Während sich das Jahr 2015 dem Ende neigt, werfen wir einen Blick zurück auf die beliebtesten Gründerstorys. Wir fassen die Geschichten zusammen, die unsere Leser dieses Jahr am meisten in den Bann gezogen haben. Mit dabei sind Brillen aus Holz, ein Stiefkind, eine Pastorenvermittlung, Rollersharing und viele mehr.
Eat First – hochwertiges Essen auf Rädern
Lieferdienste sind schnell und bequem, aber die Auswahl der Speisen beschränkt sich häufig nur auf Fast Food. Eat First liefert dagegen vollwertige Mahlzeiten. Dazu arbeitet das Unternehmen mit erfahrenen Köchen aus der Gastronomie zusammen. Jeden Tag wird eine Speisekarte vorbereitet, aus der sich Kunden am Vortag eine Mahlzeit aussuchen können. Bestellt man bis 16:30 Uhr, wird noch am selben Abend geliefert. Anderen Food-Start-ups gibt Gründer Torben Schulz folgenden Ratschlag:
Das Wichtigste für uns ist, ein Gastronomie-Unternehmen zu sein. Die Qualität unseres Essens steht einfach über allem. Nur wenn unsere Kunden eine richtig gute Erfahrung mit uns machen – und das hängt vor allem davon ab, wie gut unser Essen ist – werden sie wiederkommen und uns ihren Freunden empfehlen. Diese simple Wahrheit gilt wohl für alle Unternehmen im Food-Bereich.
Das Jahr 2015 war für das durch Rocket Internet finanzierte Unternehmen allerdings nicht ganz einfach. So legte das Start-up eine Pause ein, um die Strategie zu überarbeiten. Nun soll es aber wieder losgehen.

Beispielsgerichte von Eat First (Bild: Eat First)
absence.io verwaltet Urlaubszeiten und Abwesenheiten
Ab einer gewissen Unternehmensgröße kann man bei der Urlaubs- und Vertretungsplanung schnell mal den Überblick verlieren. absence.io ist eine Cloudlösung, die alle Urlaubsanträge und Genehmigungsprozesse im Unternehmen abwickelt. Urlaubstage und Fehlzeiten sind übersichtlich im System einsehbar. So können Überschneidungen vermieden und Urlaubsvertretungen organisiert werden. Das Problem mit den klassischen Excellisten beschreibt Nikbin Rohany von absence.io so:
Eine Excel-Liste liegt meist bei einer Person und ist somit nicht unbedingt vom restlichen Team einsehbar.Hinzu kommt, dass diese Liste prinzipiell nur von einer einzelnen Person gepflegt werden kann, die somit den gesamten Arbeitsaufwand allein trägt. Um Genehmigungsprozesse in diesen Unternehmen abzudecken, werden oft zusätzlich Papierformulare oder E-Mail Templates verwendet, wodurch ebenfalls Intransparenz entstehen kann.

Mit der Anwendung von absence.io ist eine transparentere Absprache über Arbeits- und Urlaubszeiten ein Kinderspiel.
Nach Car- und Bikesharing kommt das Rollersharing
Sie wollten schon immer stilecht mit einer Vespa durch die Innenstadt fegen? Jaano übernimmt das bekannte Konzept des Carsharings und überträgt es auf Motorroller. Der Vorteil: Man spart sich die Parkplatzsuche und im Berufsverkehr schlängelt man sich genüsslich an den im Stau wartenden Autos vorbei. So kommt man schnell und gemütlich am Ziel an. Wie das funktioniert? Linda Laartey, Gründerin von Jaano erklärte es uns im Interview:
Der Kunde kann über unsere Jaano-App den nächstgelegenen Roller suchen. Dieser kann kostenlos für 20 Minuten reserviert werden. Angekommen am Roller öffnet sich nach Beginn der Miete die Sitzbank, in der sich der Schlüssel und einer der zwei vorhandenen Helme befinden. Angekommen am Ziel wird der Roller dann einfach bequem ohne lange Parkplatzsuche abgestellt.

