Nicht zuletzt auch der guten Vorbereitung auf ihren Pitch haben es die Gründer von UniNow zu verdanken, dass sie beim Investforum 2015 einen VC-Geber von ihrer Idee überzeugten und eine Million Euro einsammelten. Jetzt binden die beiden Informatiker eine Hochschule nach der anderen in ihre Service-App für Studenten ein, 50 sind es schon, 100 sollen es werden. Doch Geld verdienen sie weder mit den Studis noch den Unis.
Für-Gründer.de: Hallo Stefan, zusammen mit Tobias Steenweg hast du UniNow gegründet und eine gleichnamige App für Studenten entwickelt. Worum geht es dabei?
Stefan Wegener von UniNow: Kurz gesagt: UniNow ist die App für Studenten um ihr Studium zu organisieren. Sie bietet schnellen Zugriff auf Informationen, die sonst nur sehr umständlich erreichbar sind, wie beispielsweise Prüfungsergebnisse. Des Weiteren erinnert die App durch Push-Benachrichtigungen an wichtige Fristen, wie das Leihfristende eines ausgeliehenen Buches oder die Rückmeldefrist für das neue Semester. Außerdem können die Nutzer lästige Aufgaben, wie das Verlängern von Büchern, per Knopfdruck erledigen.
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Für-Gründer.de: Vorgänger der heutigen App ist eine Anwendung namens „ovgu2go“, an der ihr bereits während eurer gemeinsamen Studienzeit gearbeitet habt. Was war am Vorläufer anders und wie kam es zum Entschluss, das Projekt aus der Uni heraus in ein Business münden zu lassen?
Stefan Wegener von UniNow:
Die App „ovgu2go“ haben wir als Studenten für die Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg entwickelt, weil wir uns selbst eine solche App gewünscht hatten.
Uns hat es genervt, wie umständlich es war, seine Prüfungsergebnisse zu checken. Dann haben wir einfach angefangen zu entwickeln. Die ganze Infrastruktur der App war damals nur für eine Uni und ihre Systeme ausgelegt. Am Ende unseres Studiums stellten wir uns die Frage, wie es mit der App weitergeht. Da uns die App sehr am Herzen lag und wir nicht wollten, dass die Entwicklung eingestellt wird, haben wir uns dazu entschieden zu gründen.
Wir sahen so auch die Chance, eine App zu entwickeln, die deutschlandweit oder sogar international funktioniert. Dazu war es nötig, die App komplett neu zu entwickeln. Das hat sich bewehrt und heute sind wir bereits an über 50 Hochschulen in ganz Deutschland vertreten und werden die Zahl schon bald auf 100 erhöhen.
Für-Gründer.de: Was klappte im Gründungsprozess besonders gut und woran habt ihr euch fast die Zähne ausgebissen?
Stefan Wegener von UniNow: Nach unserem Studium haben wir für unsere Idee ein EXIST-Gründerstipendium erhalten. Das war toll, denn dadurch hatten wir die Möglichkeit unser Geschäftsmodell zu verfeinern und verschiedene Dinge auszuprobieren.
Etwas holpriger war hingegen der Start der App, da wir in der ersten Woche nur 15 Downloads hatten. Das war natürlich frustrierend, aber wir haben nicht aufgegeben und sind jetzt bei mittlerweile über 20.000 Downloads.
Für-Gründer.de: Welches Know-how aus eurem Abschluss an der Magdeburger Unifakultät für Informatik konntet ihr in die Gründung einfließen lassen und was musstet ihr noch dazulernen?
Stefan Wegener von UniNow: Tobias hat Wirtschaftsinformatik studiert und hat sich dadurch neben der Fähigkeit zu programmieren auch betriebswirtschaftliches Know-how aneignen können. Ich habe durch mein Computervisualistik-Studium gelernt, komplexe Algorithmen und grafische Anwendungen zu entwickeln. Dadurch ergänzen sich unsere Kompetenzen sehr gut.
Die Entwicklung von Apps war nicht Teil unseres Studiums, daher mussten wir uns diese Skills selbst beibringen. Ich denke, dass uns das App Projekt „ovgu2go“ eigentlich am besten vorbereitet hat. Auf diese Weise konnten wir viele Fehler bei UniNow im Vorfeld schon verhindern. Ich glaube, man wächst mit seinen Aufgaben und jeder Tag hält neue Herausforderungen bereit, so lernen wir jeden Tag neu dazu.
Für-Gründer.de: Um UniNow an so vielen Unis wie möglich anbieten zu können, seid ihr auf die Hochschulen angewiesen. Wie tretet ihr an die Bildungsstätten heran und wie läuft eine Zusammenarbeit ab, wenn eine Uni dabei sein will?
