:

  • Das aktuelle Team besteht aus: 10 Leuten
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch: Eigenes Kapital
  • Inzwischen gab es folgende weitere Finanzierungen: Nochmal eigenes Kapital
  • Investoren sind: Die eigene Geldbörse beziehungsweise das eigene Konto
  • Wie wir Investoren finden: „Investoren haben wir keine an Bord, weil wir das Kapital derzeit nicht brauchen und lieber Kunden beackern anstatt Investoren.“
  • Besonders geholfen hat bisher: Die Familie durch ihre tatkräftige Unterstützung und die aufmunternden Worte, wenn es mal nicht so läuft.
  • Besonders wichtig im Arbeitsalltag bei ionas sind:
    Menschen: Ulrike Voss/Sonja Fiedler (Griffel & Co Kommunikation), Sebastian Trutzel (IT for You) und unsere Buchhalterin Kerstin Schey
    Tools: Odoo (das wohl beste Open Source CRM-/ERP-System), Seafile (das wohl beste Open Source File Sharing-System) und WordPress (was würden wir ohne es machen…)
    Internetseiten: google.de, amazon.de, heise.de

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