Nicht nur für Nostalgiker eignet sich der Jaano. (Bild: Jaano)
Caketales: von der Elternzeit in die Selbstständigkeit
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird häufig diskutiert. Im zurückliegenden Jahr haben wir über einige Eltern berichtet, die nach der Geburt des Kindes nicht zum alten Job zurückkehrten, sondern ein Unternehmen gegründet haben, um so Kinder und Job unter einen Hut zu bringen. Ein Beispiel ist Nadine Brams mit ihrer Gründung Caketales. Sie liebt das Dekorieren von Torten und entwickelte zuerst für Familie und Freunde, später auch für den Onlineshop, aufwendig gestaltete Tortenständer aus Kunststein. Die größte Herausforderung für sie war das Lebensmittelrecht:
Gerade im Lebensmittelbereich hat man schon sehr große Auflagen, auch wenn man mit diesen selbst gar nicht umgeht, sondern bloß etwas für diesen Bereich produzieren lassen will.

Das Schaf „Hubärth” war die erste Version des Ständers von caketales.
Dein Lebenslauf: Existenzgründung mit Mitte 20: warum lange warten?
Dein Lebenslauf unterstützt die Nutzer bei der Erstellung individueller und professioneller Bewerbungsunterlagen. Ziel ist es, den Kunden zu beraten und zusammen mit ihm in Handarbeit Unterlagen zu erstellen, die sowohl durch ihre Gestaltung als auch inhaltlich aus der Masse der Bewerbungen herausstechen. Im Interview erzählt uns die Gründerin Britta Kiwit, wieso sie sich von einem sicheren Job löste und sich in das Abenteuer Gründung stürzte.
Deshalb kam auch irgendwann der Tag, an dem ich kündigte und mich zum ersten Mal löste von dem Gefühl des Fremdbestimmtseins, aus dem sich trotz Unbehagen viele nicht befreien möchten, weil sie Angst vor der nahenden Unsicherheit haben.

Britta Kiwit, Mitgründerin von Dein-Lebenslauf.com
baiardo: am Tag angestellt, abends nebenberuflicher Gründer
Ein Komplettpaket für den Kräutergarten in den eigenen vier Wänden, stilvoll verpackt in Weinkisten aus Holz, die baiardo gardening box. Eine Kombination aus Nachhaltigkeit, Design und Lifestyle.
So beschreiben die Gründer von baiardo ihre eigene Geschäftsidee. Das Unternehmen bauen drei Freunde aus Stuttgart in ihrer Freizeit auf. Abends nach der Arbeit. Damit so etwas funktioniert, seien Vertrauen und Verständnis für einander und natürlich immer mal wieder die Hilfe von Familie und Freunden wichtig. Mehr zu dieser Gründergeschichte lesen Sie im Interview.
rent-a-pastor: das geistliche Start-up
Einem Pfarrer wird die Vollzeitstelle gekündigt. Um weiterhin seine Rechnungen bezahlen zu können, versucht er es mit einem Internet Start-up. Das Ergebnis ist rent-a-pastor, eine Vermittlungsplattform für Hochzeits- und Trauerredner. Die Idee kommt nicht bei allen gut an, doch mit Kritik geht Pastor Samuel Diekmann sportlich um:
Jeder fromme Shitstorm begeistert andere und macht meine Idee und Dienstleistung nur bekannter.
Seine Zielgruppe seien ohnehin diejenigen, die mit Kirche schon lange nichts mehr anfangen könnten. Die ganze Geschichte lesen Sie hier.