Stefan Wegener von UniNow: Aktuell arbeiten wir nicht mit den Hochschulen zusammen. Würden wir mit jeder Hochschule die Anbindung individuell planen, wäre dies schlicht und einfach nicht möglich. Für die Zukunft wollen wir eine Zusammenarbeit jedoch keinesfalls ausschließen, da auch mit einer Kooperation tolle Features möglich wären, beispielsweise mobile Lehrevaluation oder Gremienwahlen in der App.
Für-Gründer.de: Wie verdient ihr mit UniNow Geld?
Stefan Wegener von UniNow: UniNow ist für Studenten kostenlos und dies soll auch so bleiben. Auch sind wir absolut gegen Werbebanner in der App, da dadurch die ganze User Experience in der App verloren gehen würde.
Während des Stipendiums hatten wir eine Testphase mit einem Recruiting-Portal in der App. Dies kam sowohl bei der Unternehmensseite als auch bei der Studentenseite sehr gut an.
In UniNow sollen Unternehmen die Möglichkeit haben, kostenpflichtig Stellenangebote wie Praktika, Nebenjobs oder Festanstellungen einzustellen. Diese werden dann in der App angezeigt und können durch den Studenten gelesen, durchsucht und gefiltert werden.
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Für-Gründer.de: Die IBG-Beteiligungsgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH investierte eine Million Euro in UniNow. In welche Bereiche ist das Geld geflossen?
Stefan Wegener von UniNow: Zum einem haben wir unser Personal aufgestockt, da wir unser Vorhaben zu zweit nicht realisieren können. Mittlerweile sind wir ein Team von fünf Festangestellten und zwei Werkstudenten. Dies ist extrem notwendig, da wir ganz massiv die Skalierung an andere Hochschulen und die Funktionserweiterung der App realisieren müssen. Außerdem haben wir ein großes Marketingbudget, um die App an den Hochschulen zu verbreiten. Für den späteren Vertrieb müssen wir natürlich weitere Mitarbeiter einstellen und auch Marketing im Bereich HR betreiben, um unser Produkt auch bei den Unternehmen populär zu machen.
Für-Gründer.de: Wie kam es zur Investition, wie habt ihr euch darauf vorbereitet, den VC-Geber von eurer Geschäftsidee zu überzeugen?
Stefan Wegener von UniNow: Kennengelernt haben wir unseren VC-Geber beim Investforum in Sachsen-Anhalt. Hier hatten wir zum einen die Möglichkeit, vor Investoren zu pitchen, zum anderen haben wir unsere App an einem Stand vorgestellt und konnten so in Kontakt mit den Investoren kommen.
In der Vorbereitung auf diesen Tag haben wir sehr viel Zeit in den Pitch investiert und hatten Unterstützung von Zephram und Univations. Für den Pitch hatten wir nur acht Minuten Zeit und es war außerdem unser erster öffentlicher Pitch überhaupt. Da muss jeder Slide sitzen! Daher haben wir Tag und Nacht geübt.
Für-Gründer.de: Gerade bei Apps wird die Feedbackkultur großgeschrieben. Wie geht ihr mit den Kundenrezensionen im App- und Google Play-Store um? Wie hilfreich ist das Nutzerfeedback, das ihr auch über andere Kanäle wie Social Media oder Mails bekommt?
Stefan Wegener von UniNow: Das Feedback unserer Nutzer ist uns extrem wichtig! Es motiviert auch sehr. Die Nutzer haben tolle Ideen und sind häufig sehr dankbar, dass es UniNow gibt. Daher haben wir in unserer App in jedem einzelnen View die Möglichkeit eingebaut, uns ganz schnell Feedback zu geben, falls etwas nicht funktioniert oder etwas verbessert werden könnte.
Unsere Feature-Roadmap ist extrem abhängig vom Feedback der Nutzer. Nur so bekommen wir es hin, die App für die Organisation des Studiums zu werden. Das häufigste Feedback war der Wunsch einer Stundenplan-Ansicht und der Integration der Uni-Mail. Den Stundenplan haben wir bereits integriert und die Mail-Funktion werden wir in den nächsten Wochen veröffentlichen.
Für-Gründer.de: Welchen nächsten Meilenstein peilt ihr an?
Stefan Wegener von UniNow: Wir wollen die Verbreitung der App an den bisher angebundenen Hochschulen voranbringen. Unser nächstes Ziel sind hierbei 50.000 Downloads. Außerdem wollen wir die App verbessern und viele Nutzerwünsche umsetzen. So sollen als nächstes in der bestehenden Speiseplanansicht vegetarisches und veganes Essen gekennzeichnet werden und im Kalender die angemeldeten Prüfungstermine erscheinen. Auch die Skalierung der Hochschulen wollen wir weiter vorantreiben und so sollen bis Ende August 100 Hochschulen in der App vertreten sein.
Für-Gründer.de: Vielen Dank, Stefan, für das Interview. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg.
Der Beitrag Studenten-App erhält Millionen-Investment erschien zuerst auf GründerDaily - Deine tägliche Dosis Unternehmertum.