rent-a-pastor im Einsatz: Heirat in Hamburg mit Pastor Christian Häring und Hochzeit in Wiesbaden mit Rednerin Marion Klug (Fotos: rent-a-pastor)
Uhren aus Holz und ein Junggründer, der standhaft bleibt
Dass man Studium und eine erfolgreiche Gründung unter einen Hut bringen kann, beweist die Gründergeschichte von Jan Jessberger. In der heimischen Werkstatt entwickelt er Uhren und Modeaccessoires aus Holz und verkauft sie unter dem Label Cheesy Wooden Accessories. Warum er mit der Gründung nicht wartet, bis er mit dem Studium fertig ist, beantwortet der 26-Jährige ganz salopp:
Ganz getreu dem Motto – wenn ich es jetzt nicht mache, dann mach ich es nie mehr – habe ich den Schritt gewagt.
Solch ein Unterfangen verlangt natürlich nach dem Rückhalt durch Familie und Freunde. Diese unterstützen ihn vor allem beim Verkauf und bei Messeauftritten. Trotzdem erfordere das Doppelleben als Student und Unternehmer viel Organisationstalent. Ob er dabei Stress empfinde, beantwortet er mit einem Zitat:
Working hard for something we don’t care is called stress. Working hard for something we love is called passion.

Der Gründer von Cheesy in seiner Werkstatt
Reisgurt: Der Joghurt ohne Milch oder Soja
Immer mehr Menschen suchen nach Alternativen zu bestehenden tierischen Produkten, zum Teil auch, weil Lebensmittelunverträglichkeiten zunehmen. Häufig überzeugen diese Alternativprodukte nicht durch ihren Geschmack. Die Brüder Gleich haben ein neues Produkt auf den Markt gebracht, das die Milch im Joghurt durch Reis ersetzt. Die Rezeptur sorgt dafür , dass die leicht säuerliche Note ebenso wie eine leichte Süße eines Joghurts im Geschmack erhalten bleiben. Das Marktpotenzial des Reisgurts sehen die Gründer optimistisch:
Der Umsatz mit veganen Lebensmitteln im Biohandel betrug im Jahr 2013 600 Millionen Euro und verzeichnet seither weiterhin zweistellige Wachstumsraten. In den vergangenen zwölf Monaten lag der Umsatz mit Kuhmilch-Joghurt-Alternativen, angeführt von Sojajoghurt, bei ca. 20 Millionen Euro.

Schmeckt wie Joghurt, ist aber ohne Milch: Der Reisgurt. (Bild: brueder-gleich.com)
Nachfolge beim Weingut Walch: es bleibt in der Familie
Der Name Elena Walch steht für Spitzenweine aus Südtirol. Die studierte Architektin übernahm eines der ältesten und bedeutendsten Weingüter der Region, und macht es dank neuer und moderner Konzepte zu einem Vorreiter der Südtiroler Weinkultur in puncto Qualität und Einzellagen. Nun steht ein weiterer Generationenwechsel an. Die beiden Töchter übernehmen die Verantwortung für den Familienbetrieb. Nicht immer gestaltet sich der Generationswechsel reibungslos, wie Julia Walch im Interview erklärt.
Von beiden Seiten wird viel abverlangt: Auf der einen Seite muss der Wille vorhanden sein, das Unternehmen abzugeben, von der anderen die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
Stiefkind: Der Apfel gründet nicht weit vom Stamm
Magdalena Schneider entwickelt im Rahmen ihrer Masterthesis an der Hochschule für Medien ein Marketingkonzept für den Apfelsaft ihres Vaters. Das Ergebnis ist der Stiefkind Apfelsaft. Das Besondere an der Geschäftsidee ist das Storytelling Konzept:
Das Stiefkind posted in eigenem Namen Beiträge in den sozialen Medien, auf Messeständen verkleiden wir uns als Stiefeltern mit roter Bobfrisur, die auch das Stiefkind im Logo trägt. Die Stände sind in knalligem Rot gestaltet. Meine E-Mail-Signatur enthält neben dem üblichen Titel die Bezeichnung „Stiefmutter”.
Das Konzept ging auf. In den vergangenen Jahren konnte war die Apfelsaft Produktion von Stiefkind restlos ausverkauft. Was sonst noch so besonders an dem Apfelsaft ist, erfahren Sie hier.

ROTzfrech ist das Stiefkind auch auf Events und Messen – das Konzept Storytelling geht auf. (Foto: Stiefkind Apfelsaft)
Das waren die beliebtesten Gründergeschichten im Jahr 2015. Wir freuen uns, Ihnen auch im nächsten Jahr spannende Geschäftsideen und Unternehmer vorzustellen!